Erstellt am: 21. 6. 2009 - 13:46 Uhr
Königsdiziplin Studio
Der Alltag einer Musikerin lässt sich in verschiedene Module unterteilen: Da gibt es die Probe, das Live-Konzert und die Studioaufnahmen.
In den Proberaum geht man eher nur am Anfang einer Bandbeziehung gerne. Es muss halt sein und das Schönste ist immer das Getränk hinterher.
Die sogenannten "Rampensäue" unter den Musikern fühlen sich auf der Bühne am Wohlsten, das Auftreten ist ihr natürlicher Zustand, und ihnen lieber als das normale, bühnenferne Leben.
Und dann gibt es noch die Perfektionisten, ihnen ist das Live-Spielen eher unangenehm, weil von zu vielen Unwägbarkeiten abhängig – für sie ist die Studioaufnahme die Königsdisziplin.

Christiane Rösinger
Und tatsächlich ist Studiozeit eine besonders kostbare Zeit, man hat lange darauf hin gearbeitet und gespart, zumal wenn man keine zahlungskräftige Plattenfirma im Hintergrund hat.
Der alte Teufelskreis: Man geht ins Studio, um eine Platte aufzunehmen, damit man auf Tour gehen kann, damit man Geld verdient, um ins Studio gehen zu können, um eine Platte aufzunehmen - das funktioniert ja in Zeiten der Krise nicht mehr. Nur weil man keine CDs mehr verkauft, heißt es noch lange nicht, dass man mit Konzerten Geld verdient. Aber irgendwann ist es dann trotzdem so weit, man hat Stücke geschrieben, gesammelt, komponiert, arrangiert, geübt und freut sich auf die intensive Zeit mit der Band, dem Projekt.

Christiane Rösinger
Aber vor allem für die Sängerin fängt jetzt das Geduldspiel an, gilt doch das, was ihr am Wichtigsten ist, die Stimme, der Text, erst mal lange Zeit gar nix. Kaum einer interessiert sich dafür, das Schlagzeug hingegen ist der Star, es wird liebvoll mikrofoniert, da werden Felle und Toms ausgesucht, da wird gehorcht, welche Snare raschelt am schönsten, mit oder ohne Tuch drauf, da wird jeder Hi-Hat-Schlag gewissenhaft überinterpretiert.

Christiane Rösinger
Was auf Tour schon allabendlich schlimm genug ist, der Schlagzeugsoundcheck, bleibt auch im Studio nicht aus: Stundenlanges monotones Draufschlagen.
Dann Tage später, wenn endlich alle Gitarren, Klaviere, Bässe aufgenommen sind und die Zeit langsam knapp wird, ist endlich der Gesang dran. Das scheint aber alle, die vorher auf jedes Schlagzeugdetail mit überspitzen Ohren gehört haben, gar nicht mehr so sehr zu interessieren, die professionelle Sängerin tut trotzdem ihr Bestes und so geht die schöne, kostbare Aufnahmezeit dann schnell ihrem Ende zu. Es folgt das Mixen, wo es dann auch erst mal wieder ewig nur ums Schlagzeug geht.