Standort: fm4.ORF.at / Meldung: "Dann schlägt dein Herz"

Christian Pausch

Irrsinn, Island, Ingwer.

24. 4. 2009 - 08:54

Dann schlägt dein Herz

Olli Schulz hat in Klagenfurt ein FM4 Überraschungskonzert gespielt und nun brennt für die BewohnerInnen dieser Stadt eine Kerze in der Kathedrale seines Herzens.

In der Klagenfurter Bahnhofsstraße herrscht Ausnahmezustand. Es ist fast acht Uhr abends und aus jeder Gasse kommen sie angelaufen:

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Christian Pausch

Olli Schulz-Fans und solche, die es noch werden wollen. Im KAMOT - dort wo sonst Jazz-Virtuosen und Blues-SängerInnen ihre Künste darbieten - wird heute der charmante Hamburger Wahl-Berliner mit vier Freunden ein exklusives FM4 Überraschungskonzert zum Besten geben.

Olli hat sein viertes, neues Album "Es brennt so schön" im Gepäck und das wissen auch die Massen, die sich auf dem Gehsteig der Bahnhofsstraße kaum mehr einkriegen können vor Aufregung. Schon lange bevor die schweren Tore des Jazzkellers KAMOT offiziell geöffnet werden, betteln und bitten die Klagenfurter um Einlass - und das nicht nur weil es mit Einbruch der Dunkelheit immer kälter wird.

Christian Pausch

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Noch schnell einen FM4-Lutscher in den Mund - "Ein Lolli für Olli", wie es eine der Wartenden passenderweise ausdrückt. - und rein ins KAMOT. Über eine altehrwürdige Steintreppe kommt man hinunter in das Kellerlokal. An den Wänden hängen unzählige Bilder von Größen der Jazz-Szene, die meisten davon mit Unterschrift und Dankesgrüßen, die davon erzählen, dass hier schon einige bedeutende KünstlerInnen zu Gast waren.

Dieser Stadt kann nichts besseres passieren.

Olli Schulz erklärt uns währenddessen im FM4 Interview, dass er seinen Album -Vorboten "Mach den Bibo", doch nur "als Persiflage auf all diese Mitmach-Songs" geschrieben habe. Außerdem erzählt er von neuen, geheimnisvollen TV-Projekten mit seinem langjährigen Kumpanen Max Schröder, alias Der Hund Marie, die man im Winter 2009 zu sehen kriegen wird. Er ist zum ersten Mal in Klagenfurt, aber es gefällt ihm so gut, dass er sofort die Ehrenbürgerschaft beantragen will, denn "dieser Stadt kann nichts besseres passieren, als dass ich hier spiele." Das ist keine Überheblichkeit, das ist Ollis unverwechselbarer, bissiger Humor, der sich auch auf der Bühne noch zeigen wird.

Christian Pausch

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Ein etwas fröstelnder Olli Schulz vor dem Gig im Interview mit Kollege Christoph Kobza.

Unten im KAMOT hängen schon die Schweißtropfen von der Diskokugel, denn das Lokal ist bis auf den letzten Platz gefüllt. Glücklich die, die einen der begehrten Sitzplätze ergattert haben, auch wenn man sitzend nicht tanzen kann. Nachdem DJ Harry Krishner das Publikum so richtig angeheizt hat, sodass dieses sich wieder gezwungen sieht, sich mit massig kühlen Getränken zu versorgen - ein Teufelskreis - betritt um 22 Uhr endlich Olli Schulz mit seiner vierköpfigen Mannschaft die Bühne.

Wenn das Leben dich beißt.

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Christian Pausch

Mit diesem Stück von seiner vorletzten Platte "Warten auf den Bumerang" beginnt Olli Schulz sein heutiges Set. Er spielt keineswegs nur Klassiker, er ist gewillt das Publikum von seinem neuen Album zu überzeugen, mit Songs wie "Isabell", "All you can eat", oder die neueste Single "Geheimdienst", die laut Olli Schulz einen "ziemlich fluffigen Abba-Beat" hat.

Ohne Frage tragen aber auch seine Entertainer-Qualitäten und das charmante Flirt-Verhalten gegenüber den Zuhörern dazu bei, dass sie ihm ohne Widerrede verfallen. "Für euch wird immer eine Kerze in der Kathedrale meines Herzens brennen, meine Freunde", sagt er bewusst kitschig und lächelt schüchtern von der Bühne herunter.

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Christian Pausch

Übertreibungen neigen zu mir.

Während anfangs alles noch ziemlich friedlich abläuft, erzählt Olli bald zwischen den einzelnen Liedern von seiner Feindschaft mit Bushido, seiner nicht immer harmonischen Wohngemeinschaft mit dem Rapper Massiv und seinem Hass gegenüber der Band Juli, denn er versteht nicht, wie Leute, die "zehn Jahre jünger sind als ich, so langweilige Musik machen können." Klar: viele seiner Geschichten sind erfunden und ausschließlich zum Anregen der Lachmuskeln gedacht, aber dass die gesamte deutsche Musikwelt die Akkorde seines "Song ohne Grund" gestohlen hat, stellt er eindrucksvoll unter Beweis, indem er während dem Song gleich neun (!) Chart-Hits anderer Künstler einbaut und es stimmt: die Akkorde passen, wie die Faust auf's Auge. Meistens zumindest. Christina Stürmer, Tokio Hotel und Polarkreis18 werden von Olli Schulz genauso gedisst, wie Mia., Herbert Grönemeyer, Rammstein oder die befreundeten Tomte.


"Ab jetzt tut's nur noch weh" und "Dann schlägt dein Herz" im Überblick!

Olli kann es sich leisten, denn keinem im Pulikum entgeht, dass er das alles gar nicht so ernst meint und ja eigentlich ein ganz ein Netter ist. Seine Liebe FM4 spricht er ganz offen aus, dichtet sogar spontane Liebesgedichte, mit schwierigen Reimfolgen aus den Wörtern Bier, hier, wir, vier und erfindet neue Sprüche, die wir unbedingt auf Plakate drucken sollen: "FM4 - Der Sender mit dem Ständer" zum Beispiel.

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Christian Pausch

Nächte voller Fehler, Tage ohne Sinn.

Ollis Repertoire reicht von melancholischen über optimistische bis hin zu den übertrieben partytauglichen Songs. Dass er wegen seinem Song "Mach den Bibo" von manchen als Verräter der Deutschrockszene bezeichnet wird, juckt ihn wenig, dennoch spielt er das Lied heute nicht. Dafür aber eine Cover-Version von "Kaiserwetter", ein Song der Hamburger Punkband Razzia - und natürlich viele seiner eigenen Hits, wie "Dann schlägt dein Herz", oder "Die Ankunft der Marsianer".

Überraschungen die schon waren

- im Archiv (vor 2009)

Eine Mischung, die dem Publikum mehr als gefallen hat. Kratzende Stimmbänder vom vielen Jubeln und rotgeklatschte Hände sprechen Bände. Nach einer ausgiebigen Zugabe wird der Backstage-Raum von Groupie-ähnlichen Fans und Autogrammjägern gestürmt und auch der Merchandise-Stand mit dem neuen Album "Es brennt so schön" war in Windeseile leer gekauft.

Olli Schulz hat mit "Es brennt so schön" wieder einmal bewiesen, dass noch so viel in ihm steckt, was die Welt hören muss. Und das Klagenfurter Publikum hat heute bestätigt, dass die Welt nur darauf wartet, seine Botschaft zu vernehmen.

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Christian Pausch

Auf ein baldiges Wiedersehen, Herr Schulz!