Erstellt am: 5. 8. 2009 - 11:34 Uhr
Fußball-Journal '09-67.
Der Kader für Kamerun
Tor: Jürgen Macho (vereinslos), Helge Payer (Rapid), Andreas Schranz (Kärnten)
Abwehr: Franz Schiemer (Salzburg), György Garics (Atalanta), Aleksandar Dragovic, Manuel Ortlechner (Austria), Andreas Ibertsberger (Hoffenheim/DEU), Christian Fuchs (Bochum/DEU).
Mittelfeld: Paul Scharner (Wigan/ENG), Christoph Leitgeb (Salzburg), Yasin Pehlivan, Christopher Trimmel, Christopher Drazan, (Rapid), Andreas Hölzl, Jakob Jantscher (Sturm), Zlatko Junuzovic (Austria).
Sturm: Erwin Hoffer (Napoli/ITA), Marc Janko (Salzburg), Stefan Maierhofer (Rapid), Rubin Okotie (Austria).
Als verletzt vermeldet sind Sebastian Prödl (Werder/DEU), Ekrem Dag (Besiktas/TUR), Emanuel Pogatetz (M'Boro/ENG), Martin Stranzl (Spartak/RUS), Jürgen Säumel(Torino/ITA), Marko Arnautovic (Twente/NED) und Veli Kavlak (Rapid). Trifft auch auf Harnik (Werder/DEU) oder Salmutter zu.
Auf Abruf stehen: Andreas Ulmer (Salzburg), Florian Klein (Austria), Ümit Korkmaz (Frankfurt/DEU), Stefan Lexa (Ried), Manuel Weber (Sturm) und, wohl als Zeichen der Ermunterung, Roman Wallner (LASK).
Considered wurden Michael Gspurning (Xanthi/GRE), Thomas Prager (LASK), noch nicht Neu-Mainzer Andreas Ivanschitz.
Kein Thema sind aktuell Linz (Braga/POR), Marko Stankovic (Triest/ITA) oder Bahadir (Bursa/TUR), bei denen die Saison aber auch noch nicht begonnen hat, sowie Hoheneder (Sparta/TCH) oder Sturm-Goalie Gratzei.
Vom Rest hat sich keiner sonderlich aufgedrängt, vielleicht Haris Bukva, der allerdings noch weniger seriöse Minuten gespielt hat als Trimmel.
In Klagenfurt werden übrigens Ivica Vastic und Martin Hiden offiziell verabschiedet.
Die Info vorweg, ehe es ans "Dahinter" geht: Trimmel und Christopher Drazan von Rapid sind erstmals im heute vormittag bekanntgegebenen ÖFB-Teamkader, weil sie schnell sind, und Schnelligkeit, wie Teamchef Constantini deutlich sagt, das Wichtigste im internationalen Fußball ist, fürs Anschlusshalten. Habe man gegen Serbien gesehen (deswegen dort auch die vielen Jungen), wird man gegen Kamerun in einer Woche auch. Und da würden dann eben auch weniger als die drei guten Bundesliga-Spiele reichen, die er selber anläßlich der Einberufung von Pehilvan zuletzt als eigentlich zu wenig angemahnt hatte.
Weniger deutlich ist Constantini dann, was den Teamrücktritt von Tormann Alex Manninger betrifft. Zuerst eiert er ein bissl herum, der Juventus-Legionär hätte ihn gebeten, ihn nicht mehr einzuberufen, und er wäre der Bitte nachgekommen.
Dann wird er, auf Nachfrage, ein wenig konkreter: Ja, es handelt sich um einen Abschied. Er habe Manninger angerufen, um ihm zu sagen, dass er ihn am Mittwoch als Nummer 1 plane, aber Manninger will nicht mehr, aus heiterem Himmel wäre das gekommen, und er, Constantini, hole keinen, der nimmer wolle. Nie mehr? Naja, niiieeee, das wäre wiederum ein zu starkes Wort, etc...
Aber ja: Unter Constantini spielt Manninger nicht mehr.
Manninger aus, Macho in?
Das ist schade und absurd.
Denn die drei einberufenen Goalies (Schranz, Payer, Macho) sind entweder (aktuell) deutlich schwächer oder vereinslos. Gspurning bekommt eine Pause, und der Jürgen Macho wäre dabei, sagt der Teamchef, um "ihm zu helfen".
Auch das führt er dann nicht wirklich aus, aber es ist klar, was er meint.
Wenn Macho, der dringend einen Verein sucht, im Kader steht oder gar spielt, lässt er sich besser anbieten/verkaufen auf dem internationalen Markt. Um diese Hilfe geht es.
