Erstellt am: 4. 7. 2009 - 16:00 Uhr
Pack die Badehose ein…
Neues Terrain
Ich muss gestehen, ich war noch nie beim Poolbarfestival. Ich wusste somit auch nicht, was mich erwarten würde. Ich hatte nur so eine Vorstellung, die ich mir aus den diversen Erzählungen über die Poolbar von Freunden und Bekannten zusammengereimt habe, dass es sich bei diesem Festival um Musik, Mode, Architektur und Kunst im weitesten Sinn handeln würde. Aber wie genau diese Komponenten aussehen würden, wusste ich nicht. Was ich dann vorfand, lest selbst:
Willkommen, Abwechslung
Schon auf dem Weg zum Poolbarfestival, das seit 1994 und somit zum 16. Mal in diesem aufgelassenen Hallenbad aus den Sechszigern stattfindet, bin ich angetan von der Stimmung, die sich von bisher erlebten Festivals deutlich unterscheidet.
kobza fm4
kobza fm4
Die Leute sitzen gemütlich im Freien, sei es auf Bänken oder auf der Wiese, Musik schallt in angenehmer Lautstärke aus den Boxen, die Atmosphäre ist familiär, die Stimmung gelassen, es wird gegessen und getrunken, und das Wichtigste:
Es gibt keine Dixi-Klos und Gatschmassen, die mich nach diversen Festivalbesuchen noch immer zusammenzucken lassen. Somit ist auch das leichte Schuhwerk eine willkommene Abwechslung zu den immergleichen grünen Gummistiefeln, die sonst bei einem Festival nicht fehlen dürfen.
Die Erleuchtung
Nach einer kurzen Beobachtungs- und Sondierungsphase, schau ich ins alte Hallenbad. O.K. Ein Gang und viele Räume. Welchen wählen? Was wird mich wo erwarten? Ich folge einfach einer Typin, die T-Shirts schleppt. Sie führt mich in das Stlye-Café, wie sie es und wahrscheinlich auch der Rest der Poolbarerprobten nennt. Hier ist die Komponente Mode daheim. Es gibt T-Shirts mit kreativen und unkonventionellen Motiven, Westen und diese tolle Tasche, die aus Feuerwehrschläuchen der Vorarlberger Gemeindefeuerwehren gefertigt wurde:
kobza fm4
kobza fm4
Zum Motto hat mir Herwig Bauer, der Veranstalter des Poolbarfestivals, folgendes erklärt: „Wir wollten die Wirtschaftskrise thematisieren und haben mit Indianerromantik eine idyllische Parallelwelt geschaffen, in die man sich gerne flüchtet und wo Freiheiten geschaffen werden.“ Na dann bin ich mal so frei und gehe weiter.
Euphorisch und gespannt, was mich im nächsten Raum erwarten wird, finde ich ins sogenannte Wohnzimmer: „Nette Beleuchtung habt ihr hier.“ „Das ist keine Beleuchtung, das ist Architektur.“
kobza fm4
Aha. Wieder einmal muss ich Herwig um eine Erklärung bitten. „Die Idee stammt von Linus Stolz, dem Gewinner des Poolbar-Architekturwettbewerbes“ klärt er mich auf. „Stolz wollte durch formale Reduktion und simple Strukturen wie eben die Glühbirne Freiraum schaffen in einer Welt, deren Alltag mit Farben, Bewegungen und unnützen Informationen überfrachtet ist. Diese reduzierte Formensprache und das gedämpfte Licht machen es möglich, dass das Publikum Farbe und Bewegung ins Festival bringen.“
Daniel Furxer
Und die Glühbirne begegnet mir auch im nächsten Raum, dem Pool. Die Glühbirnendecke kann gesteuert werden und Lichtwellen durch den Pool schicken, wie mir Herwig voller Stolz erzählt. Leider ist die Welle, die eher wie ein Lichtblitz über die Köpfe der BesucherInnen hinwegrast (wirklich sehr eindrucksvoll, muss ich sagen), am Photo nicht zu erkennen und auch die Tatsache, dass es bald nur mehr Energiesparlampen zu kaufen geben wird (EU sei Dank), rechtfertigen einen Face-to-bulb-Besuch dieser Installation, bevor es zu spät ist…
Ich mache mich weiter auf die Suche nach der Musik. Und die ist nicht schwer zu finden. Denn bis in den Pool hallt das Konzert von Art Brut, die eigentlich eine Etage höher spielen. Ein paar Treppen rauf, et voilà:
Daniel Furxer
Gewinnspiel:
- 1 Poolbar-Package für zwei Personen von Bodensee-Vorarlberg-Tourismus: 2 Übernachtungen und Eintritte zu 3 Veranstaltungen an einem frei wählbaren Poolbar-Wochenende
- je 2 Poolbar-Shirts von 2009 und 2008, 3 Taschen von 2007 und 1 von 2009
Die Frage lautet: Mit welcher Comic-Figur hat der Gewinner des Poolbar Architekturwettbewerbs den Vornamen gemeinsam?
Die richtige Antwort: Linus
Die GewinnerInnen wurden bereits via E-Mail verständigt
In diesem Moment fällt mir ein, was Kollege L'Heritier bereits am Nachmittag über den zu erwartenden Auftritt schrieb: „Frontmann Eddie Argos wird wie gehabt mit fettem Augenzwinkern einen ausnahmsweise nicht gar so mieselsüchtig gelaunten Mark E. Smith geben, der die Prüfungen, mit denen das Leben auf uns niederpeitscht, nicht ganz so schwer schultert, und das Alte Hallenbad plus vielen Menschen drin wird schwitzen.“ Und er hatte Recht. Es war heiß, es war eine humorige und exzessive Show, es war… Art Brut.
Aber wo bleibt die Kunst?
Nach dem Auftritt von Art Brut begebe ich mich wieder in den Pool, wo Frittenbude auftreten. Aber ich kann der Show der Münchner Herren nicht ganz folgen, mich beschäftigt die Frage „Wo bleibt die Kunst“? Schon klar. Musik, Mode und Architektur gehören zu den schönen Künsten des Lebens. Aber laut den Erzählungen meiner Freunde gibt es beim Poolbarfestival auch immer Kunst im öffentlichen Raum, Installationen, Aktionen… Frustriert ging ich ins Bett. Aber heute auf dem Weg zu einem neuerlichen Rundgang durch die Poolbar habe ich sie entdeckt:
fm4 / Christoph Kobza
fm4 / Christoph Kobza
Mitten im öffentlichen Raum werden Bäume, Brückengeländer oder sogar ganze Schaukelgerüste mit neonfarbenen Preisschildern (jedoch ohne Preis) zugeklebt. Was es damit auf sich hat? Herwig erklärte es mir in etwa so: „Die Grazer Künstlergruppe Zweintopf, von der dieses Projekt stammt, wollte durch das Überwuchern von nicht käuflichen Objekten mit Preisschildern darstellen, wie die Krise durch das Verschulden Weniger, ähnlich einem Pilzbefall, Sachen zerstört, die allen gehören.“ Wieder was dazugelernt…
Und ja, meine Freunde hatten Recht. Das Poolbarfestival bietet mehr als einfach nur Musik. Aber auch das wäre bei dem diesjährigen Musikprogramm gar nicht wenig:
- Binder Kriegelstein,
- Laokongruppe,
- Calexico,
- Portugal the Man,
- Morcheeba,
- Fiva,
- Mediengruppe Telekommander und viele andere werden noch bis Mitte August das alte Hallenbad in Feldkirch bespielen.