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Gerlinde Lang

Innerlichkeiten. Äußerlichkeiten.

23. 8. 2009 - 01:14

FM4 Frequency 09 - Der Regen kommt.

Kreisky und Mono & Nikitaman aber auch, zum Glück.

Na endlich stellt sich echtes FM4 Frequency Feeling ein. Und ich dachte schon, der Regen kommt überhaupt nie. Was hätte ich mich dann auch beim Nachhausekommen vor meinen Brüdern schämen können, die so spektakuläre Geschichten vom Regen beim Novarock erzählt haben.

Hartgesottene Fans bei Auletta vor der Green Stage.

Radio FM4 / Christian Holzmann

Sanftes Regnen in der Nacht, am Vormittag ein Mordsgewitter und im Verlaufe des Tages allmählich solider Dauerregen. Soweit die Speisekarte. Am Campingplatz entscheiden sich viele dafür, ihr Zeug zusammenzuraffen und im Auto in Sicherheit zu bringen, und noch viel mehr suchen auf dem Betonboden des VAZ ein besseres Leben.

Radio FM4 / Christian Holzmann

Müllsäcke werden wieder raffiniert drapiert, mit diesjährigem Zusatztrend "silbernes Gaffatape", und zahlreiche Flipflops bleiben auf der Strecke im Lehm stecken.

Radio FM4 / Christian Holzmann

Mehr Gatschimpressionen gibt es hier zu sehen.

Mono & Nikitaman

Mono von Mono & Nikitaman

Radio FM4 / Christian Holzmann

"Noch jemand am Leben da draussen?" Wer bis hierher überlebt hat, bekommt jetzt Springtraining von Nikitaman. Der kann sogar den Beidbeinsprung wie der MC von Pendulum am ersten Tag. Mono freut sich für zirka eine Minute, dass der Regen aufgehört hat, und revidiert dann, "wenigstens soll sich der Regen bis zum Ende des Konzerts aufgelöst haben." Ein frommer Wunsch, der nicht in Erfüllung geht.

Nikitaman von Mono & Nikitaman

Radio FM4 / Christian Holzmann

Aber die Stimmung, die Stimmung! Die gehen gar nicht mehr nach unten, die Hände. "Hier ist es schön, wir bleiben für immer, es gibt keinen auf der Welt, der im Augenblick mehr Sinn macht." Der Auftritt von Mono und Nikitaman hat durchaus das Potential, zu einer ebenso hochrangigen "Mein schlimmbestes Ferienerlebnis" aufzusteigen wie damals Seeed beim Katastrophenüberschwemmungsnukefestival.

Publikum bei Mono & Nikitaman

Radio FM4 / Christian Holzmann

Mono und Nikitaman sind niemals nur zu zweit, deutlich zu sehen. Und über die Melodie von "Kids" von MGMT auch deutlich zu hören. Da schmatzt der Schlamm, da lacht das Herz.

Mehr Bilder vom Konzert gibt es hier.

"Frequency, ihr wart Hammaaaa!", tönt es von der Green Stage aus Richtung Culcha Candela. In der linken Tasche von meinem Regenmantel steckt ein völlig durchgeweichter fotokopierter Zettel. Das Lineup von einem alten FM4 Frequency. Damals waren Culcha Candela am frühen Nachmittag für Jazzanova eingesprungen, die irgendwo auf einer Raststätte eingeschlafen waren oder so. Livetalente, aus denen wird in ein paar Jahren ein Headliner, hab ich mir damals gedacht. Aber das kann ja jetzt, im Nachhinein, echt jeder behaupten.

Auf einem Festival kann sich jede/r anschauen, was er/sie will! Ich schlage mich in die Büsche und raschle rüber zur Open Stage, zu

Kreisky

Das kommt mir jetzt sehr gelegen, die Musik von Kreisky. Ich hab eh gerade Aggressionswoche. Lasst uns das in eine leiwande, tollwütige Party übersetzen.

Kreisky sind leidend. Rheumatische Arthritis, Gastritis, generelle Fertigkeit, you name it. Die Frage ist nur, wie spielen die, wenn sie einmal fit sind? Wenn schon im elenden Zustand die Hölle losbricht auf der Bühne, eine, die sich gewaschen hat, würde ich sagen, wenn man Höllen waschen könnte. Jegliche Sorgen, dass die Weekenderbühne gleich nebenan Kreisky übertönen könnte, sind sogar bei den langsamen Chansons strikte überflüssig.

kreisky

radio fm4

"Vandaleeeeen!", fordert das Publikum, und noch so einiges mehr. "Ihr kennt's ja alle unsere Stücke", wundert sich Sänger Franz Wenzel. "Ihr seid's ja vielleicht Nerds." Wir kennen sogar alle den Text von "Vandalen" und brüllen ihn bei der Zugabe mit. Oooahh!

Jedes Mal, wenn ich Kreisky sehe, dann bin ich unsinnig stolz, dass ich so eine Band kenne. Dass ich ihre Texte verstehe, die zu mir zu sprechen scheinen. Dass es da eine Band gibt, die ich theoretisch sogar auf der Straße treffen könnte, und die ich vorbehaltlos, ohne Mitleid, gut finden kann.

kreisky

radio fm4

Kreisky haben so viel mehr verdient als ihr Lunchpaket von der Open Stage.

Eine Wurstsemmel.
Ein Käsbrot.
Eine Birne.
Ein Mars.