Eine Hilfe, die z.B., etwas halbherzig, auch das letzte Mal im Fall Veli Kavlak stattfand. Da war der Rapidler auch nicht in Teamform, wurde aber berufen, um dem Club so einen Transfer zu erleichtern, von wegen aktueller Teamspieler und so.
Hat nichts genützt, weil der historische Fehler von Rapid (auch wenn dran niemand im Einzelnen schuld sein mag) nicht wiedergutzumachen ist.
Hohes Tempo, überall...
Weils für die U21 am nächsten Mittwoch in eine Qualifikation geht, spielen Beichler und Baumgartlinger dort (-> der Kader kommt später, Andreas Herzog braucht noch...).
Was von Assistent Zsak zum wiederholtenmale genutzt wurde um historische Fakten zu verdrehen und gegen den alten Teamchef nachzutreten. Glücklicherweise sprach Constantini auch dann, wenn eigentlich Zsak angesprochen wurde, sodass der und Heinz Peischl weiter ihrer Arbeitsbeschreibung als Wenig-Sager nachkommen können.
Aber auch Constantini peitscht seine öffentliche Auftritte zunehmend in einem verblüffenden Tempo durch.
Die PK begann zu früh (!) und war nach einer Viertelstunde vorbei. Auch weil die Fragen so beantwortet wurden, dass man merkte hier hat einer keine Lust auf einen Dialog, sondern würgt alles so deutlich ab, dass es dem Anderen dann einfach vergeht (das war bei Brückner, aus anderen Gründen, ja auch so).
Und das ist auch außerhalb dieser Auftritte so: bei meinem fast schon zum running Gag mutierten mittlerweile dritten Nachhaken nach einem vertiefenden Gespräch (also dem Entbehren einer halben Stunde) heißt es, dass das "schwierig" sei. Der Teamchef wäre "derzeit zwar stetig im Einsatz, aber nur sehr beschränkt in Wien."
Das ist einerseits gut - man sieht ihn tatsächlich jeden Spieltag auf Tribünen, und danach in den VIP-Klubs.
Das ist andererseits auch eine Chiffre dafür, dass die eigentliche Nebenbeschäftigung Constantinis, seine Trainingscamps, nicht nur im Sommer sein Hauptjob sind.
Der Teilzeit-Groover als Vorbild
Nicht dass die Rolle des Frühstücksdirektors per se schlecht wäre - selbst wenn die Assistenten die Lücke nicht ausfüllen.
Aus dieser Auslegung des ÖFB-Teamchef-Jobs ergibt sich ein Teilzeit-Groove, der schon was für sich hat: ein kleiner Verband braucht auch nur kleinen Aufwand, eine kleine Vision um seine kleine Rolle so zu spielen, dass es passt.
Ein Problem hat Constantini im übrigen durch den Ausfall von Prödl-Pogatetz und sein Beharren Paul Scharner im Mittelfeld einzusetzen, wiewohl der im Verein Verteidiger spielen wird: zwei seiner drei Innenverteidiger (Schiemer und Ortlechner) sind zuletzt hauptsächlich außen aufgeboten worden - nicht zuletzt auch im Team.
Macht gar nix, sagt der Groover, es kann nur gut sein, wenn einer beide Positionen spielen kann. Constantini hat bei jedem auftauchenden Problemchen die Ruhe weg...
Dietmar Constantini hat gedanklich nie seine Dauerrolle als ewiger Interimstrainer verlassen.
Er ist weit weg von Full-Time-Denken - und wer weiß, vielleicht ist genau das (und es wird ihm, den Naturburschen, nicht als Faulheit, sondern als Lockerheit ausgelegt!) ein brauchbarer Ansatz.
Vielleicht ist das öffentlich vermittelte Bild der "vielen harten Arbeit", die hinter diesem Leichtigkeit vermitteln wollendem Spiel steckt, doch nur Humbug.
Und die Teilzeit-Kraft, die mit an Praktikanten gemahnenden Helfern auftritt, ein Prophet.
Vielleicht aber auch nicht.
Ich hab grade keine Lust mich für eine Position zu entscheiden - so wie Constantini das eh auch macht, bei seinen Torleuten etwa. Wobei er eh nicht verstehe, sagt er, warum die immer das Gefühl brauchen würden, als Nummer 1 gesetzt zu sein, also Spielsicherheit zu bekommen. Psycholologie oder Menschenführung, papperlapapp...
Es würde eine Zeitlang brauchen um da fündig zu werden, auf der Suche nach einem echten Einser-Goalie, egal ob im In- oder Ausland, sagt Constantini dann. Und nicht nur wegen den eklatanten Widerspruchs, den er gerade von sich gegeben hat, hat niemand im Raum hat das Gefühl, dass diese Suche ihn selber betreffen wird.