Erstellt am: 13. 7. 2009 - 15:11 Uhr
Fußball-Journal '09-56.
Ebenfalls heute wurde (endlich) das ÖFB-Projekt 12 vorgestellt, das Initiator Willi Ruttensteiner bereits hier im März vorgestellt hatte. Manche Mühlen mahlen langsam. Hier die Liste der speziell geförderten Spieler, hier alls wichtigen Infos.
Weil da zehn Super-Burschis dabei sind, die im Ausland lernen, paßt hier das wochenendliche Update um Österreicher, die sich rauswagen und als Legionäre verdingen, gut:
Kurt Garger hat drei junge Herren in die Slowakei zu Dunajska Streda mitgenommen: Bart Kuru (87-04), einen der schwierigen U20-WM-Tormänner, Cemil Tosun der Ältere (87-02), bereits hier besprochenes Defensiv-Talent und Markus Seelaus (87-02), Tiroler Mittelfeld-Talent. Gute Wahl, dreimal, bravo!
Alfred Riedl ist als Nationalcoach in Laos untergekommen - sein Vietnam-Ruhm ist grenzüberschreitend. Dafür hat Attila Sekerlioglu in Ghana aufgegeben, sucht aber dem Vernehmen nach einen Job in Afrika.
Turgay Bahadir (84-01) wechselt Türkei-Intern von Kayeri (7.) zu BursaSpor (6.), hat sich's also ein wenig verbessert.
Italo-Insider flüstern was von einem Jürgen Säumel(84-09)- Wechsel von Toro zu Chievo, und zwar im Rahmen eines größeren Tauschgeschäfts.
Bozo Kovacevic (79-12) von Ried ist angeblich mit dem tschechischen Mittelständler Ceske Budejovice im Gespräch, ebenso David Witteveen (85-05), der bei den Hearts in Schottland vorspielt. In Dänemark, bei Skjold, spielen aktuell Thomas Friess (85-01), zuletzt DSV und Richard Wemmer (81-02), der es ja auch schon in Ungarn probiert hat, vor.
Während bei Marko Arnautovic immer noch alles unklar ist, hat Michael Schimpelsberger (91-02) einen neuen Vertrag bei Twente Enschede bekommen und wird in die B-Mannschaft aufrücken.
Albin Kajtezovic (86-03), zuletzt kurz bei Walsall in England kommt zurück, zu Dornbirn; Mato Simunovic (85-09) sucht nach Stationen in der Schweiz und der Slowakei was Neues.
Zwei unbestätigte Exotismen: Bernhard Schachner (87-10), das ist NICHT der von der Admira, sondern der Steirer, ist über Aussee und Jennersdorf womöglich beim JK Tammeka in Estland gelandet - ich warte allerdings vergeblich auf eine Bestätigung des Vereins...
Ein anderer Ex-Ausseer, Daniel Gatternig (86-09) spielt jetzt wieder in Österreich, bei Wienerberg, war aber das letzte halbe Jahr bei Cork City in Irland. Er wäre also der einzige, der was Substanzielles über Bohemians Dublin erzählen könnte...
PS: kaum steht das hier, schreibt der gutinformierte Kollege Hannes Biedermann von ballesterer fm: "Wahr ist, dass der Spieler in der ersten Feberwoche ein Probetraining bei Cork City absolvierte und in dessen Rahmen ein Freundschaftsspiel (gegen Waterford United) für den Verein bestritt. Ein Vertrag kam nicht zustande, Gatternig stand im Frühjahr und trainierte mal hier mal da mit, um sich fit zu halten. Über Bohemians Dublin könnte er also vermutlich kaum Substanzielles erzählen."
So schnell platzen Illusionen...
Es ist schon seltsam, wie das letztlich selbe Haus, dasselbe Personal ein sehr verwandtes Produkt atmosphärisch so unterschiedlich präsentieren kann.
Sorgte die Pressekonferenz zum Start der 1. Liga (deren 1. Runde geht morgen los) durch ihren Realismus und Offenheit für eine sehr schönwetterliche Stimmung, so war die Vorstellung der Bundesliga-Saison heute mittag (nicht nur wegen des gewählten Ortes, einer der vielen gesichtlosen Hotel-Säle der inneren Stadt) eine mühsame Sache.
Das hat wohl in erster Linie damit zu tun, dass die 1. Liga eine Philosophie hat und die Bundesliga nicht. Die 2. Leistungsstufe, der kleine Bruder, ist eine eindeutige Ausbildungs-Liga (Motto: Heute für Morgen), pflegt einen sehr österreichischen Mix aus Halb- und Pseudo-Professionalismus, hat scharfe Jugendregelungen und Sprungbrett-Funktion. Weil heuer erstmals Unsinnigkeiten wie durch ökonomisch überziehende Mäzene künstlich raufgepresste Retortenclubs wegfielen, kam dieses Motto, diese Philosophie so weit nach vorne, deswegen auch der gefühlte Schub.
"Profis für Profis"
Die Bundesliga hat sowas nicht, und kann sowas nicht.
Man hat sich zwar auch ein "Motto" zurechtgelegt, aber das sagt nichts.
"Profis für Profis" lautet es.
Als irgendwann in einem Zuspieler der Neo-LASK-Coach Matthias Hamann erzählt, dass er eben für Strukturen gesorgt hat, die eigentlich selbstverständlich sein sollten (dass nämlich sein Team über einen Physio, zwei Masseure und einen Teammanager verfügen kann), kicherte die Journalisten-Schar.
Ja, Profis für Profis eben.
