Erstellt am: 22. 6. 2009 - 16:20 Uhr
Eine alte Heldin und eine Überraschung
sonar
Grace Jones kommt mit Mörder-Stöckelschuhen an. Sie ist geschätzte 2 Meter 10 und trägt Kostüme wie ein "Star Wars"-Bösewicht. Hat man als Zuseherin das Grüblen überwunden, ob das wirklich ein Mensch ist und sich an ihre kalte Schönheit gewöhnt, wirken alle Menschen um einen herum - inklusive man selbst - wie unbeholfen durch die Gegend wabbelnde Hobbits. Ein Scheinwerfer auf ihren mit Diamenten besetzten Melonenhut-Discokugel-Kopf wird einzige Lichquelle in der riesiegen Halle.
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Ihre Band spielt Reggae als Drum'n'Bass stripped to the bone wie Sly und Robbie es einst formulierten. Kälte und Härte, die einen an ein Jamica denken lässt, wie es auf Afflicted Yard zu sehen ist oder in Hype Williams Film "Belly". Bei "Pull up to my Bumper" springt sie mit überdimensionalem Hut und Sonnenbrille ins Publikum und holt Menschen auf die Bühne. Eine wackelige Kamera folgt ihr, wie sie zwischen den Menschen tanzt und singt. Instant Party, die auch bei der Betrachterin Endorphine freisetzt. Während "Slave to the Rythm" läßt sie mühelos sechs Minuten lang einen Hula Hop Reifen um ihre Hüften kreisen.Freut euch auf den Besuch der großen und großartigen Grace Jones in Österreich am FM4 Frequency Festival.
Die Überaschung
Die große Heldin des letzten Tages war die junge englische Musikerin Ebony Bones.
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Ebony Bones trägt unglaubliche Kostüme und macht Musik, die an den Funk von ESG und Liquid Liquid erinnernt. Ihr Album "Bone of my Bones" wird nächsten Monat erscheinen. Ebony hat alles im Alleingang gemacht. Sie ist musikalische Autodidaktin, die nicht nur formal die Aufgabe brillant meistert, sondern sich auch ihre Gedanken gemacht hat, was für Strukturen und Intentionen dahinterstecken, wenn ihre Plattenfirma bei jeden Schritt einen meist männlichen Experten für Styling, Mixing und was auch immer zur Seite stellen will. "Bone of my Bones" ist ein Zitat aus dem Buch Genesis und ein Verweis darauf, dass noch immer Frauen die Fähigkeit zur intellektuellen geistigen Schöpfung abgesprochen wird, bzw ihr biologisches Geschlecht immer noch ein wesentlicher Faktor in der Rezeption des Werks ist. Ebony Bones kann spannende Dinge erzählen über den Einstatz von Drums in alten Armeen, Freimaurer und Major Labels - und sie kann mit Fremden so kommunizieren als wären es alte Freunde. Sowohl im Interview als auch von der Bühne
Als Intro spielt sie einen tiefknarzenden Sägezahnbass, eine bedrohliche Overtüre, die im Kontrast steht zu ihrer Band, die aussieht wie bei einer Kinderfaschingsparty zusammengefangen. Zorro am Bass macht eine gute Figur und die zwei Backgroundsängerinnen mit afrikanischen Kleidern und grünen Perücken können formidabel und gut choregraphiert auf Kommando auszucken und Whiskeyflaschen interessante Töne entlocken. Meine Damen und Herren warten sie gespannt auf : Ebony Bones