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Elisabeth Gollackner

Subjektivitäten, Identitäten und andere feine Unterschiede.

6. 8. 2009 - 20:29

Oh! Sperm Wars

Wann weiß ein Mann, dass er es wirklich geschafft hat? Genau: Wenn er im DropDownMenu einer Look-A-Like-Samenbank aufscheint.

Oh! - Irritationen im Alltag

Los Angeles ist die Homebase der glamourösen Agentur, und die A- und B-Prominenz unserer Welt tummelt sich da alphabetisch gereiht. Im DropDownMenu sind die Celebrities aufgelistet, denen die Spender irgendwie ähnlich sehen. Nur das Feinste wird da samt Fotoattachment angeboten, tot oder lebendig ist egal, und apropos: Nein, David Hasselhoff ist bei dieser Fortpflanzungs-CremeDeLaCreme nicht zu finden. Have you ever wondered if your favorite donor looks like anyone famous? Now you can find out with a CLICK of your mouse, sagt die Website.

Die Website verrät nicht, ob es sich um die junge oder alte Ausgabe der Stars handelt (irgendwie sieht doch jedes Baby aus wie der späte Marlon Brando), und es wird auch nicht genau erklärt, welche Eigenschaften das Spermien-Expertenteam dazu bewogen haben, Spender XY mit bespielsweise Michael Phelps zu vergleichen. Der Adamsapfel? Die Farbe der Augenbrauen? Oder doch die Länge der Zehen?

Die "Usability", die auch in diesen Bereich eingezogen ist, (der "CLICK" ist nicht umsonst groß geschrieben! Einfach drücken, drücken!) ist zu verlockend, und deshalb geh ich shoppen in den Supermarkt der Gene (unsere Zeit liebt ja Gene, die sind so viel praktischer wie dieser verantwortungsüberladene "alles Sozialisation"-Sprech, der ist ja "sooo 20. Jahrhundert!") und such mir mein Baby aus. Ich mische also Kurt Cobain, Björn Borg und John Travolta - und heraus kommt ...

Comicstil; jemand denkt an ein Baby.

elisabeth gollackner fm4

"Sorry, no exact match". Schade. Diesen Samenspender hätte ich zu gerne kennengelernt. Statt dessen krieg ich drei Matches mit jeweils 33%: einen Lutheraner, einen Juden und einen ohne Bekenntnis. Vermutlich einen mit Stirnband, einen mit Tränensack-Hängebacken-Kombi und einen ohne Zukunft. Nun, man kann nicht alles haben.

Trotzdem: Diese neue Möglichkeit des Geschäftemachens eröffnet nicht nur für die empfängnisfreudige Damenwelt ungeahnte Möglichkeiten, auch die Herren können davon profitieren. Nehmen wir zum Beispiel meinen Nachbarn. Er hat den Bauch vom späten Jack Black, die Stimme der jungen Tina Turner (vor allem, wenn er eine seiner LAN-Parties feiert und gerade wen abgeschossen hat) und die Haare - konzentriert man sich auf den Verlauf des Ansatzes und die widerspenstige Konsistenz - von Star Wars' Chewbacca. Wenn er wieder mal knapp bei Kassa ist, kann ich ihm ja einen Tipp geben, wo gut Geld zu machen wäre mit seiner genetischen Goldgrube.