Als Bundesliga-Vorstand Georg Pangl sich wegen der Ausnahme-Genehmigung für das Rapid-Jubliäumsspiel gegen Liverpool rechtfertigte (dessentwegen ein Meisterschaftsspiel ausfällt), versprach er treuherzig, dass sowas "künftig nimmer möglich" wäre.
Auch ganz schön Profis für Profis, das.
Pangl sprach wieder einmal von der "besten" Saison, die bevorstehen würde. Er sei an den arabischen Philosophen Hick El-Berger erinnert, der einmal gemeint hatte, nicht das "Beste" wäre entscheidend, sondern das "Richtige".
Wer das Richtige anstrebt, braucht aber eine Philosophie.
Wer nur auf eine Pseudo-Philosophie, in der so oft wie möglich der Wunschtraum des Professionalismus vorkommt, zurückgreifen kann, hat natürlich keine Chance auf das Richtige, sondern nur eine auf irgendein "Bestes".
Sich an den Realitäten vorbeischummeln
Das lässt dann die Flucht in belanglose Statistiken zu: Dass Muratovic 38mal geferselt und 9 Gurkerl angebracht hat, na wui!, was für ein Qualitätsbeleg für die "beste" Liga-Saison.
Das Grundproblem der Bundesliga ist, dass sie um den heißen Brei herumredet und -agiert, seit Jahren schon.
Anstatt sich dazu zu bekennen, im europäischen Ligen-Ranking halt Platz 20, bald vielleicht sogar 24 einzunehmen und sich zwischen all den anderen Ausbildungs-Ligen dieser Preisklasse einzuordnen, ergeht man sich in absurden Wachträumen von europäischer Spitzenklasse.
Internationale Erfolge der letzten drei, vier Jahre: Null.
Exportierte österreichische Spieler: Einer (Hoheneder zu Sparta Prag), im besten Fall gibt es da noch drei, vier Optionen.
Das ist lachhaft: Selbst die maltesische Liga exportiert mehr Talent ins besser bezahlte Ausland. Von Ranking-Nachbarn wie Serbien, Tschechien, Schweden, Norwegen oder Polen gar nicht erst zu reden.
Weil aber ein falscher Traditions- und Stolz-Begriff es unmöglich machen, dass sich internationale Kleinhäusler wie unsere Top-Vereine als Ausbildungs-Vereine definieren, hat eben auch die Liga ein Problem. Dass sie nämlich kein Profil hat, sondern zwischen großmannssüchtiger Champions-League-Ambition und Deutscher-Meister-1941-Denke in eine Traumwelt abdriftet.
Die Angst vor der Ausbildungsliga
Immerhin: Die guten Kontakte in die tatsächliche Fußballwelt (was auch mit der geografischen Nähe zu Großmächten wie Deutschland oder Italien zu tun hat - da kommt man leichter zusammen als eine Balkan-Nation) führen dann wenigstens dazu, dass Jimmy Hoffer vor versammelter deutscher Prominenz vorspielen kann. Vielleicht wird das ja noch.
Und siehe da: In der Praxis würde sie eh funktionieren, die Ausbildungsliga. Man dient sich und seine Spieler an, damit sie in den "echten Fußball" kommen.
Solange das aber niemand deutlich ausspricht, solange man sich am halbgaren Profitum (ohne Physio beim LASK, ohne Teammanager in Kärnten, mit unzureichender Infrastruktur in der Hälfte der Stadien - wie das der Sponsor T-Mobile heute offen ansprach - etc.) festklammert, kann sich nichts bessern.
Und dann muss man sich halt dran aufbauen, dass 15 Stationen das Testspiel Salzburg - Bayern live übertragen haben, und fest dran glauben, dass dies wegen Salzburg der Fall war.
In diesem Zusammenhang ist auch Pangls Flehen nach einer positiven Berichterstattung der Medien zu sehen. Es würde doch allen nützen - mehr "good news" brächten dann doch auch mehr Inserate, sagt Pangl (die seiner Meinung nach logischen Schritte dazwischen hab' ich nicht aufnotiert, so verblüfft hab' ich drauf schauen müssen, ob er nicht grinst dabei... ).
Medien als PR-Dienstleister - so sieht das die Bundesliga.
Komisch, wie gesagt, vor allem im direkten Vergleich zum vor weniger als einer Woche Gesprochenen zum Thema 1. Liga, wo von seriöser Aufbauarbeit oder ökonomischem Realismus die Rede war, und nicht von einem "Profis für Profis", das jeder Beschreibung spottet.
Ein paar Neuerungen gibt's aber auch:
Die betreffen die Sicherheit und werden vor allem die Ultras berühren.
Pyro-Spiele sind künftig verboten: Keine Kracher, kein Rauch mehr. Pangl hat sich mit dem BMI und Ministerin Fekter akkordiert: Man wird gemeinsam mit der Exekutive alle Überwachungen verschärfen, Stadion-Verbots-Daten dürfen endlich weitergegeben werden, man kann künftig nach dem Schutzzonen-Modell Wegweiserecht ausüben, Raufhandel wird als neue Straftat eingeführt etc.
Ob Verurteilungen auch nach dem Mafia-Paragrafen durchgeführt werden können, oder ob der weiterhin schlimmen Tierschützern vorbehalten bleibt, wäre einmal eine Recherche wert.
Die Freude der Hardcore-Fans über all dies wird sich in Grenzen halten - da kommt einiges an Überzeugungsarbeit auf die Liga zu; denn die Vereine werden sich da erfahrungsgemäß zunächst einmal eher rauszuhalten versuchen.
Über diese Security-Fragen ist jedoch auch keine echte Philsophie aufzubauen; aber es wird die Liga-Verantwortlichen wieder ein Weilchen von der Notwendigkeit der Beschäftigung damit ablenken.