Erstellt am: 10. 5. 2009 - 19:43 Uhr
Fußball-Journal '09-32.
Wie auch an den letzten Sonntagen aktuelle Updates zum hier verlinkten Legionärs-Eintrag:
Endlich! Niklas Hoheneder (86-08) wechselt im Sommer, mindestens ein halbes Jahr zu spät, vom LASK zu Sparta Prag. Die müssen sich allerdings anstrengen, um noch die CL-Quali zu erreichen (wo sie nicht auf Salzburg treffen können!).
Ex-Problemboy Besian Idrizaj (87-10), zuletzt wegen Herz-Problemen knapp vorm Aufhören, hat still und heimlich wieder begonnen. Und zwar in der deutschen Oberliga (also der 5. Spielklasse) beim FC Eilenburg in der NOFV-Staffel Süd, ehemaliges DDR-Gebiet. Meine besten Wünsche begleiten dieses Comeback.
Florian Sturm (82-05), zuletzt bei den Milton Keynes Dons, zuvor beim FC Vaduz, kommt nach Österreich zurück, zum SV Ried, ist aber noch ziemlich rekonvaleszent (erinnert mich an Kiesenebner...)
Sandro Gotal (91-09) von SC Bregenz wird aktuell vom FC Utrecht (NED) Im Rahmen eines Art Vorspiel-Trainings getestet.
Der letztens avisierte, deutlich offiziellere Testlauf von U21-Teamtormann Lukas Königshofer (89-03) in Blackburn ist offenbar ganz gut gelaufen.
Benjamin Fuchs (83-10) hat bei Eintracht Braunschweig um 2 Jahre verlängert.
Philip Hosiner (89-05), zuletzt ÖFB-technisch erstaunlich unberufene junge Sturm-Kanone bei 1860 Münchens (Regionalliga) zweiter Mannschaft wird an den SV Sandhausen (Deutschland 3. Liga) verliehen.
Neu aufgefallen ist Sinan Neumaier (90-2), austro-türkische Offensivkraft bei der U19 des SpVgg Unterhaching.
Rafael Holzhauser (93-2), Spielmacher der Rapid U16, wird nächste Saison im Nachwuchs des VfB Stuttgart anfangen.
Was aus der Rachimov-Partie in Moskau wird, ist nach Rashids Entlassung bei Lokomotiv unklar. Co-Trainer Alfred Tatar ist bereits seit der Winterpause wieder in Wien. Die anderen, Coach Damir Canadi und Kondi-Trainer Alexander Stadler sind wohl auch wieder zu haben, nur Nachwuchs-Koordinator Prof. Gerhard Hitzel könnte seinen Job noch haben.
Drei Runden vor Meisterschafts-Ende ist vieles schon klarer als es erscheint: Salzburg wird Meister, trotz der heutigen gegen Rapid. Dritter wird wohl die Austria, sofern sie nächste Runde daheim Altach schlägt, was auch wiederum eine Vorentscheidung im Abstiegskampf bedeuten würde. Und der Admira ist womöglich gar ein Titel zuzutrauen: wenn schon nicht der Cupsieg, dann der der 1. Liga.
Sollte es dort im übrigen das Magna-Spielzeug Wr. Neustadt nicht schaffen, dann trau ich den Verantwortlichen einen kurzfristigen Ausstieg zu; wie das geht, das zeigen die politischen Player gerade in Kärnten vor - aber dazu später.
Aktuell geht es den besten heimischen Teams so wie den Maturanten, die gerade in ihrer finalen Stress-Situation sind; die dann nächstes Jahr studieren, also international spielen werden.
Das ist der Gesichtspunkt unter dem ich mir die Spiele der letzten Tage und Wochen anschaue; und das lässt nichts Gutes erwarten. Denn so wie Salzburg, Rapid, die Austria und Sturm, also die vier deutlich besten Teams Österreichs, derzeit agieren, wird's nix werden mit einer Verbesserung in der UEFA-Rangliste.
Problemfall Salzburg
Die Mateschitz-Truppe ist personell, infrastrukturell und monetär die weitaus am besten aufgestellte in Österreich.
Warum dieser an sich klare Vorsprung sich immer wieder im Laufe der Saison verliert, egal ob mit Trap oder Co, ist eine der interessantesten Fragen im österreichischen Fußball.
