Erstellt am: 9. 5. 2009 - 10:11 Uhr
Ringelreia
Die heutige Ausgabe der Small Screen Stories widmet sich dem Ringelreia der Discokugel. Alles dreht sich.
Nach stundenlanger Ekstase beschließt du dir an der Bar ein Getränk zu holen. Du schwitzt und weißt ohnehin nicht mehr, wo oben oder unten ist. Die Beats haben dein Hirn windelweich geschlagen. Du stehst auf der Tanzfläche und plötzlich erwischt dein Blick die Spur der Discokugel. Du folgst der Spur. Aber all die bunten Lichter und seltsamen Formen, die zum Bass zittern, führen dich nirgendwo hin. Immer nur im Kreis. Kurzum: Es ist wie im richtigen Leben.
Zum Aufwärmen: Simian Mobile Disco
Stille Post. Auch der Track Hustler hat ein Übervideo.
Das Video zu "Synthesise" ist aus den Live Visuals der Simian Mobile Disco hervorgegangen und purer Irrsinn. Die Simian Mobile Disco legt die mittlerweile mit allerlei buntem Unfug, toxischen Abfällen und leblosem Erdreich zugeschütteten Wurzeln von Techno frei.
Simian Mobile Disco spielen live am Melt! Festival im Juli in der DDR.
Als wäre das noch nicht genug, um von der Queen dafür die goldene Plattennadel samt Ritterschlag abzustauben, haben die Künstler Alex Sushon und Kate Moross dazu einen Clip gemacht, der die pure Energie von Clubvisuals ins Musikvideoformat übersetzt. Die hüpfenden geometrischen Muster, die wild zappelnden schwarzen Punkte, die im Basswirbel zitternden Lichtkegel: Noch nie war ein Clubrausch so billig wie beim Klick auf dieses unten stehende Play-Symbol.
Das Making-Of könnte auch "Club Visuals für Dummies" heißen.
Kate Moross ist übrigens nicht nur Visual-Meisterin bei den ehemaligen Simian, sondern auch fürs grandiose Artwork von Merok Records und The Teenagers, Mark Ronsons Art-Direction und eine eigene Linie bei Topshop verantwortlich.
Das Plattenspielerringelspiel: Moray McLaren
Wohin sich die Karriere von Moray McLaren drehen wird, traue ich mich noch nicht vorherzusagen. Entweder wird der schottische Singer-/Songwriter in finstere Musikkeller und auf schwach besuchte Pubbühnen zurückkehren. Oder er wird mit der bevorstehenden Zusammenarbeit mit dem Musikproduzenten Jonathan Shakhovskoy (bisher der Hilfssheriff von U2-Starproduzent Steve Lillywhite) groß durchstarten.
McLarens erster Song We Got Time erinnert an gute Britpop-Songs der klassischen Ära der frühen Neunziger. Überragend ist aber das Video dazu. Regisseur David Wilson greift tief in die analoge Trickkiste und baut ein Plattenspielerkarussell von nie geahnten Ausmaßen.
Zauberer, die ihre Tricks erklären, sind erstens blöd und zweitens langweilig: David Wilson macht es trotzdem und zeigt ein Making-Of.
Da gibt's ja diesen Effekt, dass Plattenteller, wenn sie sich schnell drehen, so wirken, als würden sie rückwärts fahren. Außerdem lässt sich mit Spiegeln eine ganze Menge anstellen. Wer jetzt eins und eins zusammenzählt, und sich dabei vergegenwärtigt, dass sich dieses Monstrum schneller dreht als dein Kopf nach einer durchgemachten Nacht, kriegt eine Vorstellung davon. Einfacher ist aber anschauen.
Die Welt ist eine Diskokugel und sie dreht sich: Dizzee Rascal
Wem jetzt noch nicht schwindelig ist, dem gebührt der Small-Screen-Stories-Drehwurmaward. Drum mach ich's jetzt wie der Animier-DJ im Vergnügungspark und frage: Wollt ihr noch schneller??!?
Dafür hole ich Verstärkung von Dizzee Rascal und Armand van Helden. Letzterer war imagemäßig in den letzten Jahren nur unwesentlich über den Animier-DJ im Vergnügungspark zu stellen. Aber wie John Travolta in Pulp Fiction oder Mickey Rourke in "The Wrestler" kommt auch er mit einer weirden Kollaboration wieder zurück auf den rechten Weg der (Un-)Tugend.
Grimegott Dizzee Rascal hat ihn für die erste Single seines neuen Albums Tongue In Cheek aus der Lethargie gerissen. Die Produktion ist hörbar vom aktuellen Treiben von Fake Blood oder Crux Records inspiriert. Im Video dreht sich alles wortwörtlich um einen Typen, der sich bonkers, also hinich, macht. Wollt ihr noch schneller??!?
Angeblich ist dieses Video nun gesperrt. Alternativlink: dailymotion
Drehwurmgefahr beim Legowalzer: The Glass
Zum Schluss geb ich dir noch einmal Zeit zum Durchschnaufen. Und zwar mit dem Quotenwortwitz der heutigen Small Screen Sessions: Was hilft einem der schönste Schwindel, wenn die böse Realität ganz anders aussieht?
Haha. Eben.
Dass sich die Realität in Comicform irgendwie einfacher abbilden lässt, wissen wir nicht erst seit Matt Groening. Schon Generationen von Kids vor uns haben sich ihre eigene Wahrheit aus Matador gezimmert, oder wie dieses Zeug heißt.
Der folgenden TV-Doku des öffentlich-rechtlichen Rundfunks von Legoland verdanken wir jedenfalls unser Wissen über den Alltag am Freiluftrave. Zuerst kommt ein Laster und baut das DJ-Pult auf. Dann kommen die Leute zum Tanzen, wobei ihnen die Haare ins Gesicht schlackern. Dann kommt ein Pirat und verkauft Eis oder so. Jedenfalls freuen sich alle sehr.
The Glass sind zu zweit. Einer ist New Yorker, der andere Berliner.