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Gerlinde Lang

Innerlichkeiten. Äußerlichkeiten.

21. 8. 2009 - 00:49

FM4 Frequency 09 Green Stage

Pendulum, Volbeat, Dúné, Enter Shikari, An Experiment on a Bird in the Airpump.

Christian Holzmann und ich sind ein prima Team, "so wie Satan und die Fischerchöre" (Zitat Kinderzimmer Productions). Uns kann man ruhig eine ganze Green Stage zur Beobachtung anvertrauen. Nein, eigentlich sind wir eher Mermaidman und Blaubarschbube.

Radio FM4 / Christian Holzmann

Grüß Gott bei der Green Stage

FM4

Für mich die beste Band des ganzen ersten Tages: An Experiment on a Bird in the Airpump aus dem UK. Wäre London eine Frau, und hätte sie mit John Waters Kinder gemacht, dann wären das diese drei: C-Bird, D-Bird und X-Bird. Man spielt mit kleinem Schlagzeug und zwei Bässen, und nach jedem maximal zwei Minuten langen Song wird gewechselt. Jede nur mögliche Kombination findet statt, jede trommelt, basst oder singt einmal. Wenn die mit dem Pagenkopf singt, klingt die Band wie The Jesus and Mary Chain ohne die Verzerrung. Singt die mit den teenage-angsty Stirnfransen, dann klingen An Experiment... wie schüchterne Sonic Youth. Und wenn die dicke Bird singt, dann klingt das seltsamerweise wie The Gossip, die auf dem Friedhof einen Wutanfall haben. "You are forlorn in here. You are forlorn in here. This is the love. This is the love. This is the Love." Nach 35 Minuten ist alles vorbei.

FM4

Christian Holzmann: Liebe Kollegin Lang, das ist geschummelt: An Experiment... haben auf der Weekender Stage gespielt. Nicht auf dem relaxt raschelnden. Fussballrasen der Green Stage.

GL: Gut, ich geb's ja zu.

CH: Mein persönlicher Headliner des heutigen Tages auf der Green Stage ist ja (wie könnte es auch anders sein) die lässigste, sypmathischste und überhaupt sowas von Rock 'N' Rolligste Metalband der Welt, nämlich Volbeat.

Radio FM4 / Christian Holzmann

CH: Wenn Michael Poulsen und seine Kollegen aus Dänemark irgendwo auftreten, was nicht weiter entfernt ist als 500 bis 1000 Kilometer, dann bin ich auf jeden Fall vorort und bin gleich mal so frei den Sänger am Ende des hervorragenden Konzerts zu zitieren:

"You're beautiful, you're Country, you're Metal, you're Punk, you're drunk..."

Ich bleibe nach wie vor dabei, Volbeat sind immer noch eine jener Bands, bei der ich es einfach nicht unterlassen kann und will, jeder und jedem davon vorzuschwärmen und dass das zwar einerseits selbstverständlich Metal ist, man selbigen aber nicht zwangsweise mögen muss, um die Band gut zu finden. Eine gewisse Begeisterung für harte Gitarrenklänge schadet freilich nicht und, es war wie auf bisher jedem Volbeat Konzert. Begeistert tanzende Damen, wie von Sinnen headbangende Herren.

Radio FM4 / Christian Holzmann

Poulsen mag seit neuestem vielleicht in feinem Tuch gekleidet sein, der Intensität des Volbeat Auftritts auf dem Frequency schadete dieses freilich in keinster Weise. Viel zu kurz war das alles leider und gar einen neuen Song gab es zu hören, der wohl hoffentlich alsbald auf einem neuen Album feilgeboten werden möge.

Einziger Wermutstropfen des Konzerts war, dass sie meinen Lieblingssong "Radio Girl" bereits spielten, als ich noch im Fotograben zugange war. Headgebange gut und schön, beim Fotografieren kommt das allerdings nicht ganz so gut. Wie zum Trost gab es am Ende noch das Intro von Slayers "Raining Blood" und eigentlich war das bei aller Liebe von Michael Poulsen zum Rock 'N' Roll denn doch sowas wie ein Statement zu "Metal the Devil". Danke dafür.

