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Christian Fuchs

Twilight Zone: Film- und Musiknotizen aus den eher schummrigen Gebieten des
Pop.

5. 6. 2009 - 09:20

Apokalypse Flau

Mit "Terminator Salvation" terminiert McG eine der großartigsten Science-Fiction-Reihen aller Zeiten.

Es gibt wirklich viele Gründe, Terminator-Fan zu sein. Da ist der unverwechselbare Tech-Noir-Style des Originalfilms, diese Mischung aus fatalistischer Thriller-Atmosphäre und Science Fiction. Da sind die atemberaubenden Actionsequenzen in Teil zwei. Und: die innovativen Effekte von Stan Winston. Der mitreißende Soundtrack von Brad Fiedel. Die fantastische Linda Hamilton als eine der toughsten Heldinnen ever. Und natürlich der T-800 mit seinem charmanten steirischen Akzent.

Über allen irrwitzigen Stunts und unvergesslichen Onelinern steht aber die einmalige Vision des James Cameron.

Gigantomanisches Blockbusterkino, macht uns dieser Regisseur klar, muss immer auch ein Herz haben, eine Seele, eine Liebe für die Charaktere. Camerons Terminator-Filme berauschen nicht nur mit für ihre Entstehungszeit bahnbrechenden Bildern. Sie erzählen auch vom Menschsein unter den Bedingungen einer bedrohlichen Zukunft.

"The Terminator"

MGM

In "The Terminator", anno 1984, erfahren wir erstmals vom bevorstehenden Ende der Welt. Die Maschinen haben nach einem verheerenden Atomkrieg die Macht übernommen, nur ein Haufen Rebellen wehrt sich noch. Ihr Anführer John Connor schickt seinen besten Mann zurück in die achtziger Jahre. Kyle Reese soll eine Kellnerin namens Sarah Connor beschützen, deren Sohn viel später den Widerstand gegen den hochintelligenten Supercomputer Skynet leiten wird.

Auf kongeniale Weise wie nur wenige andere Sci-Fi-Epen spielt der Film mit der Time-Travel-Thematik. Noch bevor Reese von einem finsteren Terminator gekillt wird, zeugt er ein Kind. "Terminator 2: Judgment Day" (1991) zeigt, wie dieser John Connor aufwächst, beschützt von seiner mutigen Mutter und einem guten Terminator.

Es geht in den Filmen von James Cameron immer auch um Teamwork, um Zusammenhalt, um Gleichberechtigung. Darüber hinaus fasziniert der Film als stahlblaue Techno-Fantasie.

"Terminator 2: Judgement Day"

Kinowelt

Regisseur Jonathan Mostow, ein zuvor unauffälliger Handwerker, tut sich 2003 schwer mit diesem übermächtigen Erbe. Aber "Terminator 3: Rise Of The Machines" ist besser als sein Ruf. Als sympathisch altmodisches Actionmovie inszeniert Mostow seinen Beitrag zu der Reihe. Der Film ist von einem Meisterwerk weit entfernt, aber das apokalyptische Flair bleibt erhalten. Dieses ganz bestimmte Terminator-Feeling sorgt für Gänsehaut.

Einige Monate später wird aus dem T-800 der Gouvernator: Arnold Schwarzenegger verabschiedet sich in die Politik, den Produzenten bleibt nichts anderes übrig, als sich für weitere Sequels einen neuen Zugang zu überlegen.

Die Fans müssen aber noch eine Nachricht verdauen: Der Regisseur des vierten Teils heißt McG und hat ausgerechnet die komplett substanzlosen "Charlie's Angels"-Filme verbrochen. Erst als Christian Bale für den Part des John Connor unterschreibt, darf wieder etwas aufgeatmet werden, die ersten Trailer schauen gar nicht mal so schlecht aus.

"Terminator: Salvation"

Sony

"Terminator Salvation" also. Am Anfang vertraute Klänge, das wunderbare Titelthema im neuen Gewand. Dann Aufnahmen eines zerstörten, verwüsteten Planeten. Der Judgment Day, der als Knalleffekt am Ende des dritten Teils stand, er hat schon lange stattgefunden.

Wir sehen erstmals ausführlich, was die bisherigen Filmen nur andeuteten: den postnuklearen Kampf der letzten Menschen gegen die Maschinen.

Mittendrin gibt ein martialischer Christian Bale als John Connor Befehle, taucht Anton Yelchin (eben noch als Mr. Chekov auf "Star Trek"-Mission) als junger Kyle Reese auf, wird der noch unbekannte Sam Worthington als Marcus Wright immer mehr ins Bild gerückt. Dieser ehemalige Todeskandidat, der seine Hinrichtung auf mysteriöse Weise überlebt hat, mutiert bald zum Schlüsselcharakter in der Terminator-Mythologie.

"Terminator Salvation"

Sony

Marcus Wright in den Mittelpunkt der Erzählung zu stellen, erweist sich als dramaturgisch fatale Entscheidung, denn sowohl die Backgroundstory der Figur als auch der Darsteller enttäuschen. Sam Worthington soll den ganzen Film auf seinen Bodybuilder-Schultern tragen, bricht unter diesem Gewicht aber zusammen.

Und der große Christian Bale? Der spielt, offensichtlich von der Regie alleingelassen, leider nur grimmig grummelnd auf Autopilot. Die starken Frauenfiguren, ein zentrales Merkmal der Reihe, das auch die Billig-TV-Version "The Sarah Connor Chronicles" sehenswert macht - verkommen bei McG zu Karikaturen.

Hier ein paar geschmacklose Ideen und Kostüme aus "Matrix Reloaded", dann wieder ein animierter Riesen-Blechscherben für die "Transformers"-Generation, dieser Film plündert schamlos bei der Sci-Fi-Blockbuster-Konkurrenz. Nur eines stellt sich nie ein, nicht einmal bei einem CGI-Cameo unseres Arnolds: diese spezielle Terminator-Stimmung.

"Terminator Salvation"

Sony

Damit keine Missverständnisse aufkommen: "Terminator - Die Erlösung" ist keine komplette Katastrophe, kein peinliches Machwerk. Aber dieser Film lässt einen völlig kalt, und alleine das macht ihn zum Sargnagel für die legendäre Saga.

Das Problem beginnt beim spannungslosen Drehbuch, schleppt sich bei der blutleeren Inszenierung fort. Obwohl McG mit brachialem Getöse von Action zu Action hetzt, stellt sich nur ein Gefühl ein: Langeweile. Und der um Tristesse bemühte monochrome Look wirkt letztlich ebenso verkrampft wie die aufgesetzte Düsternis mancher Metalbands.

Als ich aus dem Kino taumelte, fühlte ich mich leer. In James Camerons Hi-Tech-Meisterwerken triumphierten letztlich immer die menschlichen Qualitäten. In "Terminator Salvation" hat die Technologie gewonnen. Die Zukunft sieht dunkel aus. Zumindest die Zukunft der Terminator-Reihe.