Erstellt am: 26. 6. 2009 - 17:14 Uhr
"Matura mit Wert"
Während für die meisten MaturantInnen des heurigen Jahrgangs das Thema Matura schon gegessen ist, ist es für die Bundesregierung vor der Sommerpause noch aktuell. Erst gestern Abend haben sich Bildungsministerin Claudia Schmied (SPÖ) und ÖVP-Bildungssprecher Werner Amon auf die Einführung einer neuen Matura geeinigt.
Die schriftliche Matura in Zukunft wird dabei insofern vereinheitlicht, als alle MaturantInnen eine vorwissenschaftliche Arbeit schreiben müssen und eventuelle Schulschwerpunkte (z.B. musische oder Sportzweige) künftig in der Matura berücksichtigt werden müssen. Erstmals durchgeführt soll die neue Matura im Schuljahr 2013/14 werden. Das bedeutet, dass SchülerInnen, die derzeit in die 3. Klasse Gymnasium gehen, von der neuen Regelung schon betroffen sind.
Claudia Schmied sagte heute, die Zentralmatura bringe mehr Qualität, mehr Vergleichbarkeit und mehr Fairness. Und: Mit der Matura-Reform werde sichergestellt, "dass die Matura in Österreich etwas wert ist".
Standardisierung nur zum Teil
APA/Robert Jaeger
Denn in den meisten Ländern Europas, zum Beispiel Frankreich oder den Niederlanden, läuft die Reifeprüfung so ab: Alle Maturantinnen und Maturanten im ganzen Land bekommen zur gleichen Zeit die gleichen Fragen vorgelegt. Beurteilt werden diese dann anonym von einer Kommission. So soll Objektivität und Vergleichbarkeit sichergestellt werden.
Ähnliches war auch für Österreich angedacht. Allerdings konnte man sich hier nur auf eine Teilstandardisierung einigen, nämlich bei der schriftlichen Matura: "Im Bereich der schriftlichen Klausuren gibt es drei Kernfächer, die einfach jeder nehmen muss" erklärt die Bildungsministerin "Deutsch, Mathematik und eine lebende Fremdsprache. Und genau für diese drei Kernfächer wird es dann zentrale Fragen geben, die an einem Tag zu einer bestimmten Uhrzeit in ganz Österreich allen MaturantInnen gestellt werden und die sie schriftlich beantworten müssen." Einzige Ausnahme ist das Fach Mathematik: dort wird es eine "Ausdifferenzierung" geben, wo z.B. gewisse Prüfungsteile für Gymnasien und HTLs unterschiedlich sein werden.
Benotet wird allerdings weiterhin von den Lehrern, nach einem vorgegebenen Notenschlüssel. Möchten SchülerInnen schriftlich einem vierten Fach antreten so wird die Prüfung wie bisher vom jeweiligen Lehrer erstellt und benotet. Bei einem Nichtgenügend in einem der einheitlichen Pflichtfächer muss der/die Maturantin entweder die Prüfung wiederholen oder eine mündliche Prüfung machen. In beiden Fälle werden die Fragen zentral vorgegeben.
Schulschwerpunkte
Die mündliche Matura wird weiterhin so ablaufen wie bisher. Das heißt, die LehrerInnen erarbeiten die Prüfungsfragen selbst und benoten die MaturantInnen auch. Dadurch soll sichergestellt werden, dass die Schwerpunkte der verschiedenen Schulen auch in der Matura vorkommen, was bei den Verhandlungen ein großes Anliegend er ÖVP war.
"Es gibt ja ganz unterschiedliche Ausprägungen dieser Schwerpunkte, entweder durch die Schule an sich, also z.B. ein musisches Gymnasium oder ein Sportgymnasium, oder durch schulautonome Schwerpunktsetzungen.Wenn eine Schule sagt, bei uns gibt es den Schwerpunkt Informationstechnologie, dann ist jetzt geregelt, dass der Schüler zumindest in einer der drei Säulen der Matura, vorwissenschaftiche Arbeit, schriftliche Prüfung oder mündliche Prüfung, diese Schwerpunktfach auch wählen muss."
Reaktionen
Von den Oppositionsparteien kommen durchwegs positive Reaktionen auf den Entwurf zur neuen Zentralmatura. So bezeichnete der Bildunsgsprecher der Grünen, Harald Walser, die standardisierte Matura als "einen ersten Schritt in die richtige Richtung". Ähnlich sieht das auch das BZÖ, beide Parteien wiesen jedoch darauf hin, dass immer noch umfassende Reformen im österreichischen Schulsystem nötig seien. Auch von Seiten der FPÖ wurde die neue Matura als wichtiger Schritt zur Anhebung des bundesweiten Bildungsniveaus begrüßt.
Nicht erfreut über die Neuerungen sind die Lehrergewerkschaft und die SchülerInnen-Vertretung. Vonseiten der Lehrer heißt es, die zentral vorgegeben schrifltiche Klausur sei nicht "das präferierte Modell der Lehrer". Und Nico Marchetti, Sprecher der Schülerunion, sprach sich gegen das aktuelle Modell aus, da "sehr viele unüberlegte Dinge drinnen und die Neuerungen nicht im Schulalltag integriert" seien.
Claudia Schmied hat allerdings schon einen genauen Zeitplan vor Augen: "Unser derzeitiger Fahrplan ist jetzt der Beschluss der Regierung am kommenden Dienstag und parlamentarische Bearbeitung im Herbst, Gesetzwerdung Ende des Jahres. Dazwischen laufen die ganzen Implementierungsschritte, es sind jetzt schon 80 Schulen dabei, das zu erproben, denn das muss alles gründlich vorbereitet werden."