Erstellt am: 2. 8. 2009 - 23:02 Uhr
Fußball-Journal '09-65.
Man kann ja nicht sagen, dass nichts weitergeht.
Hier wie immer ein kleines Update über Auslandswechsel österreichischer Spieler:
Angeblich fischt Wolverhampton nach Maierhofer - die Premier League würde dem Langen enorm guttun! Die restlichen Gerüchte (Janko-Milan, Drazan-Gladbach, Dragovic-Livorno...) sind eher schwach.
Marco Vujic (84-02), Linzer Bub, der schon einmal in belgien war, zuletzt bei den RB Juniors, geht in die zweite griechische Liga, aber in die Hauptstadt, zu AO Ilisiakos Athen.
Michael Haunschmid (89-12), Ex-Rapidler, zuletzt bei Austria Lustenau unehrenhaft entlassen, also ein schlimmer Bub, geht ins heiße Zypern, zu AEL Limassol, einem der dortigen Traditionsclubs.
Projekt 12-Talent Andreas Weimann darf in der Vorbereitung von Aston Villa in der Ersten spielen, und das gegen Juventus... - vielleicht schaut mehr als nur die Reserve für den jungen Herrn (am Mittwoch wird er 18) raus.
Und in der ersten DFB-Cup-Runde zeigte ausgerechnet Wandervogel Rolf Landerl auf, der als Offensivkraft mit dem VfB Lübeck Ivanschitz neuen Verein, Mainz 05, rauskegelte. Ivanschitz war in der Verlängerung (mehr hab ich leider nicht gesehen) als eine Art letzter Mann tätig, der Quarterbackartig alle Bälle nach vorne schlug. Absurd.
Radovan Vujanovic, mittlerweile Kapitän (!) des 1. FC Magdeburg, fiel durch Einsatz und Ellbogenchecks auf. Und Sargon Duran rettete einmal (unbemerkt) illegal auf der Linie, was seine TB Berlin nicht vorm Ausscheiden gegen den KSC abhielt.
Andreas Ibertsberger war bei Hoffenheim im Einsatz, und Fuchs spielte auch, zweimal: Christian bei Bochum, und Benny bei Braunschweig wurde eingewechselt.
Die anderen Ösis waren nicht im Einsatz. Tormann Christopher Knett saß beim Jahrhundertspiel der SG Großaspach gegen den VfB Stuttgart nur auf der Bank.
Am Samstag, direkt nach der letzten Europacup-Runde der vier österreichischen top-Vereine schreibt der Kurier, dessen Sportredaktion sich mittlerweile als die Speerspitze einer den Gegebenheiten angepassten Berichterstattung etabliert hat (und somit dem großmannssüchtigen, chauvinistischen Boulevard, der eine durchaus als volksverblödend zu bezeichnende Kampagnen-Politik des puren Eigennutz und der bewussten Desinformation fährt, die lange Nase zeigt) von einem Neuen Realismus, der etwa das Bewußtsein aktuell gegen Mitstreiter auf Augenhöhe zu konkurrieren verinnerlicht hat.
Und tags drauf sprechen die Verantwortlichen des aktuell einzigen reelen Exporteurs von fußballerischer Qualität (Rapid Wien) endlich offen von ihrem Dasein als Ausbildungsverein.
Zumindest einige sind also angekommen.
Und das ist nicht nur nicht Nichts, sondern drängt natürlich auch jemanden, der genau diese Punkte und einen solchen Bewußtseinswandel andauernd einfordert, dazu hier einmal kurz innezuhalten und Bravo! Endlich! zu schreien.
Diesen Gipfelsieg werden ohnehin jetzt die Mühen der Ebene folgen, das wird also eh noch hart genug.
Im Klub der Realisten
schreibt Bernhard Hanisch, wären die EC-Starter und auch die Fans angekommen. Die Wirklichkeit habe die Erinnerung an bessere Zeiten, an eine versunkene Überlegenheit, also quasi den nicht umzubringenden Glauben dass die Geister der alten Weltfußballer Sindelar, Ocwirk oder Happel immer noch sowas wie eine natürliche Überlegenheit der österreichischen Fußballer-"Rasse" herbeiraunen würden. Das ist so kindisch und deppert, dass es selbst für politische Populisten nicht geht - der vereinigte PR-Klüngel aus Fußball und Umfeld (samt Medien) hatte dieses Denken aber immer noch gestreut.
