Erstellt am: 9. 8. 2009 - 15:10 Uhr
In der Sommerfrische
Schön ist es zwar im Badischen, das ja wegen seines warmen Klimas als "Das Kalifornien Deutschlands " gilt. Aber das Ausspannen will gelernt sein. Und so liegt man am See, sitzt draußen und beobachtet die Vögel auf dem Feld, und erst wenn der Zustand existenzieller Langeweile eintritt, ist man bereit für die wirkliche Erholung, ist der Kopf ausgelüftet und frei für neue Aufgaben.
Christiane Rösinger
Das sommerliche Leben steckt voller Geheimnisse: Warum zum Beispiel können sich nasse Hunde immer nur dicht neben einem Menschen ausschütteln, und warum laufen sie grundsätzlich über Badetücher? Zum Glück ist das Internet ja überall, kann aber in diesem Fall keine befriedigende Antwort geben, es gibt zwar youtube-Videos, die verschiedene Arten des Schüttelns analysieren, aber das geht ja am Thema vorbei. So entwickelt man eigene Theorien: Hunde, die aus dem See kommen, laufen immer erst ein paar Meter, bevor sie sich schütteln, wahrscheinlich, um wirklich völlig sicher zu sein, dass sie nicht mehr im nassen Element sind. Wahrscheinlich brauchen sie deshalb auch die Nähe des Menschen, um sich ihrer Existenz auf dem Trockenen zu vergewissern.
Herrlich ist der Sommer auf dem Land, wenn der warme Wind über die Haut streicht, wenn man mit dem Fahrrad vorbei an den Kornfeldern zum See radelt.
Mähdrescher und Heuwender kriechen wie futuristische Kampfmaschinen und riesige Killerinsekten die staubigen Feldwege entlang. Die altvertrauten Baggerseen mit ihren Kiesbagger werden zu apokalyptischen Industrielandschaften in einem Katastrophenfilm, hinter den gleichmäßig auf den abgemähten Feldern verteilten Heuballen sieht das kunstbetriebgetrübte Auge Land-Art-Konzeptkunst und die Fontänen der Beregnungsanlagen werden zur Wasserperformance-Installation.
Christiane Rösinger
Christiane Rösinger
Und eher nebenbei wird einem bewusst, wie man sich als Landkind nach zwanzig Jahren Berlin, eine ganz andere Naturwahrnehmung angeeignet hat.