Erstellt am: 23. 7. 2009 - 14:16 Uhr
Sprache und Sensibilität
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Will i mohr?
Ein heimischer Eishersteller wirbt mit alten rassistischen Stereotypen für den eisgekühlten "Mohr im Hemd".
Martin Blumenau im Journal vom 23.7.
Über das ertappte Staunen derer, die das Prinzip der Herabwürdigung so verinnerlicht haben, dass ihnen jede Kritik daran zum Vorwurf an sich selber gefriert. Und: wie sie damit nicht umgehen können - am Beispiel der aktuellen "Will i mohr?"-Debatte.
Eine neue Eissorte nennt sich "à la Mohr im Hemd", eine Bezeichnung, die in der österreichischen Black Community heftige Ablehnung hervorgerufen hat.
Wir haben darüber berichtet und wurden von den heftigen Reaktionen auf den Artikel überrascht. Über 1000 Postings sind in wenigen Tagen zusammengekommen.
Viele PosterInnen reagierten auf die Kritik am Produktnamen mit einer Mischung aus Unverständnis und heftiger Ablehnung - es sei lächerlich, den Namen einer traditionellen Süßspeise rassistisch zu finden.

eskimo
Heute in FM4 Connected
Wie steht es um das Bewusstsein von Sprache und der Verwendung von diskriminierenden Begriffen in Österreich? Woher kommt das Unverständnis, die Kritik einer Minderheit zu akzeptieren, das einen Begriff aus historischen Gründen ablehnt? In FM4 Connected ist zu diesem Thema Sonja Fercher von Zara, dem Verein für Zivilcourage und Anti-Rassismus eingeladen.
Update, 24. Juli 2009
Mittlerweile ist das Thema beim österreichischen Werberat gelandet, bei dem jeder, der sich von einer Werbung "belästigt, verletzt oder irregeführt fühlt", eine Beschwerde einbringen kann. Gegen die Eskimo Werbung zu "Mohr im Hemd" liegen derzeit ebenfalls Beschwerden vor, der Werberat ermittelt. Auch die Pressesprecherin des Eisherstellers hat sich jetzt zu Wort gemeldet. Das Werbesujet zum Schokoeeis ist von der Website des Herstellers entfernt worden und intern wird über eine Lösung des Problems nachgedacht. Wir bleiben an der Geschichte dran und bringen Anfang nächster Woche Updates dazu.