Erstellt am: 30. 4. 2009 - 18:28 Uhr

Wir werden bouncen

Ich würde sehr weit reisen, um DJ Assault mixen zu hören. Ihr habt es diesen Freitag leicht: Der großartige Accelerated Funk DJ und Producer ist zu Gast im Wiener Fluc, um euch Straight Up Detroit Shit vorzuspielen.

Ghetto Tech, Booty Bass, Detroit Bass - es kursieren viele Stilbegriffe für das, was Dj Assault macht. Beats, die funktionalistisch, auf maximalen Impakt in der Becken-Arsch-Gegend ausgelegt werden kombiniert mit Texten, in denen es um Sex geht. Die Reduktion geht bis zur repetitiven Aufzählung primärer Geschlechtsorgane.

Ass & Titties

dj assault

Assault selber verwendet nicht die Bezeichnung Ghetto Tech für seine Musik. Nicht, weil ihn das Wort Ghetto stört, sondern weil er den Stil erfunden hat und deshalb auch das Recht hat, ihn zu benennen. Riesige Boxentürme mit mächtigem Bass, so soll Assaults Musik für den Arsch genossen werden. Es sind Meisterwerke, ohne dem Potential, diskursiv zerlegt zu werden. Es ist die direkteste, ehrlichste und beste Partymusik, die ich kenne, ex aequo mit dem in unseren Breitengraden sprachlich und sozial schwer übersetzbaren Funk Carioca. DJ Assault macht seit 27 Jahren Musik. 1982 begann er, beeinflusst von dem Stil der Radio DJs seiner Heimatstadt Detroit, zu mixen. Er hat Hip Hop Techniken mit anderen musikalischen Genres zusammengeführt, er verwendet in seinen Produktionen Elemente von House und Electro. 1997 erschien der Geniestreich "Belle Isle Tech".

Belle Isle ist ein Park auf einer Insel im Detroit River und irgendwann - bevor ich in Pension gehe - möchte auch ich dort mit meiner gepimpten Karre mit mächtiger Anlage vorfahren.

Humor, Sex , um die 140 BPM

Mit großem Vergnügen erzählt mir einer meiner in den USA zur High School gegangenen Freunde immer wieder die Epsiode, wie er auf High School Parties "Ass'N'Titties" von DJ Assault gespielt hat. Er erzählt von dem Empörungsturm, der daraufhin losgebrochen ist und die Begeisterung derjenigen, die den Ironietest bestanden haben.

Worüber man nicht reden kann, darüber soll man schweigen und schon gar nicht darüber lachen.

Menschen, die nach dieser Maxime leben, werden keine Freude haben mit Assaults Werk. Seine funktionalistischen Sex-Reime sind ehrlicher als der ästhetisierte, pinke Glamour-Schleim, der uns auf den Musikvideokanälen vorgesetzt wird und in dem sich ewige Jungfrauen mit zwei Kindern suhlen.

Die Plastik-Vamps, die gleichzeitig unschuldige Mädchen sein wollen, ohne Unterwäsche breitbeinig aus Autos steigen, aber sich die Nippel von ihren Photos wegretuschieren lassen, um ja nicht die Jugendschützer zu empören: Diesen nippellosen Sex empfinde ich als obszönes, deformiertes Bild von Frauen, und nicht den direkten humorvollen Ghetto-Biologismus von DJ Assault.

Wenn die Welt ehrlich wäre, dann wüsste Assault schon gar nicht mehr wohin mit den ganzen MTV Awards und Grammys.