Warum an sich grandiose Kicker die heimische Meisterschaft derart auf die leichte Schulter nehmen und eine an sich klare Überlegenheit durch immer wieder auftauchende Dürftigkeitsanfälle verplempern, ist nicht erklärlich.
Dass inexistente Tradition und eine neoliberale Firmen-Philosophie auch den, der guten Willens ist, innerhalb von wenigen Wochen zum hartherzigen abcashenden Legionär macht, kann nicht die alleinige Ausrede sein - wiewohl derlei zb in der viel stringenter aufgezäumten Formel 1 gar nix ausmacht (im Gegenteil).
Etwas sozial derart Komplexes wie ein (halbwegs erfolgreich durchgeführter) Mannschaftssport (noch dazu einer unter permanenter öffentlicher Beobachtung) ist aber eben nicht innerhalb von ein paar Jahren aus dem Nichts aus dem Boden zu stampfen - vor allem, wenn die begleitenden Maßnahmen so halbherzig durchgeführt werden wie in Salzburg.
Aktuell sieht es so aus, dass die derzeitige Truppe in der Champions League-Quali gegen wohl nur einen gleichwertigen Gegner gewinnen müsste. Mit einer Auswärtsleistsung wie gegen Rapid ist aber natürlich auch gegen Partizan Belgrad oder Legia Warschau kein Staat zu machen.
Deshalb wird der neue Coach, Herr Stevens, auch wieder neu einkaufen, und - wie schon die letzten paar Versuche - mit einer uneingespielten Mannschaft in die beiden wichtigsten Spiele des Jahres gehen.
Warum man sehenden Auges Fehler der Vergangenheit nicht nur wiederholt, sondern institutionalisiert, lässt sich nur noch unter "wird wohl Absichtsein" ablegen.
PS: Wenn Marc Janko schlau ist, wechselt er im Sommer in eine große Liga. Und das heutige Tor muß ganz nach vorne ins Bewerbungs-Video.
Problemfall Rapid
National reicht's. Man sieht gegen Salzburg immer wieder gut aus, aktuell auch gegen die Austria, man spielt fast um den Titel mit, man ist Zuschauer-King und Medien-Leader.
Damit hat sich's aber auch. International kann eine derart leicht ausrechenbare, taktisch plump eingestellte Mannschaft wie Rapid keinerlei Land sehen. Jeder Gegner von halbwegs internationalem Format kann die Schwächen dieses Teams sofort erkennen und gezielt ausnützen.
National geht sich das nicht aus, weil die Teams entweder ebenso plump (zb die Austria) und noch schwächer agieren, oder sich wie Salzburg einfach nur mit halber Kraft bewegen.
Gegen die Teams mit strategischer Klasse sieht Rapid eh alt aus: gegen Sturm ist die Bilanz heuer negativ, gegen Ried sieht es (incl Cup) auch sehr schlecht aus, selbst gegen die personell wirklich deutlich unterlegenen Kärnter tat man sich unendlich schwer. Weil dort taktisch gut gearbeitet wird, weil dort Schweigen nicht als Tugend verkauft wird. Wäre Fodas Team nicht personell limitiert, könnte Gludovatz auf stärkere Indivualisten zurückgreifen, dann könnte sich Rapid den internationalen Platz abschminken.
Problemfall Liga
Natürlich ist es schlimm, sich nach einer TV-Live-Woche mit Chelsea gegen Barca oder HSV-Werder dann LASK-Altach und Sturm-Austria und selbst Rapid-Salzburg anzusehen.
Wobei: die Berechnung derr Relation ergibt sich eigentlich eh von selber. Es wird nur durch die Marktschreier der Live-Verwerter verschlimmert, die auch das allertiefste Rasen-Gestakse zum ualitätsvollen Kick hochlabern.
