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Pamela Rußmann

Brennend leben: Das Große im Kleinen erkennen

24. 7. 2009 - 11:00

Petting an der Bar

Leichter wäre es, eine Liste der Orte zu erstellen, an denen wir noch nicht Sex hatten.

Wie kann ich die extase in den Alltag nehmen? Der Frage widmen sich auch Mirjam Unger und Esther Csapo in der FM4 Sommerrevue (jeden Samstag, 13-17 Uhr) in der schmutzigen Stunde zwischen 15 und 16 Uhr. Eure Anekdoten sind gefragt - entweder direkt hier ins Forum posten oder live in der Sendung anrufen - 0800 226 996.

Ein handelsübliches Strandtuch hat ausgereicht. Als notdürftige Bedeckung der Unzucht im öffentlichen Raum. I. kichert verschämt und mit nostalgischem Feuer in den Augen. Meine Augen schweifen in die Ferne. Dort finden sie ein kleines imaginäres Rechteck, in dem sich die Bilder abspielen zu I.s Sexstory. „Und das hat niemand mitgekriegt?“ fragt U. ehrfürchtig. „Nö“, meint I. lapidar. Nachsatz: „Ja, doch, schon. Aber es war uns egal.“
Pfuh. Ganzkörpereinsatz in konventioneller Missionarsstellung auf der Liegewiese im städtischen Freibad während der Öffnungszeiten – dagegen ist meine Freibadanekdote ja direkt langweilig. (Einsteigen nachts, underwater love, gähn.)

Nichts ist unmöglich

Hauseingang, Auto (Rücksitz, Beifahrersitz, Fahrersitz), Wäldchen hinter der Raststation, Kinderspielplatz (außerhalb der Betriebszeiten), Kinosaal (während der Betriebszeiten), Stundenhotel, Clubklo, Elternbett, Zugabteil, Aufzug, Schlafsack, Badewanne, Strand, sich davon stehlen während einer Konferenz, unter der Brücke, leer stehende Büroräume, Unicampus, Umkleidekabine. Leichter wäre es, eine Liste der Orte zu erstellen, die wir ausgelassen haben.

Radio FM4

Träge Masse

Sind zwei Körper, die Freude aneinander gefunden haben, einmal in Bewegung, sind sie praktisch nicht aufzuhalten. (Gilt freilich auch umgekehrt: Haben zwei Körper angehalten, sind sie nur mit ungleich größerem Kraftaufwand wieder in Bewegung zu setzen.)

Die Scheuklappen des Verliebtseins, ganz zu Beginn, wenn die Gesetze von Zeit und Raum außer Kraft gesetzt sind und alles darauf abzielt, so schnell wie möglich wieder die Zungen ineinander zu verknoten, machen blind und offen zugleich. Blind für die restliche Umwelt, weil der Fokus allein in Richtung noch zu eroberndes Land eingestellt ist, offen für das Leben, weil der Fokus allein in Richtung noch zu eroberndes Land eingestellt ist.

Dirty Hour, einen Sommer lang: Die Kolumne zum Liebe, Sex & Zärtlichkeits-Talk in der FM4 Sommerrevue. Jeden Freitag hier unter diesem Namen.

Wir stimmen feierlich die Bundeshymne an, als wir an die herrliche Unbeschwertheit denken, mit der zwei Menschenkörper einander entdecken. Wir schlagen uns mit schallendem Gelächter auf die Schenkel, als wir einstimmig feststellen, dass es bei uns allen murmeltierartige Phasen der allumfassenden Naivität gibt, in denen wir glauben, diese überbordende Sexualität mit dem einen Mann würde nun für immer anhalten. Iwo! Spätestens, wenn der Besuch beim schwedischen Möbeldiscounter in einer Grundsatzdiskussion in der Teelichter- und Tupperdosenabteilung gipfelt, ist das Höchste der Gefühle eine zähe Annäherung auf der Couch nach dem Hauptabendfilm. Nobody said it was easy.