Erstellt am: 10. 3. 2011 - 15:23 Uhr
La Vallée Blanche - das weiße Tal
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Am Hö(c)h(st)e(n) Punkt meines Lebens....
Chamonix - Mont Blanc, das Mekka der Freerider. Generationen von Schneesüchtigen wurden von diesem mythischen Ort angezogen. Legionen von Skibums kommen jedes Jahr, arbeiten als Kellner oder Hotelangestellte, nur um jeden Tag hier auf den Berg zu können. Nicht irgendein Berg, sondern der höchste Gipfel Europas. Ich kann mein Glück nicht fassen, dass ich mit einem der besten Offpiste-Rider der Welt den Berg, von dem mir schon mein Opa immer vorgeschwärmt hat, zum ersten Mal runtershredden kann.
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!!!
Die technischen Daten von Auréliens Hausberg sind atemberaubend und werden unter Freeridern immer als ehrfürchtige Aufzählung von Superlativen weitererzählt: Eine Gondelbahn führt von 1.030m rauf auf die Aiguille du Midi mit sagenhaften 3.842m (= 2.800 Meter Höhenunterschied! = mehr vertical drop als die meisten unserer Skiberge hoch sind). Wenn man sich die Ski anschnallt, ist man 45m höher als der Großglockner! Von hier aus schaut man nochmal 1.000m rauf zum Gipfel des Mont Blanc! Und man kann von hier aus 2.800 Höhenmeter bzw. 24 km durch eine Welt aus weiß glitzernden Schneekristallen und blau schimmernden Eiswänden runter nach Chamonix fahren.
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La mer de la glace - das Eismeer
Was unsereinem die Kinnlade runterkippen läßt, ist für Aurélien Ducroz "my desk - mein wunderschöner, geliebter Arbeitsplatz". Als Sohn eines Bergführers und einer Skilehrerin habe er ja wohl keine Wahl gehabt bezüglich seines Berufs. Mit zwei Jahren die Brettln angeschnallt, nach einer Jugend als Skirennläufer mit 15 ins französische Skisprung-Nationalteam gewechselt, zweimal Skisprung-Staatsmeister, dann die große Freiheit neben den Pisten entdeckt und statt Schanzen über Cliffs gesprungen. 2009 einen Sohn bekommen und die Freeride World Tour gewonnen. Und weil das immer noch nicht reicht, trainiert er seit drei Jahren auch für das transatlantische Segelbootrennen von La Rochelle nach Salvador de Bahia, Brasilien. Und am Sa. 12.3. wird er in Fieberbrunn/Tirol beim Österreich-Stop der Freeride World Tour dabei sein.
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Ein riesiger Abenteuerspielplatz
Hier hat für Aurélien Ducroz alles begonnen und hier kommt er regelmäßig zum Training her:"Du hast einen famosen Rundblick - der Mont Blanc rechts, die Grandes Jorasses direkt gegenüber, die Aiguille Verte links, es ist wirklich ein unglaublicher Bergzirkel hier oben. Und viele, viele Spots und großartige Lines und das beste – von Chamonix bist du in 20 Min. hier oben und hast dann soviele Möglichkeiten. Und sogar wenn wir seit drei Wochen oder einem Monat keinen frischen Powder mehr gekriegt haben, hier oben findest du immer noch welchen."
Was wir hier fahren ist die Panoramaroute - aber wenn du für dein eigenes Training oder zum eigenen Vergnügen hier runterfahrst – welche Route nimmst du?
"Also hier die Vallée Blanche, die folgt wirklich dem Verlauf des Gletschers. Wenn ich allein fahre, dann gibt es so viele verschiedene Lines, die vom Kamm seitlich sehr steil runter gehen. Wirklich tolle und echt superlange Runs, gut zum Trainieren."
Wie schwierig sind diese Runs? Fahren da nur professionelle Freerider oder musst du den Hang mit mittelmäßigen Freeridern teilen?
"Es ist mir als professioneller Rider eine Freude mein Wissen zu teilen und nichtprofessionelle Rider an unglaubliche Orte zu bringen, wo sie allein nie hingekommen wären. Und ich denke auch wir werden heute nicht der regulären Route folgen, sondern dahin zu meiner Line fahren."
Ich möchte gern ein Cliff runterspringen – kannst du mir das beibringen?
"Ja natürlich – es gibt hier zwar mehr Eiswände als Cliffs, aber wir können auch eine Gletscherwand runterspringen, davon haben wir einige auf Lager hier wie du siehst....."
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Wie bereitest du dich vor auf so eine Wettkampfsaison?
Es ist natürlich viel Training auf den Skiern, aber auch viel Krafttraining vor der Saison. Ich fahre im Sommer Segelboot-Regatten, also hab ich einen ziemlich gedrängten Terminkalender und nutze vor allem Oktober und November für die körperliche Vorbereitung. Ich komme vielleicht ein bisschen weniger zum Skifahren als die anderen, aber das körperliche Aufbautraining ist meiner Meinung nach das wichtigste.
Xavier de le Rue hat mir gesagt, für ihn ist Freeriden vor allem eine mentale Herausforderung. Aurélien Ducroz sieht das genauso:
"Das stimmt – die Berge und das Freeriden spielen sich sehr stark im Kopf ab. Wenn man sich wohl fühlt in den Bergen, dann kann man auch das Gelände gut visualisieren - und darauf kommt es an, denn Skifahren können wir alle gut, aber die Fähigkeit zur Visualisation macht es dann aus, ob du schneller fahren und höher runterspringen kannst als die anderen. Und dann gibt es auch noch die Variable der Tagesverfassung..."
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Menu für Rettungen
Am Prevent beim Aussteigen aus der Seilbahn hab ich was lustiges gesehen - da war eine Liste mit den Preisen für verschiedene Bergrettungseinsätze. Es war wie die Speisekarte eines Restaurants so à la: Wenn du dir in der Nähe der Piste wehtust, dann macht das 500,- €
Ein bisschen höher oben macht’s dann 1000,- €
Und diese Liste geht rauf auf bis zu 16.000,- €
Kennst du dieses Menu? Es gibt auch Überlieferungen dass ihr in Chamonix in Spitzenzeiten bis zu 1 Toten pro Tag gehabt habt??
Ja, wir sind hier im Hochgebirge – so ist es immer gewesen. Aber in Relation dazu, wieviele Leute hier sind und was für Dummheiten die manchmal machen, ist es eigentlich erstaunlich, dass es nicht mehr Unfälle gibt. Wir sind uns alle bewusst, dass wir uns auf gefählichem Terrain bewegen..
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Tipp: Am Sa. 12. März kommt die Freeride Weltelite nach Österreich, zum Big Mountain Contest in Fieberbrunn. Da könnt ihr auf der sonnigen Kuppe des Lärchfilzkogels sitzen und live dabei sein, wenn sich Aurélien Ducroz vom Wildseeloder runterstürzt! Feldstecher mitnehmen und staunen!