Nichts gegen die Spannung und Stimmung bei Rapid-Salzburg, nichts gegen die ansatzweise vorhandene spielerische Qualität von Sturm-Austria - aber das sind (bei besten äußeren Bedingungen erbrachte) Leistungen, die deutsches Zweitliga-Niveau nicht wirklich deutlich überschreiten. Das mag alles erklärbar sein (bei Sturm Graz zb spielen einige zentrale Akteure derzeit weit unter Form), die Armseligkeit von etwa dem Spiel der Austria darf sich nicht hinter einem Zuckerpass von Bazina und einer Einzelaktion von Acimovic verstecken. Was genau ist, was passiert - von den Verantwortlichen verschämt versteckt, von den sich für die Aufblähung der Berichterstattung zustndig fühlenden Träger-Medien aktiv gefördert.
Diese Verlogenheit kulminiert dann im Katastrophen-Fall des LASK. Der spielt auch unter Hans Krankl unglaublich jämmerlich, zaghaft, unangeleitet und planlos daher und schafft es nicht einen sich durch verschwörungstheoretisches Gelalle selber lähmenden Gegner aus Altach rechtzeitig auszubremsen. Übrig bleibt die von Krankl zum Erfolg stilisierte Tatsache des Nicht-Abstiegs - ein Ziel, das in seiner Armseligkeit beim AMS nicht angenommen werden würde.
Dass die unendlich miserable und von beiden Seiten aufs peinlichste vercoachte Partie auf Regionalliga-Niveau ohne den gebührenden Hinweis auf ihre Dürftigkeit öffentlich dargestellt wurde, zeigt den Wert den die Liga intern hat: nur mit Tschapperl-Bonus konsumierbar, nur einem blödgemachtem Publikum als guter Sport verkaufbar.
Problemfall Kärnten
Fußball-Journal '09-31: Es wird eng für Austria Kärnten.
Das, was ich am Mittwoch noch aufgrund von Indizien im Umfeld und politisch noch unklaren Andeutungen eher geahnt als gewusst habe, hat sich in der Zwischenzeit erschreckend verdichtet: obwohl die Stadt Klagenfurt und das Land Kärnten den Verein Austria Kärnten mit Garantien die Lizenz wohl gerettet haben, sieht es für die Zukunft ganz ganz schlimm aus.
Der Bürgermeister betonte noch einmal extra, dass es künftig keinerlei öffentliche Gelder der Stadt geben würde.
Der Landeshauptmann stellte dem Präsidenten (seinem Parteifeind Canori) die Rute ins Fenster und forderte ihn auf, gefälligst Management-Verantwortung zu zeigen und Sponsoren zu bringen.
Der Präsident deutete an, dass Anmerkungen wie diese es ihm unmöglich machen, diesen Job zu erledigen und sagte wörtlich, dass er "morgen schon weg" wäre, wenn der LH einen neuen Mann für den Job findet.
In der Zwischenzeit bröselt Sportdirektor Schinkels die Mannschaft weg (die der Verein unvorsichtigerweise großteils nicht vertraglich geschickt genug binden konnte), sie verliert ihre Spiele in Bausch und Bogen - was die rein auf das Momentum (natürlich nur verbal) reagierende Politik zusehends verärgert.
"Derartiges" meint Absurditäten wie diese.
Derzeit sieht es (und das würde mich, wenn man Derartiges leider nicht schon kennen würde, fassungslos machen) so aus, als würde der Verein direkt nach seiner Rettung begraben werden.
Ähnliches trau ich im übrigen auch Frank Stronach bei Nicht-Aufstieg seines SC Magna in die Bundesliga zu. Zwar hat man in den drei noch ausstehenden Runden die bessere Auslosung als der direkte Konkurrent, die Admira, aber die Nerven liegen nach dem vergeigten Punkte-Vorsprung blank.
Da beiden Mäzenaten-Systemen die kurzfristige Reaktion näher liegt als die nachhaltige Aktion, ist es durchaus möglich, dass sich die beiden Vereine zu Beginn der nächsten Saison einfach in Luft auflösen.
Wie der von seinen Formel 1-Jungs derzeit so verwöhnte Mäzen Mateschitz reagiert, wenn Salzburg die Champions League wieder verpaßt, will ich in diesem Zusammenhang gar nicht wissen.
Genau deshalb erscheint mir der derzeit diskutierte Matura-Stress in der Liga als eine Art Bodrom, also als eine recht kindische Ablenkung von den heiklen Themen, die zu Beginn der nächsten Saison schlagend werden und die Zukunft des heimischen Fußballs definieren werden.