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Elisabeth Gollackner

Subjektivitäten, Identitäten und andere feine Unterschiede.

30. 7. 2009 - 15:30

Oh! Dazwischenzwitschern

Die Müllabfuhr versperrt die Straße, und während andere hupend die Nerven verlieren, hätte man so gern die Anti-These parat.

Oh! - Irritationen im Alltag

Sowas wie ein weltweit anerkanntes Signal für "Ich bin nicht dieser Meinung." Ein Ton, der mich vom Bulk der Idioten abgrenzt. Vielleicht ein Glöckchen. Oder ein Zwitschern. So ein "Passt in jede Hosentasche"-Sound, der bei gegebenem Anlass leicht ausgepackt werden könnte. Man würde im eigenen Auto sitzen, und wenn die Partner im Straßenverkehr - unfähig, über den eigenen Duftbaum hinauszudenken - mit diesem hirnlosen Gehupe anfangen, würde man ganz einfach dazwischenzwitschern.
Tschilpi tschilp. (="Ich wars nicht. Ich find das super, was ihr da macht, Männer im Latz!")

Comicstil; jemand denkt an einen Vogel.

elisabeth gollackner fm4

Zwischen all den klassischen Aggro-LenkerInnen, die vor lauter Ärger über fünf Minuten Wartezeit endlos Krawall machen und mit den Armen werken und mit den angstverschwitzen Händen im Enkelkinder-Schuhwerk hängenbleiben, das vom Rückspiegel baumelt, zwischen diese Blechlawine aus Morgenstress würde sich also ein kleines Störgeräusch setzen. In seiner Naivität die Provokation schlechthin. (Also besser die eigenen Türen verriegeln. Man weiß im Morgenverkehr nie, ob nicht doch irgendwann irgendjemand mal auf Besuch kommt, um dem Unterkiefer Guten Tag zu sagen.)

Und wenn dann die letzte Tonne endlich verräumt ist, der Müllwagen seitlich ranfährt und eine große, arbeitsbehandschuhte Hand die Autos vorbeiwinkt, würde man zwitschernd an den entnervten Müllmännern entlangfahren, kurz mit den Knien lenken, um ein sauberes "Beide Daumen hoch!" zustandezubringen, lauthals "Danke, Müllmann!" schreien, und die Welt wäre ein besserer Ort.