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Albert Farkas

Ein kühnes Kratzen an der Oberfläche von Hohlräumen.

10. 5. 2009 - 09:08

Tradiergummi

Zum, äh, Muttertag; 10 unreflektiert von meinen Eltern übernommene Gewohnheiten und Gegenstände.

Distinktionsgewinn ist wichtig, vor allem, was die eigenen Schöpfer betrifft, klar. Gegen manches Vorgemachte rebelliert man, anderes hingegen wird irgendwann von einer sozialen oder technologischen Modernisierungswelle hinweggeschnappt. Diese Geschichte soll jetzt aber mal das Gemeinsame über das Trennende stellen. Folgend sind 10 aus dem Alltag gegriffene, größtenteils triviale Handlungsweisen und Objekte, die ich mehr oder weniger reflexartig von meinen Eltern übernommen habe. Über deren Beibehaltung habe ich mir bis heute wenig bis überhaupt keine Gedanken gemacht, und ich kann für deren Aneignung und Pflege auch nicht die Sozialisierung im Rahmen einer größeren gesellschaftlichen Normierungsinstanz, also Schule, Milieu, Kulturkreis als (zumindest unmittelbar) ausschlaggebend betrachten. Politisch weltanschauliche Belange habe ich, was wohl Sinn macht, aus dieser Aufzählung ausgeklammert.

  • 1. Meine Passhülle
  • 2. Zwei direkt aufeinander folgende Waschgänge beim Haare Waschen (keine Ahnung, wie das Verhältnis zwischen optimaler Pflege und Abnützung da wirklich ist)
  • 3. Ich mag Baden bei Wien.
  • 4. Das doppelte Umdrehen des Schlüssels im Haustürschloss. Ich weiß nicht, inwiefern das doppelte Absperren wirklich ein entscheidendes Hindernis für EinbrecherInnen in spe bedeutet. Jedenfalls befindet sich gleich im Nachbarblock eine Polizeistation, was für in diesem Berufszweig operierenden Menschen wohl eine substantiellere Beeinträchtigung darstellt.
  • 5. Das, ahem, Abdecken von fremden Klobrillen mit einer Lage Toilettepapier. Auch hier, keinen Schimmer, wie andere Menschen hier verfahren, ist auch nicht eines der Top5-Cocktailparty-Konversationsthemen
  • 6. Eine Vorliebe fürs Zugfahren
  • 7. Komplett unregelmäßige Ess-Zeiten. (Phew....Gott sei Dank)
  • 8. Meinen Bademantel
  • 9. Das Vertrauen auf den Tretroller als effektivstes Nahverkehrsmittel (mitunter in Kombination mit den Öffis)

Natürlich sollte man sich aber auch bei vielen Sachen emanzipieren, und sie auf eine eigene Art und Weise machen.

  • 10. Auf Holz klopfen. Nicht auf Holz zu Klopfen, wenn jemandem, der einem nahe steht, etwas entscheidend Erfreuliches widerfahren ist, macht mich echt beklommen.

Und Du? In welchen Angelegenheiten äffst Du Deine Altvorderen nach? Nur keine falsche Scham, es kann nicht jeder immer alles anders machen (Konserven gescheit aufmachen ohne Dosenöffner ist z.B. fast unmöglich).