Erstellt am: 22. 4. 2009 - 12:00 Uhr
Fußball-Journal '09-28.
Zum Vergleich:
Einer von 1378 vom 28. 3. 06
Einer von 1335 vom 20.11. 06
Ausflug in die Südstadt vom 12. 7. 08
und: Einer von 366 vom 26. 7. 08
Es ist besser einer von 2536 zu sein, als einer von 1378 oder einer von 1335, wie bei anderen Ausflügen ins Horr-Stadion, auch zu Cupspielen.
Vor allem weil diese Matches von der 1. Mannschaft der Austria Wien durchgeführt wurden, das gestrige erste ÖFB-Cup-Semifinale aber von den Austria Amateuren, also dem B-Team des Rekord-Cupsiegers gehostet wurde.
Und die haben sonst keine 450 Besucher.
Es ist auch ein Fortschritt zu den bisherigen Saisonbegegnungen mit dem Kontrahenten, der Südstädter Admira, zuschauertechnisch. Weil ja zuschauermäßig die letzten Jahre überhaupt einiges bergauf ging, im heimischen Club-Fußball.
Warum es trotzdem ein ganz mieses Zeichen ist, wenn sich zwei Zweitligisten im nationalen Cup-Halbfinale gegenüberstehen, und warum ein zwar verbesserter und dann auch echt gut gutgemeinter Hundskick trotzdem ein Armuts-Zeugnis darstellen, und wieso dieses Zeugnis richtig ist, das ließ sich gestern Abend im Horr-Stadion bei dieser Partie, die über einen Teilnehmer an der European League 2009/10 vorentscheidet, exemplarisch verfolgen.
Austria Amateure vs. Admira
wurde von zwei Coaches der älteren Schule, von zweien aus der Cordoba-Generation gelenkt. Beide, Hans Dihanich auf der einen, Walter Schachner auf der anderen Seite kamen 1978 zu einer Austria Wien, die nicht nur etliche WM-Teilnehmer gestellt hatte, sondern sich auch in einem europäischen Cupfinale wiedergefunden hat.
Vielleicht ließen sie ob dieser Schicksalsgemeinschaft ihre Teams auch ident spielen, taktisch, mit einem 4-4-2 mit zwei zentralen Defensiven; also dem guten alten Sacchi-Milan-Konzept, das ab 1988 bis in die 90er hinein als vorbildlich galt. Etwa dort ist Schachner (wie viele seiner hiesigen Coaching-Kollegen) dann auch steckengeblieben, entwicklungsmäßig. Was vor fünf Jahren, zumindest (und erschreckenderweise) in Österreich noch dazu reichte, als Einäugiger unter Blinden gute Bilanzen zu erreichen. Mit dem GAK oder der Austria (wir erinnern uns an die Schoko-Tabelle...), klappte das noch, zuletzt dann nicht mehr so wirklich.
Mittlerweile ist Schachner der Wunderwuzzi für Großsponsor Richard Trenkwalders hoffentlich langfristig und seriös angelegtes Langzeitprojekt Admira in der Südstadt, übernahm dort von einem überfordertem Heinz Peischl (dem aktuellen Constantini-Assi im Nationalteam) und führte das Team mit dem zweitgrößten Potential in dieser Liga auf den zweiten Platz; und gestern auch ins Cupfinale.
Weil er auf einen Gegner traf, der (wegen diverser Ausfälle) tatsächlich (und vor allem in der Abwehr) nur die dritte Garde aufbieten konnte; und auf einen Trainer, der überhaupt nur die Kopie der Kopie (also der Schachners selber) ist und deswegen wirklich auszurechnen war.
Ideenarm
Schachner setzte die schwache Austria-3-Abwehr mit gleich vier körperlich starken Offensiven brutal unter Druck (was zur Führung führte) und zog nach dem Ausgleich die Schraube noch einmal (vor allem durch die Einwechslung Seebachers) an. Das, und die leichte spielerische Überlegenheit in der Zentrale (wo vor allem Daniel Toth und Hota eben mehr konnten als die ideenarmen Metz und Korsos) entschied ein drittklassiges Spiel.
Wie arm die Partie gecoacht wurde, zeigte sich in der Tatsache, dass es Dihanich erst in der 91. Minute, beim Stand von 1:3 wagte, sein System zu ändern, und auf ein 3-5-2 mit einem zentral offensiven Mann umzustellen. Das ist so zu spät und so Alibi, dass es schmerzt.
"Brauchst dir kaan merken von heut! Könnan olle nix!" rief mir ein Kollege, der sich über meine Anwesenheit wunderte, vor dem Spiel hinterher. Seh ich erstens nicht so (Toth, Pusic, Hanikel, Friesenbichler waren gut, die Admira-Bank hält mit Zakany, Mattes und Noel einige Hoffnung bereit). Ist zweitens auch keine seriöse Begründung für irgendwas. Nur weil die Matchberichte dieses Spiels glaubten, sich dem Niveau anpassen zu müssen, nichts hergaben, nichts erklärten, nichts analysierten, müssen nicht alle diesen Weg gehen.
Und drittens: eine Fußball-Szene, die ihr eigenes Cup-Semifinale nicht ernstnimmt, verwirkt das Recht auf eine zärtliche Behandlung.
Zunehmende Blendung
Das hat auch mit zunehmender Blindheit zu tun. Ein im Vergleich schnelles und taktisch auf gutem Niveau geführtes Spiel wie das sonntägliche Meeting zwischen Sturm (Foda) und Kärnten (Schinkels), dem man einzig die hohe technische Fehlerquote vorwerfen kann (aber das ist in Österreich Standard), erfuhr bei Experten Peter Stöger Verachtung, weil "keine Tore" gefallen sind. Für den ist nämlich nur "gut", was viele Tore hat.
Ein Hochgeschwindigkeits-Spiel mit viel Risiko (und viel Scheitern und Nichtgelingen) ist also in der heimischen Fußball-Szene zwischen steckengebliebenen Trainern, sogenannten Experten und den Teilen der unterausgebildeten Zuseherschaft ein Schas (weil ja nur ein 0zu0), während der taktische Hundskick der beiden, selbst für Zweitliga-Verhältnisse dürftig inszenierten Mannschaften im Cup-Halbfinale beidseitig zur tapferen "kämpferischen" Leistung hinaufgelobt wird.
Leider war die "Könnan olle nix!"-Anmerkung nicht auf die echten Nichtskönner in diesem ganzen Spiel gemünzt, also nicht so sehr auf die paar hoffnungsfrohen Akteure (die einzigen mit Potential), sondern auf mehr oder weniger alle Player im heimischen Fußball. Denn die werden, ganz "Trainer", nix mehr dazulernen.