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12. 5. 2009 - 10:22

Female Labour Moves

Gerechtes Einkommen, Sicherheit am Arbeitsplatz, soziale Absicherung - davon können viele Frauen nur träumen. Das Wiener Schikaneder Kino zeigt Frauen zwischen Ausbeutung und Widerstand.

Mit dem sogenannten Big Mac Index kann man die Kaufkraft verschiedener Länder vergleichen, weil der Burger überall mit den gleichen Zutaten hergestellt wird, aber deshalb nicht gleich viel kostet. Ein Big Mac aus der Eurozone kostet im Moment umgerechnet mehr als 5 US-Dollar. Wer mit weniger als 1 bis 2 Dollar pro Tag auskommen muss, lebt am Rand der Existenz. 70 Prozent dieser Menschen weltweit sind Frauen.

Szenenbild aus dem Film "Mit einem Lächeln im Gesicht", Frau im Profil

Female Labour Moves

"Mit einem Lächeln auf den Lippen"

Ihre Nachteile beziehen erwerbstätige Frauen aus unbezahlter Haus- und Familienarbeit, Einkommensunterschieden und atypischen Beschäftigungsverhältnissen: In Österreich zum Beispiel sind prekäre Beschäftigungsverhältnisse "am häufigsten unter Frauen bis 40 Jahren und bei Menschen mit geringen Bildungsabschlüssen" zu finden, wie der aktuelle Armuts- und Reichtumsbericht verrät. Im Rahmen der Agenda Decent Work For All soll hierzulande der Ist-Zustand rund um die globale Arbeitswelt von Frauen beleuchtet werden: Das "Female Labour Moves" Festival zeigt Dokus zu den Lebens- und Arbeitsrealitäten zwischen Ausbeutung und Widerstand.

Das Programm im Überblick

28. Mai

  • Haus-Halt-Hilfe/Arbeiten im fremden Alltag
  • Mit einem Lächeln auf den Lippen

29. Mai

  • We Are not Defeated!
  • Maquilapolis

Das Festival findet im Wiener Schikaneder Kino statt. Diskussionen und Publikumsgespräche mit Expertinnen von Amnesty International u.a. runden das Programm ab. Hier ist das detaillierte Programm zu finden.

Nord-Süd-Nord

Geht es um die Verletzung von Arbeitsrechten, Lohndumping und Abhängigkeitsverhältnisse, dann reichen einander Nord- und Südhalbkugel geflissentlich die Hand: Ist jemand erst einmal unter großen Anstrengungen und Entbehrungen in unsere Breiten emigriert, warten dort erst wieder Repressalien, womöglich eben in Gestalt einer "Live-In-Situation", wo Kost und Logis für die illegal beschäftigte Heimhilfe, Pflegerin, Babysitterin bereitstehen, die Abhängigkeit dabei aber frei Haus mitgeliefert wird.

Maquilapolis

"Maquilas" heißen Ansammlungen von Montagebetrieben im Norden von Mexiko. Die dort arbeitenden Frauen erzeugen Einzeilteile und Halbfertigware für den Export in den Norden, von Urinbeuteln über Sauerstoffmasken bis zu Strumpfhosenverpackungen. Eine Gruppe von Arbeiterinnen hat für das Projekt "Maquilapolis" die Kamera selbst in die Hand genommen und ihren Alltag festgehalten. Wenn die Frauen sich in ihren blauen Arbeitskitteln auf freiem Feld aufstellen und ihre monotonen Arbeitsschritte zur Choreographie gerinnen, schleicht sich das in Mark und Bein. Wir kippen deshalb aber nicht in blanken Befindlichkeitspathos: Zentrum der Doku ist die Selbstorganisation der Arbeiterinnen, das vehemente und beständige Auftreten gegen Ungerechtigkeiten, Frauensolidarität:

"Ganz wichtig ist in unserer Arbeit, zu zeigen: Wie wehren sich Frauen dagegen, wie kämpfen sie dagegen an, wie versuchen sie, sich selbst zu organisieren - nach diesem Gesichtspunkt haben wir die Dokumentationen ausgewählt", sagt Petra Steiner, Bildungsreferentin des Vereins Frauensolidarität, der die Filmtage organisiert."

Maquilapolis

Female Labour Moves

"Maquilapolis"

Gib ihnen alles, und sie geben dir den Rest

"Haus-Halt-Hilfe" erzählt von der Arbeit "im Verborgenen", dem Alltag von Putzfrauen, Hausangestellten und Au Pair-Mädchen, die "die Auslagerung des Emanzipationsanspruchs 'Halbe-Halbe'" ermöglichen. "We Are Not Defeated" widmet sich der ersten Frauengewerkschaft Koreas. Und was passiert, wenn eine Hausarbeiterin ohne Papiere vor Gericht zieht? Sie tut es "Mit einem Lächeln auf den Lippen".