Heuer sei der Turnaround erreicht, man wäre, schreibt Hanisch, im Hier und Jetzt angekommen, man akzeptiere scheinbar namenlose Gegner als solche in Augenhöhe anstatt dauernd in unrealistische Träume zu flüchten: "Eine aktuelle Herausforderung auf niedriger europäischer Ebene, die ohne Überheblichkeit zur Kenntnis genommen wird."
Bis auf die von hoffnungslos altertümlich strukturierten Denk-Ansätzen verblendeten Alt-Funktionäre, ein paar blinde Ultras und andere Ewiggestrige hat sich diese Kenntnis in den letzten Monaten und Jahren tatsächlich mehrheitsfähig durchgesetzt.
Das ist ein großer Schritt.
Der nächste war und ist aber umso nötiger. Eine oberste Liga, die auf Europa-Plätzen zwischen 20 und 25 herumkrebst, auf Augenhöhe mit Halbamateur- und klassischen Ausbildungsligen wird im Konzert der wirklich professionell arbeitenden Großen niemals mitspielen können, auch wenn sich das die alten Klüngel noch so heftig einreden.
Also gehört da ein dringendes Bekenntnis her.
Die Bundesliga ist für ein solches Mission Statement zu schwach, also bleibt es an einzelnen Vereinen mit Strahlkraft hängen.
Ja, ein Ausbildungsverein!
Also sprach Rapids Führung im Rahmen des Verkaufs von Jimmy Hoffer (der heute tränen- und torreich verabschiedet wurde) an den SSC Napoli ein Machtwort. Ja, man sei ein Ausbildungsverein und bekenne sich dazu, bedeuten Präsident Edlinger und Sportchef Hörtnagl. Und Trainer Pacult, zuletzt noch ein eisernes Bollwerk gegen diese (aus welchen Gründen auch immer) ihm verhasste Bekenntnis, steht daneben und zieht sein Zitronengesicht, sagt aber nichts mehr.
Auch hier ist der Zug abgefahren.
Auch hier hat die Realität die absurde Wunschvorstellung, die durch pures Herbeireden hätte Wirklichkeit werden sollen, abgelöst. Selbst im schwierigen Gebiet der Zuschreibung, also der Welt jenseits der Fakten und Tatsachen, der Welt der Gefühligkeiten und deren Hochrechnung - der Welt in der sich die Ultras oder die Sky-Kommentatoren bewegen, für die der Ausbildungsverein ein "Modewort" ist.
Dabei ist das kein Schimpfwort, sondern der Trick mit dem zb sich Holland seit den 70ern und Frankreich seit den 80ern selber auf der Landkarte des Spitzenfußballs verewigten.
Bis dahin weniger wesentliche Nationen schaffen es über ihre gute bis überragende Nachwuchsarbeit zunächst eine Menge an Spielern in die Top-Ligen zu exportieren, wovon dann einmal die Nationalmannschaft und in weiterer Folge dann auch die Liga und die Vereine profitieren.
Manche, wie Dänen oder Kroaten bleiben beim Export und einer Klasse-Nationalmannschaft stecken, weil es ihre Liga nicht bringt, aber auch das ist allemal besser als - wie aktuell Österreich - einfach in jeder Hinsicht viertklassig zu sein.
Dem standen bislang ÖFB, Liga, Ausbildungszentren, Vereine, mediales Umfeld, eitle Funktionäre, gierige Konsulenten und das alles ausnutzende Kicker im Weg, indem sie sich gegenseitig blockierten und runterzogen.
Die Koalition der guten Kräfte?
Dass es nur gemeinsam aufwärts geht, wussten alle (okay: die meisten) - aber es hielt sich keiner an sein Wissen.
Irgendwie dräut aktuell eine Koalition der guten Kräfte herauf, egal ob bei ÖFB, Vereinen oder Liga - es sind ja in allen Bereichen auch Leute am Werk, die etwas bewirken möchten.
Denen hilft der wunzigkleine Paradigmenwechsel der letzten Tage allerdings schon enorm. Da ist es auch wurscht, wie die EC-Vertreter abschneiden oder ob es nach Hoffer noch im August einen weiteren Verkaufserfolg in eine große Liga geben wird (denn noch ist die Ausbeute schon recht dürftig...).
Wichtig ist der gemachte Anfang, wichtig ist das getätigte Bekenntnis. Und dabei ist es ganz egal ob irgendwelche Big Spender-Ausreißer wie Magna oder Red Bull in die Gegenrichtung rudern. Solange die (aufgrund der unfassbaren Fehler ihrer Manager) auch auf Augenhöhe agieren (und mehr Augenhöhe als im LASK-Spiel vom Samstag zb geht schon gar nicht mehr) ist auch das egal.