Standort: fm4.ORF.at / Meldung: ""Evernight" - A New Twilight?"

Martina Bauer

Geschriebenes und zu Beschreibendes. Literatur und andere Formate.

4. 8. 2009 - 13:04

"Evernight" - A New Twilight?

Die "Evernight" Akademie: Außen ein schlossartiges Steinmonstrum mit makaberen Wasserspeiern und hohen Türmen, abgeschieden mitten in den Wäldern gelegen. Innen voller Vampire.

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Kein normales Internat

Evernight ist ein Rückzugsort. Zumindest für solche Vampire, die jung genug aussehen, um als SchülerInnen durchzugehen. Hier können sie lernen, mit den Veränderungen der Welt umzugehen – denn die mitunter jahrhundertealten Geschöpfe tun sich reichlich schwer mit Email, iPod und damit einhergehender Alltagskultur. Abgesehen davon sind sie schön, reich, perfekt. Oft genug natürlich auch herzlos.

Evernight von Claudia Gray

Verlag/Penhaligon

Leseprobe auf Deutsch und Englisch

Neue KommilitonInnen werden nur allzu gerne schikaniert. Und davon gibt es einige. Sind in diesem Jahr doch erstmals Sterbliche in Evernight zugelassen, denn die Schulleitung wollte eine größere Durchmischung. Unter den Neuzugängen der Schule befinden sich auch Bianca und Lucas.

Sie: 16, rothaarig, beinahe krankhaft schüchtern. Liebt das Alleinsein und Bücher. Für Teenie-Sachen wie Klamotten interessiert sich Bianca kaum. Evernight findet sie Furcht einflößend, doch beide Eltern unterrichten hier.

Er: goldbraune Haare, grüne Augen, eine stattliche Erscheinung mit kantigem Kiefer. Lucas ist ebenso Außenseiter wie Bianca und, dass sie sich ineinander verlieben müssen, vorprogrammiert. Beide umgibt allerdings auch ein Geheimnis, das sie im Grunde zu ebensolchen Feinden prädestinieren müsste wie – abgedroschener Vergleich, passt aber – die Capulets und Montagues.

Vs. Bella/Edward

Der Vergleich zur "Twilight"-Serie liegt nahe. Eine Lovestory zwischen Mensch und Nicht-Mensch, die sich über alle Widrigkeiten hinwegsetzt. Klassische young adult fiction, geschrieben von einer bis dato nicht in Erscheinung getretenen, amerikanischen Autorin, die zuvor als Anwältin, Journalistin und DJane gearbeitet hatte.

Evernight ist von Beginn an ebenfalls als Vierteiler konzipiert und hat in den USA auch bereits die ersten Bestsellerlisten gestürmt – vor kurzem ist Teil zwei auf Englisch erschienen.

Buchcover von Claudia Grays "Stargazer"

HarperTeen

Teil 2 der "Evernight"-Serie ist im März auf Englisch erschienen. Hier gibt's eine Leseprobe.

Der Name Claudia Gray ist übrigens ein Alias: "I took a pseudonym for no real reason whatsoever. Sometimes this is actually the best reason to do things", schreibt die Autorin auf ihrer Website. Wo Gray zudem die Playlists, die sie bei der Arbeit an den jeweiligen Bänden begleiten, veröffentlicht.

Mehr Ähnlichkeiten gefällig? Genauso wie in den Twilight-Series hantiert auch Gray mit einem Prolog, der bereits auf die dramatischen Entwicklungen des Endes verweist, Cover samt Schriftzug könnte man zudem als artverwandt bezeichnen - und Kollege D. findet überhaupt, dass einander die Autorinnen Gray und Meyer irgendwie ähnlich sehen.

Wie der Engländer so schön sagt

"A quick read" – mit durchwegs unerwarteten Wendungen. Gute Unterhaltung. Hin und wieder jedoch schlägt die Sprache auf den Magen. Etwa, wenn Bianca bei ihrem ersten Date mit Lucas meint: "Es war schon so weit, dass ich mir Lucas in allen passenden Lebenslagen an meiner Seite vorstellen konnte." Kann natürlich auch an der Übersetzung liegen.

Ein weiterer Kritikpunkt: Bianca wirkt manchmal etwas zu altklug. Sie liebt Astronomie und stellt wie ein Patriach Familienregeln auf.

Regelwerk

Claudia Gray

Lorie Reilly

Wie die meisten Vampir-Serien hat auch "Evernight" seine speziellen Regeln. Und ja, sagt die Autorin, sie hätte am Anfang tatsächlich einen groben Katalog festgelegt.

Nett (und meines Wissen auch neu) an den Evernight-Vampiren ist, dass sie erst nach jenem Biss, der einen Menschen tötet, zu richtigen Blutsaugern werden. Vor dieser Verwandlung sterben sie selbst für kurze Zeit. Einen Menschen "leer" zu trinken ist im übrigen schwer – ein Liter Blut sättigt ausreichend. Sterbliche wiederum können nur nach mehrmaligem Gebissen-Werden samt Todesfolge verwandelt werden. Erste Veränderungen zeigen sich aber früh.

Was die Evernight-Vampire in die Flucht schlägt, ist fließendes Wasser. Es überqueren zu müssen, macht sie halb wahnsinnig. Kirchen und Kreuze hingegen fühlen sich lediglich falsch an. Tödlich sind Feuer und Licht, letzteres allerdings nur, wenn man lange nicht getrunken hat. Und Pfähle stellen nur solange ein Problem dar, wie sie im Körper stecken.

Evernight von Claudia Gray

Verlag/Penhaligon

Claudia Gray - "Evernight"
Aus dem Amerikanischen von Marianne Schmidt
erschienen bei Penhaligon

Im Grunde sind die Evernight-Vampire sehr menschlich, gut genährt kann ihnen die Sonne nichts anhaben, sie frieren, können essen und sie schlafen und träumen auch.

Fazit

In Foren driften die Meinungen zu "Evernight" weit auseinander. Viele lieben es, auch Bella-und-Edward-Fans, manche "Twilight"-LeserInnen geben "Evernight" überhaupt den Vorzug. Aber all diese Meinungen existieren auch vice versa. Für mich hatten Stephenie Meyers Romane die größere Sogwirkung. Aber warten wir ab, was die nächsten "Evernight"-Teile bringen; und ob da nicht ein Nachfolger inklusive Verfilmung (an Merchandising gibt es bereits einiges) heranwächst?