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Elisabeth Gollackner

Subjektivitäten, Identitäten und andere feine Unterschiede.

21. 5. 2009 - 14:59

Oh! Freies Geleit

Das Mysterium der verlorengegangenen Unterhose.

Oh! - Irritationen im Alltag

Jaja, die Stadt ist ein Dschungel, und wir wundern uns, wie wir es schaffen, nicht unterzugehen. Wissen wir. Trotzdem überrascht es doch immer wieder, was die wilden Tiere dazu treibt, sich an den unmöglichsten öffentlichen Orten ihrer Unterhose zu entledigen.

Denn es passiert nicht zum ersten Mal, dass - zerknüllt und scheinbar eingehüllt in die Aura der abenteuerlichsten Vorgeschichten - ein Exemplar davon am Straßenrand liegt. Oder auf der Wiese im Park lauert. Oder am Zeitungsständer der auflagenstärksten Tageszeitung dieses Landes hängt.

Eventuell könnte Letztere auch als Statement gedacht sein. Bei allen anderen stellt sich allerdings die Frage: Wie ging es zu, dass die Unterflak (von der Großmutter meiner Freundin immer liebevoll "Untergack" genannt; tja, die Dame stammt noch aus einer Zeit, wo man mit den Händen Wäschewaschen musste) aus ihrer so gesichterten Position in dieser Einsamkeit landen konnte? Und wurde sie ersetzt oder die Institution Untergatte einfach für nichtig erklärt?

Comicstil: Jemand denkt an eine Unterhose mit Herzerl drauf.

elisabeth gollackner

"Brauch ich nich", sagte meine Urlaubs-Backpacker-Bekanntschaft vor einigen Jahren, dieser freundliche Kerl, der nie Unterhosen trug. Die eine, die er bei Beginn seiner dreimonatigen Reise besessen hat, ging irgendwo am Strand verloren. Konfrontiert mit der plötzlichen Hänge-Freiheit erkannte er, dass das Leben eng genug sei, das müsse man nicht auch noch in der Hose für Druck sorgen.

Mein Urlaub dauerte insgesamt nur drei Wochen, keine Chance also, die jahrelang mit Montag-bis-Sonntag-Slips konditionierten gesellschaftlichen Hygienevorstellung so larifari mit Meersalz und Vulkansand aus meinem Kopf zu peelen, und wir waren gerade erst in der Mitte angekommen, sprich: Ich reagierte mit blankem Entsetzen. Sprich: Meine Hände sofort weg von allem, was gerne Hände auf sich gehabt hätte.

Woraufhin er die längste Kondomschlange, die die Welt je gesehen hat, aus seiner schon recht drecksteifen Hose zog (auch vom oberen Beinkleid besaß er nur bescheidene zwei Exemplare; Materialismus sei was für Spießer, nicht für Menschen, die ihr Hab und Gut am Rücken rumschleppen) und meinte: In dieser Hinsicht wäre er immer gut ausgestattet.
Meine eigene Unterhose lief in dieser Nacht nicht einmal annähernd Gefahr, verlorenzugehen. Vielleicht ein andermal.