Erstellt am: 8. 6. 2009 - 21:27 Uhr
The Seen And The Hidden
Ein besseres Timing gibt es nicht. Laut New York Times wurde das Muslim Voices Festival schon vor Jahren konzipiert. Dass es ausgerechnet jetzt stattfindet, also zum Zeitpunkt und im Nachhall der versöhnlichen Obama Rede an die muslimische Welt in Ägypten, ist Zufall; ein glücklicher im Sinne der Veranstalter und ihrer Sache, geht es doch um gegenseitige Annäherung, um Diskurs, Dialog, Tabus und Emanzipation, also um eine differenziertere Sichtung muslimischer Kultur.
Austrian Cultural Forum
Wie wir wissen, war dieses Thema in den USA die letzten acht Jahren kaum salonfähig, nicht einmal im liberalen Gesellschaftsklima von New York, wo der Islam, speziell in den afroamerikanisch dominierten Communities, auch eine wichtige soziale Rolle spielt.
Vielen muslimischen KünstlerInnen aus dem Ausland wurde die Einreise verweigert. Ganze Festivals fielen der anti-islamischen Hysterie zum Opfer. Der Weltenmusiker No. 1, Youssou N´Dour, einer der Stars des Muslim Voices Festivals, reagierte im Gegenzug mit einen Auftrittsboykott anlässlich der US-Invasion im Irak.
Und nun interessiert man sich umso mehr für die komplizierten Sachverhalte, die jahrelang hinter einen populistisch verbrämten Begriff gedrängt wurden.
Das von der Brooklyn Acadamy Of Music initiierte Festival dauert bis 14. Juni und findet in verschiedenen Locations in ganz New York statt.
Eine davon ist das Austrian Cultural Forum (ACF), das es mit der gesonderten Schau The Seen And The Hidden: [Dis]covering The Veil immerhin auf die Frontpage der Arts & Leisure Sektion der New York Times geschafft hat und sich somit etwas von der Repräsentationskultur und der damit einhergehenden Nabelbeschauung freispielen konnte.
In der Ausstellung wird das Reizthema Schleier/Verschleierung im Zusammenhang mit Religion, Sexualität, Identität und Selbstbestimmung behandelt. Der dazugehörige Trailer, produziert von der österreichischen Videokünstlerin, Astrid Steiner aka VJ Luma, läuft noch bis Ende Juni auf einem der Big Screens am Times Square.
THE VEIL from luma launisch on Vimeo.
Besonders interessant und bewegend sind die Arbeiten/ist das Portrait zweier in den USA lebender, muslimischer Künstlerinnen mit unterschiedlichem Migrationshintergrund, nachzulesen im besagten NYT-Artikel.
Nachtrag
Beunruhigend hingegen, dass ich gestern erst nach mehreren Versuchen an ein Printexemplar der NYT-Wochenendausgabe rangekommen bin, weil sie bei einigen Newsstands "zum ersten Mal überhaupt" (wie ein Verkäufer mit großen Augen erzählte) nicht zugestellt wurde.
Kann ja sein, dass es sich dabei einfach nur um ein logistisches Promblem gehandelt hat. Wer sich jedoch näher mit dem Printwesen befasst, weiß, dass die ausbleibende Zustellung in der Regel nichts Gutes bedeutet. Zumindest in New York stellen Distributoren sofort den Vertrieb ein, sobald die Zahlungen der Kunden ausbleiben.
The Seen And The Hidden: (Dis)covering The Veil läuft noch bis einschließlich 29. August im Austrian Cultural Forum in New York.