Erstellt am: 7. 5. 2009 - 11:55 Uhr
Killing In The Name Of
Who Killed The Electronic Car
Die Dokumentation "Who Killed The Electronic Car" (2006) ist auf DVD im Handel erhältlich.
Vor hundert Jahren hat das Elektroauto die erste Runde gegen die Treibstoffkonkurrenz knapp verloren, das entdeckte Öl wurde zu rasch zu billig. Bis heute fließt noch immer fast das gesamte Hirnschmalz der Ingenieurskunst in die Reduktion der Nachteile von Verbrennungsmotoren, die mittlerweile technische Meisterwerke sind, aber noch immer Treibstoff brauchen. Wer enthält uns leise surrende Zero-Emission-Vehicles vor? Die Dokumentation "Who killed the electric car" erläutert die oben gestellten Fragen am Beispiel von General Motors in den USA, einer Firma, die soeben den wirtschaftlichen Löffel abgibt. Aus einem der Henker wurde inzwischen ein Todeskandidat.
Die unmittelbar vergangene Zukunft
Nicht zuletzt wegen seines Smog-Dreckslochs Los Angeles beschloss Kalifornien in den Neunzigern eine Quote von zehn Prozent emissionsfreier Neufahrzeuge ab 2003. Eine Chance auf Neubeginn für die Autoindustrie bei gleichzeitiger Profitangst, denn Innovationen kosten immer viel Geld. General Motors antwortete zweifach. Zum Zeichen des guten Willens mit dem offenbar genialen Elektroauto "EV1", andererseits mit massivem Lobbying gegen das kalifornische "Zero Emission Mandate". Good Will versus Shareholder Value.
Sony Pictures
Schwerpunkt Mobilität
Heute in FM4 Connected und der FM4 Homebase (19-22): Was Radfahrer in Budapest nervt, welche Rolle Verkehrsplanung im öffentlichen Leben einnimmt, was das Auto wirklich kostet und und und...
Genial am EV1 war, dass GM ein von Grund auf neues Auto konstruierte, anstatt patschert in einen Ex-Benziner einen Elektromotor zu hängen, wie es die Konkurrenz teilweise bis heute macht. Das Ergebnis wird von einer Besitzerin im Film mit "cool, fast, sexy - everything Americans want" beschrieben. Idiotisch von GM war, die eigene Verkaufsabteilung mit "Aufklärungsanrufen" aus dem eigenen Unternehmen zu sabotieren. Tausendschaften potentieller Kundschaft wurden darin eindringlich auf die Nachteile von Elektroautos hingewiesen. Aus Kaufabsichten wurden Stornos. Ein Spiel auf Zeit, denn sobald das "Zero Emission Mandate" durch entsprechendes Lobbying aufgeweicht wäre, würden die EV1s entsorgt und wieder ausschließlich zum profitablen Verkauf "normaler" Autos übergegangen werden. Und so geschah es. GM verlangte, teilweise per Klagsdrohung, alle ausschließlich verleasten EV1s zurück und verschrottete sie.
Sony Pictures
Guilty or not?
Sechs potentiell Schuldige für den Tod des Elektroautos macht die Doku aus und analysiert minutiös, als da wären: 1) Konsumenten - wegen möglicher Ignoranz, 2) Batterien - wegen angeblich zu geringer Kapazitäten, 3) Ölfirmen - wegen des ganzen Gewinnes, der in Zukunft mit vorhandenem Öl noch zu machen ist, 4) die Politik - wegen möglichen Schwächelns und 5) Packelei, und 6) Brennstoffzellen - wegen eventuell überlegener Technologie. Die Lösung sei hier nicht verraten, nur so viel: es gibt nur einen Unschuldigen.
Abschließender Treppenwitz
Die Clinton Administration förderte die US Industrie zur Herstellung eines Hybridautos ergebnislos mit 9 Millionen Dollar, Öl-Buddy George W. stellte das Programm bei Amtsantritt hurtig wieder ein. Japan aber machte diese Technoförderung so nervös, dass intensiv am Hybridantrieb geforscht wurde. Toyotas "Prius" verkauft sich heute wie warme Semmeln, GM ist Pleite. Um es mit The Juan MacLean zu sagen: The future will come for everyone.