Erstellt am: 10. 7. 2009 - 20:42 Uhr
Something for the Weekend Supremo
"Von zwei Übeln wähle keines", das hat die schöne, leider nicht mehr existente Hamburger Band Stella vor Jahren schon gesagt bzw. gesungen oder irgendwo hingeschrieben. Recht hat sie da gehabt, jedoch bedarf es zum stoischen Durchlebens solcher Enthaltsamkeit, mit der bisweilen persönliche Konsequenzen der unguten Sorte einhergehen mögen, Willensstärke und Schweiß. Nein, nein, nein, leicht ist das sicherlich nicht. Was aber tun, wenn der gegenteilige Fall eintritt, wenn nie irgendwas ist und dann - Simsalabim - ist heute plötzlich alles Gute immer und ständig gleichzeitig? Wie sich entscheiden?
Am Samstag, das hat sich schon herumgesprochen, werden zwei Herren in gutem Alter konzerttechnisch die Stadt Wien besuchen, zwei Herren, deren Wesen mit Zuschreibungen wie "Gott", "Legende", "King", "Großmeister" und "Großwesir" nur schemenhaft umschrieben werden können. David Byrne und Morrissey, sind zwei Menschen, die zwar unterschiedliche Dinge tun und diese schon lange sehr gut tun. Leute, die gerne beiden Konzerten beiwohnen würden, von denen gibts trotzdem nicht wenige. Eine Frage des Stils, des Alters, der Herkunft? Arty-New-York-Wave-Stuff oder Indie/Britpop/Größtes Gefühlkino der Welt - ist die Ausdiffenzierung der Zielgruppen hier für die Werbewirtschaft interessant?

lynn goldsmith
David Byrne, Kopf der Talking Heads, der besten Band ever, die mit "Stop Making Sense" den besten Konzertfilm ever (echt jetzt) in der eigenen Biografie führt, weiß wo der Gott im zu großen 80er-Jahre-Sakko wohnt. Die Konzerte von Byrnes aktueller Tour stehen unter dem Deckmantel "The Songs of David Byrne und Brian Eno", so auch am Samstag in der Wiener Arena. Das ist sehr gut, ganz so genau wird das aber, wie man hört, bei der Zusammenstellung der Setlist nicht genommen werden, also spielt Byrne eben nicht nur Stücke der beiden offiziell in Zusammenarbeit mit Eno, dem Musiker, entstandenen Alben, sondern auch guten, alten Talking-Heads-Stuff, bei dessen Entstehung Eno seinerzeit als überbeeinflussender Produzent und Teilzeitmusiker hinter den Kulissen an den Studioreglern gesessen hat. Wissende Vögel zwitschern uns ins Ohr, dass ein artiger Blumenstrauß aus buntem weltmusikalischen Gerassel, freundlicher Avantgarde und echten Hits gegeben wird. Dum-da-da-dum, "This Ain't No Party, This Ain't No Disco, This Ain't No Fooling Around", Shalala, hmhmhm.
Bekanntes aus den üblichen Kontexten ab und zu in andere Umgebungen zu versetzen, kann bisweilen für Brisanz und ein fauchendes Leben sorgen, manchmal bleibt aber am Ende nicht mehr übrig als traurige Themenverfehlung. Morrissey, der sonst immer mit Gladiolen im Hosenbund nur in römischen Amphietheatern auftritt, verschlägt es am Samstag in den Gasometer, einen Veranstaltungsort mit der Grandezza und der romantischen Aura des Wortes "Veranstaltungsort". Großartig wird es ohne Zweifel trotzdem werden, Morrissey kann halt alles. Wie sagt Beth Ditto immer: "The Choice is Yours, So Choose!" Egal, wo man am Samstag hingeht, man wird danach ein an prickelnden Erfahrungen reicheres Dasein führen. Versprochen.

myspace
Freitag
Vor dem samstäglichen Götzendienst kommt der Freitag. Viel Explosives geschieht dieses Wochenende nicht in der DJ-Kultur. Wenn aber dann am Abend Großmeister Grandmaster Flash nach seiner Lecture für die Red Bull Music Academy in Feldkirch beim poolbar festival an die Plattenteller tritt, ist das Kompensation Supreme. Support kommt von DJ Beware, der weiß bekanntlich auch, wie das so geht mit dem Crossfader und dem Backspin.
In der Wiener Bar Espresso werden unter ihrem Nom De Plume Myrtle Mae Pia Reiser und Barbara Matthews die Musikabspielgeräte betreuen, und zwar "sixtiesberauscht und refrainverknallt"(Eigendefintion). Und sehr super (Defintion des Autors). Wie man so hört, wird dies die wohl die letzte Gelegenheit sein, den beiden Damen beim gemeinsamen musischen Werken beizuwohnen, der Anlass dafür ist aber auch kein geringer: Supermacht, das super Kollektiv für Gestaltung, präsentiert seine neue T-Shirt-Kollektion. Wer hätte es gedacht: Super.
Samstag
Befindet man sich nicht in der großen Großstadt und ist gerade bei den großen Superstarkonzerten, dann könnte man sich in St. Agatha den gut neunzigerdurchfluteten Gitarrenlärm mit Melodie von Killed By 9 Volt Batteries anören. Die poolbar ist auch wieder gut besetzt, und zwar mit dem großartigen Walzerkönig Laokoongruppe.
Im Wiener Fluc schnalzt eine Kooperation von Bubble Club und Club Hot Shit bei der Beatpatrol Festival Pre Party diverseste Beats in den Keller, hyperspeziellster Livestargast ist dabei das US-Amerikanische Duo N.A.S.A, das auf Platte Elektronik, Pop und HipHop mit einem Massenauflauf von massiv Gaststars wie Kanye West, Chuck D. und - ja - David Byrne zusammenschmeißt. Die werden wohl live nicht alle mit dabei sein, wobei, naja. Squeak E.Clean von N.A.S.A schaut übrigens am Samstag um 19 Uhr live bei FM4 DaviDecks vorbei, man soll sich das anhören.
Und sonst? Sind diese Schuhe eigentlich immer noch hip? Oder so.