Erstellt am: 29. 4. 2009 - 22:45 Uhr
Aphex Twin
Aphex Twin macht immer etwas Neues, es ist immer eine Überraschung und in vielen Fällen visionär und zukunftweisend. Und bevor ich in den Verdacht komme, ihn mit einen Überraschungsei vergleich zu wollen, lasst mich noch schnell hinzufügen: der Mann hat Stil. Man wird ihn immer erkennen können, trotz seiner unzähligen Pseudonyme.
Aphex Twin gibt nur ungern Interviews und für den Mythos ist nichts besser, als zu schweigen. In Anbetracht dieses Dokuments aus dem Jahre 1994, versteht man auch, warum. Es ist übrigens nicht Borat, der da die Fragen stellt:
Ok, das wäre geklärt und auch warum Aphex Twin nicht allzu oft Interviews gibt.
Richard D. James wurde 1971 geboren.1981 produzierte er mit Tonbandgeräten erste Tracks. Nummern, die er als 14-jähriger gemacht hat, sind auf "Selected Ambient Works 85-92" zu finden. Aphex Twin arbeitet in keinen Strukturen, außer seinen eigenen. Der Name "Aphex" stammt von einem Audiosignale verarbeitenden Equipment, das Twin ist eine Referenz an seinen bei der Geburt verstorbenen Bruder.
Dem Magazin Wire verriet er Mitte der 90er Jahre, dass ihm die Inspiration zu vielen seiner Kompositionen wärend luzider Träume oder von Synästhesien kommt. Eine Synästhesie (ich weiss es auch erst seit jetzt) ist die Koppelung von eigentlich getrennten Sinneswahrnehmungen, das heißt durch die Reizung eines Organs durch Klang, Farbe, Temperatur oder was auch immer, wird ein anderes Organ mitgereizt. Eine schöne Erklärung dafür, wie in Aphex Twins Produktionen einfache, schöne Melodien auf komplizierte Polyrhythmiken treffen.
1991 gründete er, der einer Legende nach zu dieser Zeit auf einem Kreisverkehr im Süden Londons lebte, sein eigenes Label "Rephlex". Rephlex lancierte auch den Begriff "Braindance", um die Musik von Aphex Twin und verwandten Seelen zu beschreiben. Ein exzellenter Sampler mit gleichem Namen existiert ebenfalls.
aphex twin
Anfang der 90er Jahre veröffentlicht er dann zahlreiche EPs unter verschiedenen Namen."Pac Man" spielt mit Sounds des Arcade Spiels und durch den Track "Digeridoo" schloss erstmals auch eine größere Öffentlichkeit Bekanntschaft mit Aphex Twin. Die Nummer, die laut Rolling Stone Drum'n'Bass vorwegnahm, erreichte damals Platz 55 der britischen Charts.
1995 entsteht unter der Verwendung von analogen Synthesizern das Album "I Care Because You Do", voller ausgeklügelter Spielereien, die auf mehreren Ebenen Sinn machen. Zum Beispiel enthält die Nummer "Ventolin" eine sehr hohe Frequenz, ähnlich dem Tinnitus, den man hört, wenn man das Asthmamedikament Ventolin überdosiert.
Am Cover des Albums ist zum ersten Mal Aphex Twins verzerrtes Gesicht zu sehen.
aphex twin
1996 veröffentlichte er als Aphex Twin ein Album, das den Namen "Richard D. James" trug. Einerseits ein brillanter identitätspolitischer Scherz, andererseits auch wieder eine Referenz an seinen bei der Geburt verstorbenen Bruder.
Auf dem "Richard D. James"-Album singt Aphex Twin außerdem zum ersten Mal. Zur Soundproduktion verwendete er unter anderen antike Heimcomputeroder gesampelte Kinderspielsachen als Percussion-Instrumente.
aphex twin
Im Jahre 1997 brach das Böse in Form von Aphex Twin über die MTV-Welt herein. Das Video zu "Come To Daddy" wurde von Chris Cunningham im gleichen Councel Estate gedreht wie Clockwerk Orange und hat bis heute nichts an Humor und Schock verloren.
"Come to Daddy" wurde als EP mit mehren völlig unterschiedlichen Mixes veröffentlicht. Im "Mummy Mix" hören wir Aphex Twins Mutter brabbeln und auf dem Stück "Funny little man" bietet uns die liebliche Stimme des Apple Computers Analverkehr an.
Der kommerzielle Erfolg von "Come to Daddy" wurde zwei Jahre später von "Windowlicker" noch übertroffen. Das Video ist eine weitere Zusammenarbeit mit Chris Cunningham und ein kapitalistischer Albtraum, eine Parodie auf HipHop-Video-Klischees. Wem dies zu wenig Albträume bereitet, dem sei noch diese Zusammenarbeit der Herren James und Cunningham empfohlen.
aphex twin
Der zweite Track auf der Windowlicker-EP ist eine experimentelle Nummer, die als Namen eine lange mathematische Gleichung trägt.
Stellt man die Musik als Spectogram dar, sieht man wieder Aphex Twins Grinsen, das uns schon durch einige Videos und Plattencovers verfolgt.
Aphex Twin ist am Donnerstag, den 30. April beim Donaufestival in Krems zu Gast
2001 erscheint "Drukqs", ein Doppelalbum, auf dem er viel mit mutierten Pianosounds arbeitet. 2003 erscheint die Sammlung der Remixarbeiten, "26 Mixes for Cash". Apropos Remixe und schöne Halbwahrheiten: Aphex Twin wird unterstellt, auf eine Madonna-Anfrage nach einen Remix geantwortet zu haben, er mache es gern wenn sie auf alle Viere hinuntergehe und grunze wie ein Schwein. In einer anderen Version der Geschichte soll er dem Popstar geantwortet zu haben, dass die einzigen von Ihr stammenden Geräusche, mit denen er gerne arbeiten würde, das Quietschen ihrer Pussy sei.
In den letzten Jahren veröffentlichte Richard D. James seine streng limitiere "Vinyl 12 Inch Analord"-Serie. Gerüchteweise ist für dieses Jahr noch eine LP-Veröffentlichung auf Warp Records geplant.