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Christian Holzmann

Snap your fingers, snap your neck.

27. 5. 2009 - 12:08

Adios... Puta Madres!

Mit einer würdigen Live-DVD schließt Al Jourgensen nun endgültig die Pforten das Ministeriums für Industrial-Metal. Das House of Pain huldigt.

Jetzt hab ich den Salat. Erst fordere ich nach dem recht schwachen Ministry Album "Houses Of The Molé" gar frech den Rücktritt von Mastermind Al Jourgensen und was macht der? Einfach auf Suderanten wie mich pfeifen und noch mal zwei Werke abliefern, welche mich des Irrtums entlarven und da "Rio Grande Blood" sowie "The Last Sucker" heißen, freilich wieder "Onkel Als" Lieblingsfeind George W. Bush zum Thema haben und geneigten Fans beweisen, dass Ministry noch lange nicht zum alten Eisen gehören.

Tommy Victor, Al Jourgensen und Paul Raven von Ministry bei der Arbeit im Studio.

Soulfood Records

v.l.n.r.: Tommy Victor, Al Jourgensen, Paul Raven

Frischzellenkur mit Paul Raven und Tommy Victor

Selbstverständlich hatte das seinen Grund, denn nach dem Abschied von Jourgensens langjährigem Weggefährten Paul Barker holte der sich zwei Herren ins Ministry Camp, die diesem Projekt noch einmal einen ordentlichen Schub verpassten. Der eine war der im Oktober 2007 leider verstorbene Bassist Paul Raven (Killing Joke, Prong), der andere niemand Geringerer als Prong Gitarrist und Sänger Tommy Victor. Das in dieser Konstellation bereits erwähnte "Rio Grande Blood" ließ mich mehr als nur bass erstaunen, wie hervorragend die Ministry'sche Industrial-Metal-Maschinerie noch funktionieren kann, wenn Herr Jourgensen sich die richtigen Leute ins Boot holt und auch der Nachfolger "The Last Sucker" enttäuschte daher nicht.

Foto von Al Jourgensen bei einem Konzert von Mnistry.

Soulfood

Umso mehr fand ich es sehr schade, als Al Jourgensen dann tatsächlich das Ende von Ministry verkündete. Nach dieser einen Tour sollte dann endgültig Schluss sein, denn er ist des Tourens einfach müde und will sich weiterhin lieber seinen Projekten unter dem Dach seines eigenen Label 13th Planet Records widmen, wo unter anderem auch Prong ihre neue Heimat haben. Deren nächstes Album wird Herr Jourgensen vielleicht mitproduzieren und auch Gerüchte von einer Zusammenarbeit zwischen Tommy Victor und Burton C. Bell (Fear Factory) machen seit einiger Zeit die Runde.

Ob man noch einen Ministry Nachschlag wie "Cover Up" jetzt wirklich gebraucht hat, das sog. "Heavy Rotation" U.S. amerikanischer Klassik-Rocksender beinhaltet, möchte ich mal einfach dahingestellt lassen, lustig anzuhören ist es allemal. Die Live-DVD "Adios... Puta Madres!" macht den Trennungsschmerz allerdings wirklich nicht leicht.

Cover der Ministry Live-DVD "Adios... Puta Madres!"

Soulfood Records

Kein lasches Best Of Programm

Wer meint, dies wäre nichts anderes als ein Ministry "Best Of" Album in Live-Version, irrt gewaltig. Es wäre nebenbei erwähnt auch nicht wirklich legitim, schließlich gibt es so etwas mit der DVD "Sphinctour" bereits und einen nochmaligen Aufguss davon braucht tatsächlich niemand. Auf "Adios" konzentriert man sich auf die besten Songs der letzten drei eingangs erwähnten Alben, welche Al Jourgensen als quasi George W. Bush Trilogie sieht und genau jenes Programm gab es auch auf der "C U Latour", die im letzten Jahr auch in Innsbruck halt machte. Pflicht-Hits wie "Thieves", "N.W.O." oder "Just One Fix" wurden erst im Zugabenteil gespielt und auch auf "Adios" ist dem so.

Sicher ist es sehr schade, das Jourgensens langjähriger Weggefährte Paul Barker nicht auf dieser Abschiedstournee mit dabei war, trotzdem waren Ministry vielleicht nie zuvor eine so dermaßen hervorragende, kompakte und spielfreudige Live-Band. Kein Zweifel, dass das an den Musikern liegt, die er da mit auf Tour genommen hat, denn mit Sin Quirin (Revolting Cocks), Tommy Victor (Prong), Aaron Rossi (Schlagzeuger bei Prong), Tony Campos (Bassist bei Static-X) und John Bechdel (Keyboard bei u.a. Fear Factory und Killing Joke) sind Ministry da schon fast sowas wie eine Allstar Metal-Band.

Fotos aller Bandmitglieder von Ministry.

Soulfood

The final Ministry, wie man sie gern in Erinnerung behält.

"Adios... Puta Madres!" bringt das druckvolle Live-Zusammenspiel dieser finalen Version von Ministry extrem authentisch rüber. Wer nicht die Gelegenheit hatte ein Konzert der Abschiedstournee zu sehen, kann das quasi nachholen. Da nicht dabei gewesen zu sein, wird wohl der einzige Wermutstropfen sein, wenn man sich das ansieht bzw. anhört.

Foto von Tommy Victor bei einem Konzert von Ministry.

Soulfood

Adios Ministry im House of Pain

Um mir solchen Ärger zu ersparen, war ich auch so frei mich letztes Jahr auf den Weg nach Innsbruck zu machen, wo Ministry ihr letztes Österreich Konzert darboten und Tommy Victor so freundlich war, sich für ein Interview zur Verfügung zu stellen. Was der so zum Ende von Ministry zu erzählen hatte, dürfen Sie am 27. Mai ab 22 Uhr im "House of Pain" Ihres Vertrauens neben Auszügen aus der Live-DVD dann auch hören.

artist song  
Ministry Space Truckin'  
Ministry Thieves (Live)  
Ministry Waiting (Live)  
Ministry N.W.O. (Live)  

Ein Hinweis noch in Sachen Prong

Wenn hier schon so oft von Tommy Victor die Rede ist, so soll auch nicht unerwähnt bleiben, dass dieser am 23. Juni in der Szene Wien mit Prong flott aufspielen wird. Ein Pflichttermin, für den als Ausrede nicht einmal Tinnitus vom am Wochenende davor stattfindenden Nova Rock gilt.