GL: Dúné, auch aus Dänemark, haben letztes Jahr viel durchgemacht. Matura, Umzug von der gemütlichen Kleinstadt Skive erst nach Kopenhagen und dann nach Berlin. Japantour und zweites Album fertig: "Enter Metropolis".

Es ist 13.30 Uhr in der Stadtsportanlage hinter der Greenstage, und wir stehen noch mit dem coolsten Platzwart der Welt mit dem gemustertesten Hemd der Welt, Gerald, in Verhandlungen um eine Fussballergarderobe, in der wir unser HQ aufschlagen wollen. Da taucht eine junge Dame auf und fragt sehr lieb und neugierig, wo man denn hier Bier bekommen könne. Es ist die Keyboarderin von Dúné.

Radio FM4 / Christian Holzmann

Dúné sind zu siebt sowie gutaussehend, und da lässt sich schon einiges anstellen auf einer Bühne. Große Gesten, ausgefeilte Tänze, erstklassiges Styling. Die Roadies nicken zufrieden: Endlich jemand außer ihnen, der auch noch Stiefel trägt. Zwei Iros (immer), zwei Keyboards (manchmal) und zwei Schlagzeuge (auch manchmal).

Dúné werden dann auch ziemlich bald ziemlich emotional: "This song is for my ex-girlfriend. The bitch." Der Keyboarder rechts veranstaltet erst einen Wet-T-shirt-Contest mit sich selbst und wirft sich dann ins Publikum, um noch eine FM4-Sprechblase zu ergattern.

Radio FM4 / Christian Holzmann

CH: Ja, und vor der Bühne gab's Kurzstrecken-Crowdsurfing. Ach ja, apropos, bei Enter Shikari wurde auch einigermaßen viel crowdgesurft.

Radio FM4 / Christian Holzmann

CH: Überhaupt sind die Engländer vermutlich sowieso irgendwie wahnsinnig, und sofern man irgend eine Musikrichtung mag, die wie Techno-Rave-Nu-Metal-Elektro-Britpop oder so ähnlich daherkommt, so ist man bei dieser Band sehr gut aufgehoben. Alles dabei, außer Operette vielleicht und das Absurde an dieser Band ist ja, dass sie auf ihren Alben wesentlich ernster klingen, als sie es vielleicht meinen. Live macht es zumindest diesen Eindruck, und so wirklich einordnen kann man Enter Shikari nicht. Ok, außer dass sie vielleicht wahnsinnig sind, eine Kreuzung aus Limp Bizkit, Bloodhound Gang und noch vielem mehr.

Radio FM4 / Christian Holzmann

GL: Ich wollte es ja nicht glauben, aber Enter Shikari sind wirklich ein ganzes Festival in einer Band komprimiert. Und auch unser Headliner auf der Green Stage ist ein Hybrid: D'n'B meets Gitarre bei Pendulum.

Radio FM4 / Christian Holzmann

Ugols Law lautet: Fragen, die mit "Bin ich eigentlich die einzige, die ...?" beginnen, sind grundsätzlich mit "Nein" zu beantworten. Aber nach dem Motto "Kein Festival in Österreich ohne Pendulum" war es für mich schon allerhöchste Eisenbahn, die mal live zu sehen. Und mir ist nunmehr auch klar, warum Pendulum immer eingeladen werden.
Zack, Pendulum betreten die Bühne. Zack, alle unten im Publikum springen hoch. Wasserbälle, Glowsticks, Fässer (wtf?), Flüssigkeiten und staubige Teppiche fliegen in die Höhe. Und alles huldigt dem Bass und der Trommel.

Radio FM4 / Christian Holzmann

Bleibt nur noch die Frage: Sind Pendulum eigentlich die besseren, die frischeren Prodigy? Deren Samples sind jedenfalls schon zu Pendulum übergelaufen. Das wird ein heiteres dejà-écouté Samstag Mitternacht bei Prodigy. Wenn Sie mich jetzt bitte entschuldigen, ich muss auch noch mit der zweiten Hand über meinem Kopf herumwedeln. Mit den Füßen das Drumandbass-Schlurfwippen machen. Und synchron dazu Headbangen.

CH: Apropos Mitternacht. Gute Nacht, Frau Lang.

GL: Gute Nacht, Herr Holzmann.

CH: Gute Nacht, alle!

GL: Gute Nacht, John-Boy.