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Martin Blumenau

Geschichten aus dem wirklichen Leben.

22. 4. 2009 - 18:03

Journal '09: 22.4.

Schnell-Skizze.

Verena, die beste Ausstatterin der Welt, jammert nicht (das liegt nicht in ihrer Natur, sie kommt auch mit Pussycat Dolls zurecht) als ich sie Ende letzter Woche bei der Filmparty treffe, sie ächzt nur leicht. Jetzt geht‘s dann wieder los, erzählt sie, mit den Blicken.

Verena wird verwechselt. Mit Ursula Strauss.
Nicht dass sie ihr Zwilling wäre, aber die Ähnlichkeit reicht für den ersten Blick, dem dann ein prüfender zweiter (Issies wirklich?) folgt. Selbst Film-Leuten wäre das schon passiert, sagt Verena, einmal hat sie sogar ein paar Minuten lang mitgespielt, bis zu dem Moment wo... aber das ist jetzt nicht der Punkt.

Ursula Strauss = Kommissarin Angelika Schnell

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Frau Strauss

Ursula Strauss ist kein Superstar, den jeder auf der Straße erkennen würde (obwohl: ich erkenne Schauspielerinnen nicht einmal in Filmen, wie sollte es dann ohne Schminke und Pose klappen?), aber doch ein Gesicht, bei dem man innehält, sich fragt, wo man diese Person denn hintun soll.

Als jüngst Revanche oscar-nominiert war, sagt Verena, war der Erkenn-Faktor wieder höher. Wenn ein Bild, ein Mensch überall zu sehen ist, dann tasten die Alltags-Blicke eventuelle Ähnlichkeiten deutlicher ab. Und jetzt, ab Dienstag mit der neuen Fernsehreihe…

Die Reihe heißt „Schnell ermittelt“

ist von Eva Spreitzhofer und Michael Riebl und versucht sich in der Kunst ein funktionierendes Missing Link zwischen langausgebreitetem Tatort (90 Minuten) und der mit der halben Zeit auskommenden schnellen Krimi-Serie zu kreieren. Die Amis schaffen das, indem sie ihre Figuren (die Verdächtigen und Bösewichte) schnell skizzieren, um dazwischen mit den folgenübergreifenden Besonderheiten des Stamm-Personals zu spielen. Die Deutschen scheitern dabei vor allem an ersterem; also der inhaltlichen Qualität, ehe sie dann auch noch am Tempo scheitern.

Diese österreichische Produktion schafft den Spagat, positioniert sich schon in der ersten Folge sehr promising, wie man so sagt. Kein Wien-Werbungs-Schnickschnack a la Soko Donau, keine Dodel-Rücksichtnahme durch ständige Dialog-Kommentierung dessen, was man eh grad sieht/gesehen hat, womit schlechte Serien ihre Zuschauer unterschätzen/für blöd verkaufen.

Gerichtsmediziner Schnell, Kommissarin Schnell

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Herr und Frau Schnell

Stattdessen ist die 1. Folge dazu da, das Stammpersonal auszustellen, die flapsig-denkschnelle Kommissarin (Frau Schnell eben), ihren diesbezüglich etwas behäbigen Kollegen und den unruhigen Gerichtsmediziner, der (wie oft auch im Leben) der Ex-Mann der Kommissarin ist, dazu deren 2 Kids (keine Teenager -> keine Disco-Szene, danke!). Der Fall, im Grusel-Milieu tatsächlich existierender Basis-Kirchen-Irrsinniger angesiedelt, spielt insofern mehr als nur eine Tapeten-Rolle, als das Opfer vorm geistigen Auge der Hauptdarstellerin durchs Gesichtsfeld turnt; nicht anstrengend, nicht übertrieben, nicht 6 feet under-mäßig spooky, sondern so nebenbei wie es eben der Tagtraum, die kleine Fantasie ist.

Dieses Understatement

findet sich überhaupt auch im Dialog wieder, der unprätentiös und filmisch daherkommt, ohne bedeutungsschwere Groß-Aufnahmen oder künstliches Drama. Das hat sicher auch mit der Qualität der Akteure zu tun: Strauss und Andreas Lust waren schon in Spielmanns Revanche als problematisches Paar sehr glaubwürdig.

Contact High ist, das hab ich erst nachträglich gemerkt, nicht zufällig genau am letzten Wochenende anglaufen, das war pure Absicht – schließlich waren da die 24 Stunden von Le Mans

Irgendwie schließt „Schnell ermittelt“ diesbezüglich an Contact High an: das gespreizte Sätze-Abstellen der Schauspieler der alten Schule ist da wie dort einem zeitgenmäßen Delivern der Dialoge gewichen. Was im Übrigen in den deutschen Synchronisationen, vor allem bei Serien, kaum rüberkommt. Die wirken deswegen oft (zurecht) so bochen, hölzern und sprachlich undifferenziert, weil die Dramatisierung von Wenzel-Lüdeckes Nachfahren immer noch im Zeitalter der „Bezaubernden Jeannie“ festhängt, wo sich die High-Class-TV-Serie da längst die Dialog-Qualität des Kinos erreicht hat.

Gut dass sich „Schnell ermittelt“ da entzogen hat. Und gut möglich, dass sich die gute Verena in den nächsten Wochen recht oft angaffen oder ansprechen lassen wird müssen. Es werden wohl eh nur Freundlichkeiten sein.