Standort: fm4.ORF.at / Meldung: "Rock 'n' Roll stop the rain. Das Linzfest 09."

Nina Hofer

Krach. Bumm. Zack. Mittendrin und doch so fern.

31. 5. 2009 - 13:08

Rock 'n' Roll stop the rain. Das Linzfest 09.

Warum Kreisky Radieschen aus den Ohren wachsen und norwegische Ananas den Regenteufel out of space schicken.

Logo Linz 2009 Kulturhauptstadt Europas

Linz09

Im Rahmen vonLinz 09

Nein, mit einem blauen Himmel kann ich an dieser Stelle nicht dienen. Schon auf der Autobahn hatte ich eine Freundin vor meinem geistigen Auge, die bei einer ähnlich nassen Wettersituation den Besuch unseres favorisierten Lokals mit den Worten: "Bin i a Fisch?" verweigerte. Erinnerungen an diverse Glastonbury-Erlebnisse blitzten bei meiner Ankunft gestern Nachmittag in der Kulturhauptstadt 09 auf. Dort hat aber selten jemand einen winterlichen Rollkragenpulli und drei Strumpfhosen übereinander an. Der Gatsch blieb allerdings aus, den hat aber auch niemand vermisst.

Liegestühle im Vordergrund, im Hintergrund Berge im Nebel.

Andreas Kepplinger

Musikerinnen der Band Client. im Vordergrund die Sängerin, daneben die Keyboarderin. Im Hintergrund auf der Bühne sind REgenschirme zu erkennen.

Andreas Kepplinger

Stop the rain mit Client

Auf der Ö1 Bühne beim Lentos war kurz vor Beginn der Warm Up für die FM4 Bühne. Das Stahlstadtkind Cherry Sunkist hatte ein musikalisches Heimspiel und bot die ideale elektronische Einleitung für die charmanten und immer gut gekleideten insularen Damen von Client. Eigentlich hatten sie trotz stilsicherem Elektropop und einer geballten Ladung sexy Stewardessatmosphäre wettertechnisch die schlechtesten Karten, was aber das anwesende Publikum nicht davon abhielt, selber zu strahlen und zu tanzen. Mitunter der schönste Anblick des Abends: Menschen, die mit Regenjacken und Gummistiefeln bewaffnet lächelnd laut mitsangen und mittanzten. Auch Passanten habe ich beobachtet, die sich davon anstecken ließen, so musikalisch über ihren Tellerrand hinaussehen wollten und bei "You're love is like petrol" die Hosenträgerhüften mitgeschwungen haben.

Das Publikum vor der FM4 Bühne. Es regnet. Im Hintergrund ist die Bühne mit der Band Kreisky zu erkennen. DAhinter die Donau.

Andreas Kepplinger

Die Band Kreisky. In der Bildmitte der Gitarrist, links daneben der SChlagzeuger und am linken Bildrand ist der Sänger vor einem Keyboard zu erkennen

Andreas Kepplinger

Kreisky noch ohne Radieschen

Apropos Heimspiel und gut gekleidet. Völlig zu Recht wurden die schmucken Männer von Kreisky durch Martin Blumenaus Bemerkung, sie seien momentan die beste Band Österreichs, eingeleitet. War auch mein Highlight des Abends. Glücklich waren die Musiker selber allerdings nicht. Frontman Franz hatte stimmtechnisch Probleme, uns den Dow Jones zu erklären, bzw. ersingen: Die Stimme war nicht daheim, er war heiser. Elegant und passend zur Exaltiertheit der Bühnenperformance ließ er sich dezent ein Heißgetränk auf die Bühne liefern. Angeblich soll die Stimme seit dem Vorbeifahren an der Chemie Linz versagt haben und das wird, laut Franz, zu Gewächsen aus seinen Ohren führen. Ich bin gespannt.

The Whitest Boy Alive, im linken Bildrand am Verstärker eine Ananas, in der Bildmitte der Sänger, der Bassist. Rechts davon der SChlagzeuger.

Andreas Kepplinger

Ananas im Regen

The Whitest Boy Alive schafften dann das Unmögliche: Der Regen hörte auf und ich habe kurz zwischendurch schwache Sonnenstrahlen inmitten der Wolken durchblitzen sehen.

Eine Ananas auf einem Verstärker

Andreas Kepplinger

Ich bin überzeugt davon, die magische Ananas aus Norwegen oder Deutschland hat damit zu tun. Platziert am Verstärker hat sie den Regen vertrieben. Andere behaupten, es war die Coverversion von The Prodigys "Out of space", die ihr Bestes tat, den Raindevil zu vertreiben. Egal, mittlerweile scharten sich die Menschen vor der Bühne zu teilweise karibisch anmutenden Indiepop- und Discoklängen zusammen.

Sänger Jan Delay

Andreas Kepplinger

Warme Baselines

Jan Delay übernahm dann das bereits eingetanzte und aufgewärmte Publikum mit seiner Disko No.1. In gewohnter Entertainermanier, unterstützt durch eine sehr fein aufeinander abgestimmte und professionelle Band, gab er ein Potpourri der Musikgeschichte zum Besten.

Backgroundsängerinnen von Jan Delay und Disko No.1

Andreas Kepplinger

Was auch immer Halbgott Delay verlangte, seine Combo gehorchte: von warmen Baselines bis zum kalten Franz Josef Strauß. Letzteren hab ich allerdings nicht gesehen, der ist wahrscheinlich mit den Enten auf der Donau geschwommen. Von den Backstreet Boys bis zu Pump Up the Jam und RemmiDemmi, alles war da, um beim Publikum gute Laune zu machen, inklusive dem alten Klappgame, welches die Backgroundsängerinnen vormachen durften. Everybody, yeah - rock your body, yeah - Jan is back, alright! Auch H.P.Baxxter wurde erwähnt und der spielt, sei an dieser Stelle erwähnt, am Donauinselfest.

Donau in Abendstimmung

Andreas Kepplinger

Danke auch an Andreas Kepplinger für die Fotos. Das ganze Album mit den LinzFest09-Fotos findet ihr unter auf flickr.

Einen großen Dank abschließend an das wunderbare Team hinter der Bühne, die die arbeitende Crew mit Nahrungsmitteln und Getränken liebevoll umsorgt haben. Da macht das Arbeiten dann noch doppelt Spaß.

Und wer heute, Sonntag, noch in Linz ist, nicht versäumen: Mogwai geigen gegen 21.30 Uhr auf derselben Bühne auf. Ein Pflichttermin. Wer heute nicht mehr in Linz ist, kann sie sich morgen, Montag, in der Arena in Wien ansehen.

graffiti

Andreas Kepplinger