Erstellt am: 23. 6. 2009 - 22:00 Uhr
Fußball-Journal '09-48.
Ich bin eher zufällig (durch ein ironisches Posting zum Thema) draufgekommen einen Abgleich zu machen; nämlich eine Export/Import-Auflistung.
Wie üblich, hier (wie zuletzt) ein Update zur Legionärs-Liste.
Neu beim VfB Lübeck: Top-Wandervogel Rolf Landerl (75-10), zurück aus Ergotelis/Griechenland bei der Admira ist Gernot Plassnegger (78-03).
Belegt: der Wechsel von 1860-Supertalent Philipp Hosiner (89-05) zum SV Sandhausen (deutsche 3. Liga).
Tormann Christopher Knett (90-08) von Hoffenheims U18 wechselt zum Neo-Regionalligisten SG Sonnenhof Großaspach (dem Meister der OL Baden-Württemberg).
Jüngst vom ÖFB-Corner entdeckt: Marcel Büchel (91-03) von St. Gallens U18.
Zufällig gefunden: ein versunkenes Talent namens Ilyas Cavusoglu (88-05), der von der Austria zu Nottingham ging und seit Sommer 07 verschollen ist.
Und neuer Coach von Bayerns U 14 ist Harald Cerny.
Wie viele Spiele exportiert die heimische Bundesliga ins Ausland (und wohin), wieviele Spieler kommen aus (welchen) ausländischen Ligen rein? Die zweite Spalte ist bald übergegangen, da hab ich es gelassen. Außerdem fluten jeden Tag neue, ungescoutete Billig-Ausländer die Liga. Die erste Splate hingegen bleibt so weiß und rein und (fast) leer wie ein jungfräuliches Tagebuch.
Wenn nicht Mark Janko, der Mann, hinter dem halb Europa her war im Winter, als seine Torerfolge in aller Munde waren, doch noch an einen brauchbaren Verein einer großen Liga verkauft wird, dann war's das nämlich: die Ausbildungsliga Bundesliga, die sich selber nicht spürt, weil sie keine Philosophie hat (Wer sollte ihr auch eine vorgeben? Wer soll für sie nachdenken? Die egomanischen Vereine? Sie selber? Pucher-Pangl? Eben...) und deshalb nicht als Ausbildungs-Liga begreift, schafft es nicht ihre Produkte anzubringen.
Der Leberkäs-Friedhof
Man begnügt sich im internen Austausch, der inzüchtlerischen Weiterreichung von "Talent", bis es dann (siehe Christoph Leitgeb) zu spät ist und die Arsene Wengers dieser Welt lächeln abwinken (talentiert sei er, der Leitgeb, sagt Wenger vor einem halben Jahr sinngemäß, aber nicht mehr formbar, zu alt und schon zu festgefahren in seinen - leider eben nur in Österreich - erlernten Gewohnheiten).
Man begnügt sich damit Endstation zu sein für Kicker, die es sonstwo in Europa nicht so recht raffen, sich aber hierzulande mit recht wenig Einsatz (das Acimovic-Phänomen) einen Lenz und trotzdem einen guten Namen zu machen.
Die Bundesliga ist eine Endstation, ein Leberkäs-Friedhof, ein Ausgedinge für alte Rösser.
Bei den Österreichern im Ausland bewegt sich (auch abgesehen von Arnautovic und Scharner) tatsächlich mehr.
Ein paar (Baumgartlinger, jetzt auch Plassnegger zur Admira) kommen zurück, ein paar stehen knapp davor (Macho, Hanifi, Prettenthaler, Egharevba, vielleicht Stankovic...), ein paar Junge wechslen intern (Hosiner oder Knett in der 3./4. deutschen Liga), bei Leuten wie Linz oder Kienast ist jederzeit alles möglich.
Im übrigen ist der wunderbare Ex-Flitzer Harald Cerny neuer U14-Trainer bei den Bayern (davor war er bei 1860 im Nachwuchs). Ich muß nicht betonen, dass das ein Weg ist, der für die Zukunft mehr verspricht als der zsakische...)
