Erstellt am: 18. 8. 2009 - 16:03 Uhr
Plattenbau(ten)
Was passiert mit Platten, die ihren Zenit überschritten haben, die niemand mehr hören will? Im schlechtesten Fall landen sie auf dem Müll, im besten Fall werden sie am Flohmarkt von einem DJ entdeckt und zu Samples verwandelt. Manche kommen auch zu Albrecht Dornauer, dann werden sie zu Möbeln.
Dass Albrecht einen anderen Zugang zu Platten hat, als die meisten Menschen, sieht man schon an seinen Auftritten als DJ Alaska Al, wenn er statt zweier Turntables zwei Juke-Boxes zum Auflegen verwendet. Seit über zehn Jahren arbeitet Albrecht in einem Plattenladen. In diese Zeit sind eine Menge Platten durch seine Hände gegangen, und nicht nur die Musik, auch die Cover haben es ihm angetan – so sehr, dass er die schönsten von ihnen ausstellen, die Gebrauchsgraphiken zu Kunst machen wollte.
Die Vorstellung, Cover an Cover aneinanderzureihen erschien ihm als zu langweilig, so entwickelte er gemeinsam mit der ArchitektInnengruppe columbos next ein Alternativkonzept: Ein "Haus der Musik". Eine Wohnung, deren Wände aus Plattencovern bestehen sollten, wie Tapeten. Und damit die Wohnung nicht leer erscheint stellte Albrecht Möbel hinein – aus Vinyl, mit einem Heißluftfön geformt. Neben einem Bett entstanden so auch eine Couch, ein Waschbecken, eine Toilette und sogar eine Badewanne aus nicht mehr gebrauchten Platten.
Simon Welebil
Insgesamt wurden etwa 1300 Cover und ca. 1000 Platten aus den letzten 50 Jahren in der Wohnung verbaut. Die Cover sind dabei thematisch angeordnet: Da im Wohnzimmer meist der Fernseher im Mittelpunkt steht, dominieren hier die Soundtracks, auch im Kinderzimmer finden sich (ehemalige) Fernsehstars wie Helmi oder Clown Enrico.

Simon Welebil
Auf der Toilette, dem Ort, wo man am liebsten alleine ist, wird man von Dutzenden Augenpaaren angestarrt, das Schlafzimmer wird bestimmt von Blautönen und Porno-Covern.
Simon Welebil
Eingeweiht wurde diese Wohnung im Labor Büchsenhausen (Weiherburggasse 13, Innsbruck) am 14. August, besichtigt werden kann sie dann für zwei Wochen, jeweils von Dienstag bis Freitag 14:00 – 19:00.
Albrechts ungewöhnlicher Zugang zu Schallplatten bestimmt auch sein nächstes Projekt. Er plant eine Wiederveröffentlichung vergessener musikalischer Obskuritäten wie jugoslawischem Surf-Rock oder iranischem Funk.