Erstellt am: 2. 8. 2009 - 06:00 Uhr
Song Zum Sonntag: Julian Plenti
I've had my frustrations about the pains of daily life
I've tasted degradation and found the lace and candle light
But we have the weights, we have the measures of our days and nights
I've had my frustrations, but now, I've found my place
And you will make it
But only if you run
These lonely dedications I've found, they bring me peace and light
When three-fold applications of doubt surround my fate, you might say
We have the weights, we have to wage an assault on what it is
'Cause harmless medications abound, and you're not sick
You will make it
But only if you run
Surprise
Surprise
Surprise
Surprise
You will make it
But only if you run
Die überraschende Nachricht: Wenn du losrennst, schaffst du es auch. Ich hatte meinen Frust, ich hatte meine Zweifel, jetzt hab ich meine Platz gefunden, das kannst du auch, du musst nur abwägen und losrennen, du bist schließlich nicht krank. Ob das Rennen auch wegrennen bedeutet, wie bei jenem anderen goßen Lebensratschlagssong dieser Tage, Kreiskys "Jaqueline", kann man nicht so sagen. "Only if you run" ist jedenfalls ein solcher Lebensweisheitenquell, eine Durchhalteparole, gesungen über vertrautem Gitarrensound mittels einer überirdischen Melodie zu einem verhallten und holprigen Schlagzeug, das an die Flaming Lips erinnert und für das der Schlagzeuger der Hauptband mitgebracht wurde.
matadorrecords.com
Gesungen wird sie von einem altersweisen jungen Brillenträger, allerdings einem, der sonst gerne gestärkte Krägen, rote Hemden zu schwarzen Anzügen und auf seinen Fotos zum jüngsten Soloalbum an jedem Armband eine goldene Uhr trägt. Alles natürlich ganzironisch und gar nicht Puff Daddy, aber sehr stilbewusst, bis in die Rockgitarrenlayer.
pitchfork.com
Mit dem kunstvoll-zorning aus einer kurzen Phase zusammengetragenen und glorifizierten Sound seiner ruhmreichen Hauptband Interpol, bei der unser freundlicher Held hauptberuflich unter seinem Namen Paul Banks singt, hat das wenig zu tun.
Irgendwie ist auf "Julian Plenti is ... Skyscraper", dem demnächst erscheinenden Album von dem dieser gemächliche Überraschungshit kommt, auch alles zu Pink Floydig und introspektiv um in den New Yorker "New York"- Clubs und den weltweiten "New York"- Clubs die Forderungen der Interpol Fans zu befriedigen.
Julian Plenti ist solipsistische Rockgitarristenmusik, voller Licks und Bögen, altmodisch soundverliebt, dröhnverliebt, röhrenverstärkerverliebt - und die einsame Meditation des Gitarristen mit Logic Pro und vielen Pedalen kann besser sein, als ihr Ruf. Immerhin hat auch Billy Corgan manchmal Großes geleistet. Nicht nur "only if you run" ist toll, Songs wie der Titeltrack "Skyscraper" erinnern an den Post Punk-Intellektuellen Julian Cope zu seiner "Peggy Suicide" Phase, einmal erinnert er uns daran dass "all das Fleisch, das wir aufziehen, doch nicht überleben wird", auf einem anderen Lied wird der Sexappeal der Sportansagerin besungen, der einem "Mann wie mir nicht unangenehm zu sein braucht" und doch sei es so erregend und sexy wen die Sportergebnisse aus ihrem Mund kommen. Das hat schon einen Twist und eine Sophistication, wie sie zumindest mir bei der (von mir respektierten aber nicht übertrieben geschätzten) Hauptband nicht aufgefallen wären.
Der Song zum Sonntag ist eine Kooperation zwischen FM4 und der Presse am Sonntag und erscheint hier wie dort, wo sich der geschätzte Wissenschafts- und Popjournalist Thomas Kramar der Kolumne annimmt.
Mehr, nein Alles über Paul Banks und sein schon seit Jahren gehegtes Alter Ego Julian Plenti gibt es demnächst hier, vom geschätzten New Yorker Kollegen Christian Lehner, der den Mann natürlich wieder mal zuhause, nebenan getroffen und alles über "Skyscraper" aus erster Hand erfahren hat, der glückliche Weltbürger und Brooklinite. Er und auch der gebürtige Brite Paul Banks, haben es halt gemacht, das "run away" ...