Erstellt am: 25. 4. 2009 - 16:43 Uhr
Journal '09: 25.4.
Ich nehme Guave, Safran-Honig und Erdbeer-Joghurt. Und erst ein paar Meter später fällt mir ein, dass ich ja wieder einmal Himbeer-Eis probieren wollte, weil ich den Geschmack des Weltraums auffrischen wollte. Natürlich schmeckt das All nicht wirklich nach Himbeer, das All schmeckt gar nicht, luftleerer Raum, Vakuum, aber dieses Äthylformiat, ich nehme unwissenschaftlich an, diese Aminosäuren, die da scheinbar doch viel stärker anwesend sind als die Wissenschaft bislang vermutet hatte (wo im All auch immer), die haben eben was von Himbeer, sagt die Wissenschaft.
Und das ist eine zu poetische Vorstellung, um sie einfach so wegzudrücken wie die dutzenden anderen wissenschaftlichen, pseudowissenschaftlichen, erfundenen oder sich dann später eh als Unfug herausstellenden Erkenntnisse, die so alltäglich ankommen, im brav jeden Schas duplizierenden Medienalltag.
Auch weil sie an Bildern und Gedanken andockt, die man aus dem wirklichen Leben der All-Bewohner hat, also von Star Trek und Co. Und das ist ja allesamt realer als dieser nie bebilderte wissenschaftliche Kram. Die köchelnde Ursuppe in dieser Raumschiff Enterprise Next Generation-Folge, als irgendeine höhere Macht (die an das Ideal des guten Königs erinnert), den Captain Picard miterleben lässt, was gewesen wäre, wenn irgendein scheinbarer Zufall nicht eingetreten wäre (nämlich die Inexistenz der Menschheit), die verliert durch diese Himbeer-Entdeckung natürlich an Relevanz.
Weil die Zutaten für diverse Menschheiten, oder zumindest die Ursuppen für irgendwelche Populationen eh so zahlreich sind.
Exo

orf
Zudem wurde wieder ein Exo-Planet entdeckt, also eine Art Earth II, eine Welt, die Lebenbedingungen bietet, die unsereiner auch packen würde, theoretisch. Denn der Exo-Planet ist vollständig von Wasser bedeckt. Mir ist eingefallen, dass ich diesen so neu klingenden Begriff (den des Exo) auch bereits aus dem realen Science Fiction-Leben kenne, konkret aus Raumpatrouille Orion, wo von Exo-Terristen die Rede war.
Ich hab damals (in den diesbezüglich primär geprägten 70ern) immer Exo-Terroristen verstanden, auch weil diese Außerirdischen nie freundlich waren, und von Commander McLane immer mit fürchtiger Stimme angesagt wurden. McLane, der Tiroler Dietmar Schönherr, hatte nur einmal kein echtes Problem mit den Aliens, als er nämlich diesen von Frauen beherrschten Planeten erkundete.
Die waren zwar auch, wie sich erst allmählich herausstellte, gefährlich, aber es war eine gurrende, hocherotische Gefahr, in die man sich (gemeinsam mit Schönherr) vor Lust zitternd gerne begab.
Die Kluft zwischen den McLanes und Picards und den echten Raumfahrern war in dem Moment, wo die den Cowboy-Charakter der ersten Generation, der Gagarins und John Glenns, der Titows und Shepards verliessen, unübersehbar.
Helden-Epos vs. Maschinenbestimmtheit
Es ist wie in der Formel 1: Solange man das Gefühl hatte, dass es ein todesmutiger Mensch war, der ein unvollkommenes Gerät, das jederzeit auseinanderfallen konnte, in eine Extremsituation steuerte, solange brannte die Luft rund um diesen Helden. Ab dem Moment, wo die Maschine die Kontrolle übernimmt und es nur noch um Piloten-Optimierung geht, schnuppert man nur noch Fadgas.
So gesehen war Ayrton Senna der letzte Astronaut.
Und sicher ein besserer als die echten, die der Post-Mondlandungs-Phase. Da hat, ebenfalls jüngst, einer derer, die in einer Apollo-Kapsel mit einer Nummer jenseits der 11 auf dem Mond gelandet ist, die Echtheit diverser Mythen aus Roswell bestätigt. Und das, wo der legendäre Alien-Obduktions-Film doch seit Jahren als gaghafte Fälschung bekannt ist.
Der angesprochene Mondspaziergänger, ein Edgar Mitchell, hat was von dieser Figur aus Little Britain goes America, wo David Walliams den Bing Gordyn, den elften Mann auf dem Mond spielt, einen grotesken und unterbeschäftigten Pensionär, der sich Handwerker und Pizzaboten nach Hause bestellt, um ihnen seine Mond-Geschichten erzählen zu können.
Der Hintergrund ist schon echt: Es interessiert keinen, was die alten Raumfahrer zu erzählen haben. Die einen glauben sowieso an eine Hollywood-Inszenierung der NASA-Raumflüge – schließlich ist Tom Hanks als Captain der Apollo 13 schon ein echter diesbezüglicher Fingerzeig – andere sind an einem letztlich toten Gesteinshaufen zurecht nicht ernsthaft interessiert (das kann frühestens die erste Mars-Reise wieder zurechtrücken) und außerdem fehlt das Heldenepos, die Gefahr.
The Right Stuff
Auch der elfte Mensch am Mt. Everest ringt einem nur ein Kopfnicken ab. Es sei denn, es handelt sich um einen ohne-Sauerstoff-Geher und G’schichtldrucker wie Reini Messner.
Komischerweise sind die ersten Astronauten aus "The Right Stuff" wohl um Einiges bekannter als die tatsächlichen Apollo-Mondlander. Von denen kennt man nur die Premieren-Crew, den All-American-Lächler und Miller-Satz-Aufsager Neil Armstrong (der sich ohnehin dauernd mit Louis und Lance rumschlagen muss) und den ob seiner Nummer 2-Rolle verrückt gewordenen Buzz Aldrin; und die Apollo 13-Crew (Lovell, Haise und Swigert, den ich mir wegen der Ähnlichkeit mit dem Apollo 9-Piloten, einem Schweickart, gemerkt habe), die mit dem Houston-Problem. Der Rest hat tatsächlich ein Little Britain-Schicksal.
Schon die Apollo 12-Besatzung - einfach vergessen. Ich schau mir die alten Listen an und finde heraus, dass mir der Apollo 9-Commander McDivitt (der den Mond nicht einmal aus der Nähe sah) mehr sagt, als die Besatzungen von 15, 16 und 17 zusammen.
Wen keiner mehr kennt, von dem will auch keiner was hören.
Und selbst wenn: Diese Burschen haben keine Ahnung, wie der Weltraum schmeckt. Sonst hätten sie das mit Himbeer ja schon längst erzählt.