Erstellt am: 29. 5. 2009 - 10:23 Uhr
Schnittstellen zum Angreifen
Kunst, Technologie, Wissenschaft und Unterhaltung. Wer zwischen diesen Stühlen sitzt und "Reise nach Rom" spielt, gerät leicht in Verdacht, weder Fisch noch Fleisch zu sein. Dass diese gern zitierten Schnittstellen aber auch schöne Kunstinstallationen hervorbringen, sieht man derzeit auf dem Festival Coded Cultures in Wien. Neben einem mehrtätigen Symposium gibt es im Freiraum des Museumsquartiers zwölf hübsche Arbeiten anzusehen. Aber nicht nur das. Schauen kann man dort nämlich endlich auch einmal mit den Fingern.
Coded Cultures
28.05. bis 31.05. (Ausstellung bis 07.06.)
Freiraum/quartier21/MQ
Eintritt frei
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Organisiert wird Coded Cultures unter anderem vom Netzkulur-Verein 5uper.net. Sie fühlen schon lange der digitalen Kunst auf die weitverzweigten Füße. Fünf Jahre nach der ersten Version wird das Festival jetzt internationaler. Neben österreichischen Kunstschaffenden liegt der Fokus des Festivals nämlich vor allem auf Japan. Und weil eben gerade auch das sogenannte Österreich-Japan-Jahr stattfindet, übersiedelt Coded Cultures im Herbst dann nach Yokohama. Kurz zusammengefasst.
Die Ausstellung:
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Der Soundteppich ist ausgebreitet und beheimatet Vieles zum selber ausprobieren. Ein antiker Flipper zum Beispiel, dem neben einer popkulturellen Karosserieverkleidung vor allem Eines fehlt: Der Highscore. Gemessen wird nicht in Punkten, sondern den Sounds, die durch das Spiel entstehen. Je intensiver, desto mehr passiert. Gleich gegenüber kann Computermäusen beim Sterben in mannigfaltiger Art und Weise zugesehen werden, während woanders 350 kleine Soundeinheiten in der Luft schweben. Alle davon mit Mikro und Lautsprecher bestückt.
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Ein Klatschen löst eine Kettenreaktion aus, weil alles aufnimmt und alles wiedergibt. Dadurch gibt es aber keine Feedback-Schmerzen, sondern ein bewegliches 360-Grad-Knistern. Gleich daneben spielt ein Joystick gleich selbst und steuert einen Avatar im projizierten First-Person-Spiel gegenüber. Und wer jemals darüber nachgedacht hat, mit einem Papierflieger eine eigene Weltraumflotte zu gründen, für den gibt es Hoffnung. Beim dort präsentierten Origami Space Race geht es darum, ein umweltfreundliches Space Shuttle einfach selber zu falten.
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Symposium und Rahmen:
Die Diskurs-Schiene des Festivals ist in vier Bereiche untergliedert. Von der Frage nach der Vision und des Konzepts an sich über die Mölichkeiten einer Prototyp-Bildung und dem spielerischen Aspekt in der Entwurfphase spannt sich der Bogen hin zu Micro Communities und Peer Societies, kurz gesagt: Netzwerken. Die Vortragenden kommen großteils natürlich aus Österreich und Japan. Außerdem gibt es noch ein Outdoor-Audio-Theaterstück, verteilt über das Gebiet Donaucity. Und zur Abschlussparty am Sonntag noch eine DJ-Selektion von Minimal Tokyo und Trust Records.