Erstellt am: 22. 8. 2009 - 14:10 Uhr
Das vegane Kochbuch
Blumenbar Verlag
Das vegane Kochbuch. Herausgegeben von Sandra Förster. Blumenbar Verlag, 166 Seiten, 24,90 Euro.
Wer sich ernsthaft noch nie Gedanken über vegane Ernährung gemacht hat, sollte sich einmal einen Film über die industrielle Herstellung von Lebensmitteln ansehen. Vielleicht „Unser täglich Brot“ von Nikolaus Geyrhalter, um nur ein Beispiel zu nennen. Wem dann nicht fast das Herz stehen bleibt, wenn endlose Massen von fluffigen, quicklebendigen Babyküken auf einem Fließband direkt in den Häcksler geblasen werden, weil sie für den (Eier-)Markt nicht verwertbar sind, kommt sicher nicht in den Verdacht, ein mitfühlendes Weichei zu sein. Aber auch für jene, die sich von emotional-empathischen Argumenten für Tierliebe nicht einwickeln lassen wollen, sprechen gute Gründe für eine Kost nicht nur ohne Fleisch und Fisch, sondern ohne alle tierischen Produkte wie Eier und Milch. Nämlich nicht nur, dass sie tierisch gesund ist, sondern dass sie unglaublich gut schmecken kann.
Sarah Illenberger / Blumenbar
Dass vegane Ernährung lange nicht mehr so außerirdisch, kompliziert oder gar freudlos sein muss, wie heute immer noch gerne getan wird, das beweist „Das vegane Kochbuch“ von Sandra Förster im Blumenbar Verlag. Die Betreiberin des veganen Münchner Restaurants Café King und vormals des Zerwirk setzt gewieft genau da an, wo es normalerweise die meisten Beschwerden hagelt: Die äußerst hübsch aufgemachte Rezeptsammlung ist stylish und frei von jeglichem „Öko-Muff“, trotz quasi philosophischer Begleit-Essays undogmatisch, und vor allem: lecker. Beim Durchblätterm der verschiedenen Abteilungen wie „Suppen“, „Vorspeisen“, „Salate“, „Pasta“, „Hauptgerichte“, „Desserts“ und „Salsas und Chutneys“ läuft einem, nicht nur aufgrund der glamourösen Fotos, das Wasser im Munde zusammen.
Sarah Illenberger / Blumenbar
Da gibt es die bodenständigen Semmelknödel mit Rahmchampignos und Sojagyros mit Tzatziki für jene, die erst mal keine allzu großen Experimente wagen wollen, daneben finden sich die schon etwas ausgefalleneren Rezepte für Wassermelonensalat, Blutorangen-Carpaccio und Auberginen-Belugalinsen-Kaviar, und auch die süßen Zähne kommen im umfangreichen Kapitel „Desserts“, quasi die Königs- (da schwierigste) Disziplin der veganen Küche, mit Brownies, Mousse au chocolat und Panna Coco (Panna cotta mit Kokosmilch) voll auf ihre Kosten.
Die Kochanleitungen sind so kurz, dass schon beim flüchtigen Scannen der Seiten klar wird, dass die Zubereitung keine besonders gefinkelten Fähigkeiten erfordert, und auch die Zutaten sind heutzutage fast alle problemlos zu bekommen – auch wenn einem zunächst der massive Einsatz von „Agavendicksaft“ ein wenig ungewohnt vorkommen mag. Abgerundet wird die Sammlung mit zusätzlichen Rohkost-Rezepten der Gastköchinnen Jutta Winkelmann und Gisela Getty, einem hilfreichen Glossar zu den wichtigsten veganen Begriffen sowie erhellenden Texten von der Herausgeberin selbst, ihrem Kochpartner Michi Kern, der taz-Autorin Hilal Sezgin und der Yoga-Expertin Sharon Gannon.
Sarah Illenberger / Blumenbar
Wer nach der Lektüre des Bandes noch nicht komplett vom veganen Lebensstil überzeugt ist: macht nichts. Denn, wie ein benevolenter Veganer einmal geäußert hat: Besser immer öfter mal vegan essen als gar nie. Und um mit den Worten des SZ-Autors Rainer Erlinger aus der Einleitung zu schließen:
Sarah Illenberger / Blumenbar
„Offenbar kann man auch auf philosophischer Ebene darüber streiten, ob es moralisch geboten ist, vegan zu leben. Aber dagegen, dass es jemand ablehnt, Tiere zu töten oder auszunutzen, lassen sich tatsächlich kaum ethische Argumente finden.“
Das nur für jene, die mit den immergleichen Schwachsinnsargumenten wie „Hitler war auch Vegetarier!“ oder „Und was ist mit den armen Pflanzen? Haben die keine Gefühle?“ kommen. Und nun: Guten Appetit.