Erstellt am: 8. 5. 2009 - 12:56 Uhr
Jeden Cent drei Mal umdrehen
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Zehn Prozent der österreichischen Bevölkerung sind von Armut bedroht. Das ist eine Statistik. Die nimmt man erstaunt zur Kenntnis. Armut wohnt in den Slums von Brasilien, vor den Toren Kairos und in den Steppen Zentralafrikas. Armut herrscht in rumänischen Kinderheimen und kurdischen Dörfern, aber in Österreich? Was bedeutet Armut in einem Erste-Welt-Land? Wenn man nicht auf Schulschikurs fahren kann, weil es sich die Eltern nicht leisten können? Wenn man kein Bankkonto bekommt, weil man die nötigen Sicherheiten nicht vorweisen kann? Wenn man sich die Lebensmittel im Supermarkt nicht mehr leisten kann?
"Ein positives Beispiel ist der Sozialmarkt in Kapfenberg, der in den normalen Supermarkt integriert ist, aber besondere Einkaufskonditionen für arme Menschen bietet."

armutskonferenz.at
Armut schafft ein Zweiklassensystem, das für alle sichtbar ist. "Man darf BürgerInnen mit sozialen Rechten nicht zu bittstellenden Untertanen machen! Nur all zu schnell verselbständigt sich der Trend weg von universellen sozialen Bürgerrechten hin zur aussondernden, almosenhaften Armenfürsorge," warnt Martin Schenk von der Armutskonferenz Österreich. Sind also Sozialmärkte, wie es sie in den meisten Bundesländern in der Zwischenzeit gibt, die richtige Antwort auf eine zunehmende Verschärfung der sozialen Lage? Oder schaffen sie Stigmatisierung, auch wenn finanziell schwache Menschen dadurch ihren Lebensmittelbedarf decken können? "Zugang für alle, gute Qualität, universelle Leistung und keine Beschämung", ist Martin Schenks Antwort.
Noch so eine Statistik.
Über 100.000 Haushalte sind in Österreich total überschuldet. Konkret heißt das: Täglich werden 40 Privatkonkurse angemeldet. Die durchschnittliche Verschuldung dabei beträgt 50.000 Euro. Krankheit, Scheidung, kein Job mehr. Die Verschuldung und somit das Abrutschen in die Armut betreffe aber in zunehmender Zahl auch junge Leute, die auf Pump leben, erklärt Alexander Maly von der Schuldnerberatung in Wien.

asb Schuldenreport 2008 / Grafik: Der Auer / Foto: Bilderbox
In vielen EU-Ländern sind die bei uns gängigen hohen Kontoüberziehungsrahmen unbekannt. Auch da haben wir bisher auf einer Insel der Seeligen gelebt. Wie gehen wir mit den verschärften sozialen Bedingungen um? Wo zeigen sich konkrete Spuren von Armut in unserem Umfeld - vielleicht im eigenen Leben -, die wir bisher nicht als solche benennen wollten?
Was bedeutet es, arm zu sein?
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Eine Diskussion im FM4 Jugendzimmer mit Martin Schenk, Sozialexperte bei der Diakonie Österreich und der Armutskonferenz, und Alexander Maly, Geschäftsführer der Wiener Schuldnerberatung. Heute, Freitag, von 19 bis 20.15 Uhr.