Erstellt am: 6. 7. 2009 - 17:03 Uhr
28 Women
Vor drei Jahren bin ich im Complexo Alemao im Norden von Rio dem französischen Photographen J.R. über den Weg gelaufen. Er hat Portraits von Bewohnern der riesigen Favela gemacht.
Kurz zuvor hatte seine Aktion 28 Millimeter in Paris für Aufsehen gesorgt. J.R. hatte Bewohner der Banlieu gebeten ihr bösestes Gesicht aufzusetzen, sie dann fotografiert und die zu riesigen Postern vergrößerten Bilder in der Innenstadt von Paris plakatiert. Es war sein Weg, die Vorurteile gegenüber diesen Menschen zu bekämpfen und ein Statement gegen die Unsichtbarkeit der Menschen aus der Peripherie, den Slums und Favelas zu setzen.
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j.r.
Im Sommer 2008 führte er das Projekt 28 Women in der Favela Morro da Providência im Zentrum von Rio weiter. Providência war die erste Favela. Sie wurde 1897 von Soldaten gegründet, denen nach dem Bürgerkrieg von Canudos ein Stück Land in der ehemaligen Hauptstadt Brasiliens versprochen wurde. Diese Versprechungen wurden zögernd bzw. gar nicht erfüllt und so entstand als Provisorium die erste Favela.
Providência ist heute ein sehr gefährlicher Ort. Die Bewohnerinnen leiden unter den Auseinandersetzungen zwischen Tráfico Polizei und Milizen. J.R. hat die Gesichter von Bewohnerinnen fotografiert, ihre Geschichte aufgenommen, die Fotos zu riesigen Postern aufgeblasen und an den von der Autobahn sichtbaren Häusern und Treppen des Morro da Providência angebracht.
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j.r.
Bis letzte Woche gab es im französischen Kulturinstitut in Rio eine Dokumentation des Projekts zu sehen. Parallel dazu wurde eine gratis Telefonnummer eingerichtet, unter der man die Frauen ihr Schicksal erzählen hören konnte.
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j.r.
J.R. setzt sein Projekt 28 Women weltweit fort. Die Stationen bis jetzt: Rio, Sierra Leone, Liberia, Sudan und Kenia.
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j.r.
Die Arbeiten von J.R. sind auf seiner Website ausgestellt.