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Robert Zikmund

Wirtschaft und Politik

4. 7. 2009 - 19:00

FM4 Charts vom 04. Juli

Babylon System - die Wirtschaftskrise und die Popmusik

Grundsätzlich sollte an dieser Stelle ja ein kurzer "Teaser" auf die wöchentliche Charts-Auswertung stehen, dazwischen gekommen ist mir aber - ganz kurz - eine prominente Schnittmenge aus Ökonomie und Gesellschaftspolitik in, richtig, einem Pop-Magazin.

Aktuell verweist nämlich ausgerechnet der Rolling Stone auf ein erneutes Kapitel der gesellschaftlichen Macht von Kapitalansammlungen. Und im Unterschied zu den Charts ist dieses Feld ein bisschen ein Minenfeld. So bedarf es einiger Umsicht nicht in ausgelegte Fallen zu tappen. Denn gerade wenn "das Kapital" oder besser gesagt einige multinationale Unternehmen in der Schusslinie stehen, verweisen die einen gerne auf ein in ihr krudes Weltbild passendes Ostküsten-Verschwörungsszenario, während die Gegenseite mit dem Hinweis auf ebendiesen Schwachsinn viele Ungereimtheiten als "Verschwörungstheorie" abtut.

Neben der Tatsache, dass in vielen der um Steuermilliarden geretteten Unternehmen nun aber wieder sechsstellige Prämien für Manager ausbezahlt werden, steht nun erneut wieder ein Riese im Scheinwerferlicht der Medien, und diesmal wird es nicht so einfach sein, all das Verschwörungsparanoia abzutun.

Wiewohl die Verteidigungslinie von Goldman-Sachs genau darauf aufbaut. Der US-Blogger Matt Taibbi deckt nun im Rolling Stone Magazin und seinem Blog ein paar haarsträubende Details über die Machenschaften dieses Hauses auf. Beteiligt an vielen der größten Spekulationsblasen der letzten Jahre wird das Institut direkt für die Wirtschaftskrise mitverantwortlich gemacht.

Weiters habe Goldmann-Sachs auch Ex-Mitarbeiter und Sympathisanten im Finanzministerium, der Börse, Medien und sogar im engsten Kreis von Präsident Obama sitzen, die Verbindungen scheinen endlos und reichen bis nach Europa. Und auch wenn Taibbi vorgeworfen wird ein bisschen polemisch vorzugehen und zu vereinfachen, so können die meisten der Angriffspunkte kaum vom Tisch gewischt werden, die bloße Formel = Verschwörungstheorie = Unsinn greift angesichts der massiven und penibel recherchierten Vorwürfe doch zu kurz. Auffallend auch, dass Goldman-Sachs die Krise recht unbeschadet überstanden hat und zuletzt fett im Plus war. Sehr empfehlenswert auch der dazu passende Artikel der Zeit, der wie von der Zeit zu erwarten über antisemitische Verschwörungstheorien erhaben Taibbis zentralen Punkten nachgeht, ein bisschen relativiert und auch Schlüsse für Europa und den Rest Welt zieht. So die zitiert die Zeit auch den englischen Guardian: "Was ist der Unterschied zwischen Goldman Sachs und Tansania?", "Das eine ist ein afrikanisches Land, in dem sich 25 Millionen Menschen 2,2 Milliarden Dollar teilen, das andere ist eine Investmentbank, in der sich 161 Menschen 2,6 Milliarden Dollar teilen." Babylon und seine Bekämpfer waren und sind eben immer Popkultur. Und Kapital und dessen Maximierung kennt weder Nation, noch Kultur, noch Volk, noch Religion. Ach, und bevor ich's vergesse, wir haben eine neue Nummer eins:

Yeah Yeah Yeahs

Universal Music

Die Yeah Yeah Yeahs schaffen es mit dem Song zum Text im dritten Anlauf auf Platz 1.

Heads Will Roll.

Auf den Plätzen folgen Simian Mobile Disco auf Rang 2, und Grizzly Bear auf 3.

Die Neuvorstellungen freuen sich ebenfalls über eure Aufmerksamkeit.

Schönen Sonntag.

Und hier geht's zu den Charts der Woche.