Erstellt am: 17. 6. 2009 - 13:00 Uhr
Die Suche nach dem Selbst
Schon wieder dieser Schweizer. Egal, welche Suchmaschine ich mit meinem eigenen Namen füttere: Das Bild des attraktiven Eidgenossen taucht immer und überall auf. Wer sich regelmäßig selbst googelt (und das ist wahrscheinlich eine sehr hohe Dunkelziffer), kennt das Problem: Ohne einzigartigen Namen ist man in der Welt der in Sekundenbruchteilen zusammen gestellten Suchergebnisse nicht allein. Auch bei dezidiert auf Personensuche spezialisierten Maschinen wie etwa 123people findet man höchstens die Telefonnummer seines Namensvetters in einem fernen Bundesland raus. Und da hilft auch die neue Suchmaschine Bing eher wenig. Vom Wunderkind Wolfram Alpha gar nicht zu sprechen.
Das Ende des Stillstands
Jahrelang hat sich am Suchmaschinenmarkt wenig getan. Als Google rund um das Jahr 2000 groß geworden ist, waren die Konkurrenten Yahoo und Altavista schnell vergessen und nur mehr für ein paar unverbesserliche Nostalgiker interessant. In den letzten Monaten hat die viel zu viel zitierte Erfolgsgeschichte aus dem Silicon Valley aber Konkurrenz bekommen. Microsoft hat es anscheinend satt, am gar nicht so unlukrativen Suchmaschinenmarkt hinterher zu hinken. Und weil Mozilla Firefox mit google kooperiert, muss halt auch der Internet Explorer eine hübsche integrierte Suchmaschine haben.
Beta
Hierzulande ist Bing noch immer nur in der Beta-Version verfügbar. Und bis auf das ständig wechselnde Hintergrundbild ist der Mehrwert gegenüber der gern genutzten Startseite google kaum ersichtlich. Eine kleine Aufregung hat es bezüglich der Videosuche gegeben: In der US-amerikanischen Vollversion von Bing reichte es anfangs nämlich, mit der Maus über das Vorschaufenster zu fahren, und schon startet das Video. Die Jugendschützer sprangen schnell auf die Barrikaden und verurteilten den allzu leichten Weg, sich an Pornographie zu laben. In der deutschsprachigen Beta-Version geht das übrigens nicht. Bezüglich Ego-Suche unterscheidet sich Bing kaum von google, auch hier hat sich oben genannter Schweizer eingeschlichen.
bing
Alpha
Bei Wolfram Alpha hingegen spuckt die Suche nach meinem Namen eine bisher unbekannte Information aus. Bisher wusste ich nämlich nicht, dass zwischen der Stadt Roland in Iowa und der steirischen Landeshauptstadt Graz 8516 Kilometer liegen. Aber das hat ja eigentlich gar nichts zu sagen. Schließlich ist Wolfram Alpha nicht dazu da, potentielle Eigenliebe zu unterstützen. Hier geht es darum, Suchanfragen semantisch zu analysieren. Will heißen: Wörter werden nicht nur einfach gesucht, sondern auf deren Inhalt untersucht. Und als Ergebnis bekommen die User dann keine unübersichtliche Liste mit links und Fotos. Wolfram Alpha stellt eine Art Dossier aus eben diesen Quellen zusammen. Gut ersichtlich an einem einfachen Beispiel: Wer in google oder Bing den Begriff "Mars" eingibt, bekommt ein Sammelsurium an Einträgen über den Planeten, den Schoko-Riegel oder einen asiatischen Stuntman, der eben so heißt. Wolfram Alpha hingegen gibt die verschiedenen Begriffsdefinitionen an und liefert diesbezüglich spezifizierte Ergebnisse. Wer also etwas über den Planeten wissen will, wird nicht einfach auf die Wikipedia verwiesen sondern bekommt ein hübsch gestaltetes Dossier mit den wichtigsten Daten über den roten Planeten. Sehr super eigentlich, aber nicht der anfangs verschrieene Google-Killer.
wolfram alpha
Fazit
Bing ist hübsch und laut Eigendefiniton auf Dinge wie Reisen und Einkaufen spezialisiert. Google funktioniert wie eh und je und Wolfram Alpha verlangt von den Usern ein gewisses Maß an Eigenengagement. Letztlich kommt es aber immer drauf an, was man eigentlich sucht. Und wer nicht mehr weiter weiß, der frage seinen Facebook- und Twitter-Freundeskreis. Denn dort werden spezifische Fragen meistens am besten beantwortet. Und die Verwechslungsgefahr mit Schweizer Namensvettern ist zum Glück ausgesprochen gering.