Die wirklich spektakultären Österreicher-Transfers dieses Sommers betreffen die, die schon lange nicht mehr hier spielen. Arnautovic, der trotz mühsamer Verletzung noch von Inter angefragt ist, ebenso wie Paul Scharner, dessen seltsames Wigna/Fulham-Gewurstel allerdings auch eine selbstinszenierte Sache sein kann.
Karriere nur unter Umgehung der Bundesliga
Mit der Bundeliga hat das nix zu tun. Beide schlimmen Buben haben ihre internationale Karriere an dieser Liga vorbei gemacht.
Im jetzigen Transfersommer ist von der Liga bislang nur Niklas Hoheneder exportiert worden. Im zweiten oder sogar dritten Anlauf. Sparta Prag (tchechischer Liga-Zweiter, als solcher CL-Quali-berechtigt, weil die tschechische Liga eben eine gute Liga ist) wollte den hoffnungsfrohen Innenverteidiger schon vor einem Jahr, dann im Winter und hat nicht lockergelassen. Obwohl der LASK alles versucht hatte um den Umstieg zu verhindern.
Ansonsten: nada.
KSV-Captain Taboga, der sich selber in Norwegen, auf Scharners und Ortlechners Spuren, angeboten, hat es nicht geschafft, U21-Tormann Königshofer ist nicht bei Blackburn, sondern bei Rapid gelandet.
Philip Netzer verhandelt mit dem deutschen Drittligisten Unterhaching, Ernst Öbster wird von Red Bull in die Dependance New York oder, wenn er Pech hat, in die neue Außenstelle nach Leipzig verschoben. Und Ronnie Gercaliu, dessen Vertrag ausgelaufen ist, verhandelt selbstständig - Resultat ungewiß.
Wie Blei in den Regalen
Aber die richtigen Angebote für unsere BL-Kicker, die gibt es nicht.
Die deutsche Transferliste - ösifreie Zone.
Keiner will sie.
Ladenhüter.
Liegen wie Blei in den Regalen.
Es gibt dünnes Gemunkel um Hoffer, Okotie oder Maierhofer.
Dann ist da die unendliche Geschichte um Veli Kavlak, der mittlerweile bald nur noch einen Teil dessen wert ist, was Hertha BSC vor zwei Jahren für ihn zahlen wollte - was Rapid viel viel zu wenig war. Window of Opportunity verpaßt, Rapid sitzt auf einem nicht gut weiterentwickeltem Talent fest, das sie in der Hoffnung auf bessere Erlöse nicht losließen. Totes Kapital, Eigentor, Trauerspiel.
Ein bisserl was hat der Fall Janko von diesem Lehrbeispiel. Auch hier dachte man in der Winterpause, dass die Angebote aus England im Frühjahr noch fetter werden würden. Wurden sie nicht: auch hier hat man ein Window of Opportunity verpaßt und einem Spieler die Möglichkeit der Premier League genommen.
Ladenhüter in der Ausgedinge-Liga
Janko wurde im Frühjahr weder besser noch wertvoller. Und aktuell stellt sich niemand um ihn an. Er wird wohl ein weiteres Jahr damit vergeuden in Österreich zu spielen, in der Endstation-Liga für satte Legionäre, in der Liga, die keine Exporte auf die Beine kriegt.
Denn die Junioren, die Holzhausers, Proseniks und Burusics, die grade zu den Großclubs (VfB, Chelsea, Bayern) wechslen, die sind von der Bundesliga noch nicht verdorben, für eine Ausbildung zu diesem international gepflogenem Spiel Fußball, das mit dem, was hierzulande geboten wird, nicht so viel zu tun hat, bereit.
Ich werde mir also erlauben bei allzu wilder BL-PR hierher zu verlinken. Auch wenn es Janko, was ich für ihn sehr hoffe, noch schaffen sollte.
PS: was für die Spieler gilt, gilt für die österreichischen Trainer noch in weitaus größerem Umfang.
Ich ersuche alle für glänzende Selbstdarstellung Anfälligen sich an diese Niederlage der Liga zu erinnern, wenn die neue Saison losgeht und einem wieder Wunderdinge erzählt werden, wie toll nicht alles ist.
Ist es nicht.
Rein gar nicht.
Wer es im heutigen zutiefst globalisierten Fußball, nicht schafft die Produkte seiner Ausbildung international unterzubringen, hat versagt.
Auf voller Linie.