Erstellt am: 16. 7. 2009 - 13:47 Uhr
Sommer Sammelsurium
The Dead Weather - Treat Me Like Your Mother
In der aktuellen Sammlung von "Schönen Sätzen" wird der Herr Cocker zitiert: "Erotische Anziehung darf ja nicht zu nett und freundlich sein." Ich behaupte mal, diese Einstellung war das Leitmotiv beim Brainstorming für das erste Video der Supergroup The Dead Weather. Immerhin trifft hier Indiesexgott Jack White auf Indiesexgöttin Alison Mosshart - and there's nothing nice about it. Rund um den Release von "Treat Me Like Your Mother" hat es ein Riesentrara gegeben wie schon lange nicht mehr rund um ein Musikvideo. Regie hat Jonathan Glazer geführt, der mittlerweile beim Film und bei big budget Werbekampagnen daheim ist, früher aber mal für "Street Spirit" von Radiohead oder "Rabbit in Your Headlights" verantwortlich war. Dazu dann noch die wochenlang angeteaste Premiere des Videos auf "Cinemax", einem amerikanischen Pay-TV Filmkanal, der sicherlich alles abdeckt, nur nicht die Indie-Klientel. Gottseidank hat es nur einige Stunden gedauert, bis der visuelle Wahnsinn dann doch im Internet aufgetaucht ist und wir uns daran ergötzen können. Was will er uns sagen, dieser kleine Film? Love hurts, especially in suburbia. Ich frag mich wie lang es dauern wird, bis die besorgten Eltern auf die Straße gehen, um dieses Video zu boykottieren.
The Horrors - Sea Within a Sea
Es ist sicher nicht immer einfach, seinen Idolen zu huldigen ohne dabei in komplett peinliches Fantum zu verfallen. Aber The Horrors haben den Dreh des adäquaten Joy Division Tributs endlich heraußen. "Primary Colours" ist ein Album zum Niederknien, und die erste Single daraus ist fast acht Minuten lang. Im dazugehörigen Video wird gleich mal an die Auftritte von New Wave und Post Punk Bands im britischen TV der 80er erinnert - und so ein bisschen mit Farben und Joy Division Ästhetik gespielt. Obwohl Video-Mann Chris Cunningham das Album produziert hat (sic!), hat er sich beim Videodreh rausgehalten. So simpel, und doch irgendwie eine emotionale Wucht.
Manic Street Preachers - Jackie Collins Existential Crisis
Apropos emotionale Wucht, das Manic Street Preachers Video zur ersten Single aus dem Richey-Edwards-Album "Journal for Plague Lovers" hält sich fern von jeglichem Pathos und zeigt einfach ein schönes Tribut an den verschwundenen Bandkollegen. Was würde ich dafür geben, so ein Jenny Saville Bild an meiner Wand hängen zu haben!
Jenny Lewis - See Fernando
So, jetzt aber genug schwarzes Gewand und Ernsthaftigkeit. Der ehemalige Kinderstar Jenny Lewis hat ein traumhaftes Video für ihre neue Single gebastelt. Es kommt alles darin vor, was mein 60er Jahre Herz begehrt: Absurde Agenten-Storylines, unvernünftige Flugbegleiterinnnen-Outfits, falsche Schnurrbärte und viel zu große Sonnnebrillen. Es erinnert mich sehr an eines meiner Lieblingsvideos, "Body Movin" von den Beastie Boys.
Wavves - No Hope Kids
Ja, ich werde ein ewig-rebellierender amerikanischer Teenager bleiben, deswegen mag ich auch sehr gerne Videos, die meinen Hang zu diesem Lifestyle bedienen. Wer macht zur Zeit schon mehr Schlagzeilen zu "debauchery" als Herr Wavves. Vor kurzem noch ein kleines Problem beim Primavera Festival (Williams, who admitted he'd taken a cocktail of ecstasy and valium, fought with drummer Ryan Ulsh and insulted the Spanish crowd - who pelted him with bottles and a shoe. Apologising for their performance the next day, Williams admitted he is also suffering from alcohol addiction.), jetzt schon wieder auf der Showbühne des Abgrunds. Abgesehen davon ist es ein nettes Tourvideo, das erstaunlich gut gefilmt ist. Schön finde ich auch, dass "Got No Car, Got No Money" im Hintergrund läuft, während Herr Wavves uns sein Iphone zeigt. Ich glaube, sowas nennt man trust-fund hipster. Wie man's richtig macht, siehe Video Nr. 1. Aber keine Sorge, ich hab' ihn schon irgendwie lieb, schließlich könnte er genauso gut aus einem Judd Apatow Film herausgepurzelt sein.