Erstellt am: 6. 5. 2009 - 14:51 Uhr
Die FM4 Bühne am Linzfest
Am 1. Mai ist es in Linz ganz schön drunter und drüber gegangen. Wie man auf den ORF-Bildern sieht, sind Demonstranten und Polizei aneinandergeraten. Fünf Verhaftungen und 20 Verletzte waren die Folge.
§ 9. (1)
An einer Versammlung dürfen keine Personen teilnehmen,
1.
die ihre Gesichtszüge durch Kleidung oder andere Gegenstände verhüllen oder verbergen, um ihre Wiedererkennung im Zusammenhang mit der Versammlung zu verhindern oder
2.
die Gegenstände mit sich führen, die ihrem Wesen nach dazu bestimmt sind, die Feststellung der Identität zu verhindern.
Der Grund für den Wahnsinn: die Polizei wollte die Identität von zuvor Vermummten feststellen, die gegen §9 des Versammlungsgesetzes verstoßen haben sollen.
Auch wir bekommen es jetzt natürlich mit der Angst zu tun: Wird unser favorisiertes Linzfest-Outfit zu einer Verhaftung führen? Oder gar zu einer Verletzung?
FM4
Angst
Johanna Jaufer von der FM4-Internetredaktion ist einerseits großer Fan des von Client praktizierten Electropunk, andererseits noch etwas verunsichert durch die Schweinegrippenpanik. Wird ihre Vermummung die Staatsgewalt auf den Plan rufen?
Susi Ondrusova hingegen ist nicht nur für ihre MusikerInneninterviews berüchtigt, sondern auch als wilde Anhängerin des so genannten Rock&Roll. Wenn ihr beim Handbangen zu den Songs von Kreisky wieder die Haare ins Gesicht stürzen: U-Haft?
Selber freu ich mich natürlich schon auf Jan Delay und Disko No.1. Trotz systemkritischer Haltung immer relaxt bleiben: das beeindruckt mich ungemein und hat mich auch zu meiner Kaffiyah Y’Israelit inspiriert, die ich am Linzfest gern über den Kopf tragen möchte. Gibts stattdessen eins mit dem Knüppel auf die Rübe?
FM4-Filmauskenner Markus Keuschnigg fühlt sich als Brillenträger vermutlich the sexiest Nudlaug alive, Erlend Øye, verbunden. In der Öffentlichkeit lässt sich Øye mit seiner berlinbasierten Band publicityträchtiger als The Whitest Boy Alive titulieren. Wird dem Markus am Linzfest sein Vollbart zum Verhängnis?
client, kreisky , jan delay , whitest boy alive
Keine Angst
Wie immer waren wir bloß zu blöd, das Gesetz zu Ende zu lesen. Da stehts nämlich eh.
Linz09
Das Gratisdraußenlinzfest in der Kulturhauptstadt: von 30.5.-1.6.2009 im
Donaupark zwischen Lentos Kunstmuseum und Brucknerhaus
(3) Darüber hinaus kann von der Durchsetzung der Verbote nach Abs. 1 abgesehen werden, wenn eine Gefährdung der öffentlichen Ordnung, Ruhe und Sicherheit nicht zu besorgen ist.
Insofern vertrauen wir eben darauf, dass die Bands auf der FM4-Bühne am Linzfest genug Ordnung, Ruhe und Sicherheit für alle mitbringen.
Client
Client sind die Roboterfrauen aus der Zukunft. Auf ihrer Mission, uns alle zu retten, haben sie sich ursprünglich verflogen und haben vorher einen Zwischenstopp in den Achtzigern eingelegt. Das könnte allem Futurismus zum Trotz den Einschlag Richtung Kraftwerk oder Joy Division erklären. Auf ihren Spezialeinsätzen haben sie bereits Martin Gore, Peter Doherty, Carl Barat und Douglas McCarthy gerettet. Zum Glück haben Client A, Client B und Client C (formally known as Charlotte Hatherley) ein schier unerschöpfliches Reservoir an Stewardessenuniformen: weitere Missionen sind also gesichert.
Kreisky
Zur Jahrtausendwende hat der Papst (der echte, nicht der deutsche) im Namen der katholischen Kirche eine Entschuldigung (mea culpa) für Verbrechen und so genannte Sünden im Rahmen von Inquisition, Glaubenskriegen und Judenverfolgung ausgesprochen. Was also Christen seit rund 1.000 Jahren können, die Kirche seit 9 Jahren kann, darf von der Österreichischen Band Kreisky nicht zu viel verlangt sein. Also titeln sie ihr aktuelles Album "Meine Schuld, meine Schuld, meine große Schuld" und schicken die Gemütlichkeit in den Keller. Das sehr österreichische und oft beklemmende Indie-Album wird zur Zeit allerorts gefeiert und beim Linzfest wohl auch.
Jan Delay & Disko No.1
Früher war er einmal ein absoluter Beginner - und außer Jan Delay selbst erinnert sich kein Mensch mehr an seine zig Pseudonyme, unter denen er seither aufgetreten ist. Ist aber total egal, weil man den deutschen Reggae-HipHopper an seiner markanten Entenstimme eh sofort erkennt. Zur Blütezeit des deutschen HipHop, zur Jahrtausendwende, ist der Song Söhne Stammheims entstanden: bis heute (auch in Linz) ein beliebter Demo-Klassiker. Von der Roten Armee Fraktion groovt sich Jan Delay in funkige Gefilde mit seiner Liveband Disko No.1. Auf dem Weg nimmt er gern auch einen Auftritt bei Live Earth mit. Oder beim Linzfest.
FM4
The Whitest Boy Alive
Der singende DJ aus Norwegen ist inzwischen Bandleader. Erlend Øye führt sein Berliner pack durch den Dschungel aus verträumtem Songwriting und verspielter Electronica. Durchaus tanzbar, durchaus intelligent, und - wie viele sagen - ultra sympathisch. Nach dem Debüt Dreams ist dieses Jahr das de-facto-Gegenstück Rules entstanden. Selbst inmitten eines dampfenden Partykessels ist bei den Rocker-Schüchtis Contenance das Zauberwort.
Die FM4-Bühne am Linzfest.
Am 30. Mai ab 18:00 Uhr.
Mit Client, Kreisky, Jan Delay & Disko No.1, The Whitest Boy Alive
Ab 23:00: FM4 Club mit Texta Soundsystem (feat. Dan, Flip und Laima) im Ars Electronica Center Skyloft.