Erstellt am: 16. 8. 2009 - 18:40 Uhr
A City That Never Sleeps
Zigmal schon zitiert, alt wird's trotzdem nie: Mit "From:Disco To:Disco" haben Whirlpool Productions, neben "Nightclubbing", egal, ob von Iggy oder von Grace, eine der schönsten Oden an das Nachtleben ever produziert, da kann man Lützenkirchen getrost vergessen. Der Titel des Stücks darf immer wieder als Leitfaden für die Gestaltung des Abends herhalten. From:Disco To:Disco: Der Samstag der c/o pop Köln steht unter dem Motto "Local Heroes Clubnacht", was bedeutet, dass diverse, 14 an der Zahl, Kölner Partybetreiber, die verschiedenen Clubs mit ihrer üblichen Partyschiene plus internationalen Stargästen bespielen. Klingt wie der herkömmliche Samstag Abend, ist aber in Köln in seiner Opulenz und Dichte ein tatsächlich pralles Füllhorn an Optionen.
House-Gott Theo Parrish könnte man sich da beispielsweise anhören, den kanadischen Meister blubbernden Technos, Mathew Jonson, mit einem Live-Set, oder die italienischen Hauruck-Elektroniker von den Bloody Beetroots mit ihrem superdemonstrativ auf Radau gebürsteten, edbangermäßigen Geknatter. Bevor jedoch die ganze Stadt in den Tanzschuh schlüpft, wollen wieder echte Konzerte mit echten Instrumenten erlebt werden. Den Anfang macht wie schon die zwei Tage davor der Offenbachplatz, heute mit einem Konzert der Black Lips. "Flower Punk" nennt das Quartett aus Atlanta, Georigia, seine Musik selbst, um doofen Kategorisierungen von Außen vorzubeugen und klarzumachen, dass man auf der höflichen Seite von Punk zuhause ist. Runtergeschrammelte Gitarren, Holterdiepolter, sonnengeküsste Melodien, freundliche Menschen, ein Drummer, der singt: Die Black Lips sind eine sehr gute Band.

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Gediegener und exklusiver gehts in der Boutique von Herr von Eden im Belgischen Viertel der Stadt zu: Der kanadische Großentertainer Gonzales gibt ein Solo-Pianokonzert vor nicht zu geringen Teilen höchst schickem und sich auch so vorkommendem Publikum, erklärt den Unterschied zwischen Dur und Moll ("Major is like the U.S.: Hey!!! How's it going? - False Optimism.") und fordert im Zuge einer selbst verfassten Oper, die die eigene Lebensgeschichte behandelt, das Publikum nachdrücklich dazu auf, sich die eigenen Eltern beim Sex vorzustellen: "I want all of you to imagine your parents fucking right now. Now!"

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Den Höhepunkt des Abends stellt ein Flirt mit der Hochkultur dar. Kompakt-Kopf Wolfgang Voigt präsentiert sein Ambient-Projekt GAS samt erdrückenden Visuals im großen Saal eines - ausgerechnet - Cineplexx. In die Ewigkeit zerdehnte Klassik-Schnipsel, Beats in Zeilupe, auf der Leinwand entfalten sich Verzweigungen und Verästelungen, Blüten und Äste. Dichte Schichten, mikroskopische Verschiebungen, zum Abschluss, unter Getöse auf schwarzem Hintergrund, drei Lettern in Rot: GAS. Schluck. Grusel. Bombast. Pathos. Wahnsinn.

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Zum Glück rettet der norwegische Disco-Prophet Todd Terje mit einem fantastischen Set die Menschheit vor allzuviel geiler Bedeutsamkeit - wenn man massig Chic-mäßigen Glam-Funk, Vibraphon-Solos, "Tryouts For The Human Race" von Sparks und einen Edit von "Billy Jean" in der Plattentasche mit sich führt, kann ja nicht mehr viel schief gehen. Cologne, you've got me love dancing. Eine Nacht mit vielen Bildern.

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