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Martin Blumenau

Geschichten aus dem wirklichen Leben.

21. 4. 2009 - 16:03

Journal '09: 21.4.

Einmal im Jahr ist zu wenig. Anmerkungen zur demnächst beginnenden Eishockey-WM.

Ich liebe Eishockey.
Nein, ich liebeliebeliebe Eishockey.
Es ist eine dieser Lieben, die nicht leidet, weil sie sich aufs Gefühl reduziert, aufs rein Emotionale.

Die Vorrunde der EH-WM in Bern und Zürich startet am Freitag. Österreich spielt in der Gruppe mit Schweden, den USA und Lettland und wird letzter werden, und somit in die Relegation kommen, wo man sich (ab dem 1. Mai) gegen drei andere Loser durchsetzen wird müssen, um auch 2010 in Deutschland wieder in der A-Gruppe dabeizusein.
Die Großen spielen derweil in einer Zwischenrunde die Positionen aus, ab dem 4.5. gehts dann im Ko-System um den Titel, der Sonntag, den 10. 5. vergeben wird.

Infos auf der Website des Weltverbands IIHF. Das DSF überträgt etliche Spiele live, die Österreich- Spiele laufen auf ORF Sport Plus (tw1).

Seit mich mein Papa im Alter von 6 Jahren das erstemal zu einem WM-Turnier geschleppt hat (dem ersten, das jemals in Wien stattgefunden hat), seit ich dann zehn Jahre später das zweite als Teenager miterlebt habe, seit ich dann, noch zehn Jahre später, beim dritten das erstemal akkreditiert war, ich dann weitere neun Jahre später beim vierten den ersten Doppelsieger (die Tschechen, die von 5x Wien dann dreimal siegreich waren) beklatscht habe und seit ich vor vier Jahren das letzte WM-Turnier, das jemals in Wien stattfinden wird, intensiv begleitet habe, seither liebe ich Eishockey, Live-Eishockey.

Die halligen Geräusche, wenn der Puck vom Schläger angenommen wird, das knirschende Eis, die dumpfen Schmerzensschreie der an die Bande gecheckten, die schnelle Erregung von Zuschauern und Bank, das ebenso schnelle Abflauen in Richtung nächste Euphorie, die atemberaubend schnellen Szenen- und Tempo-Wechsel, selbst die dummen Orgel-Zwischensounds, ich liebeliebeliebe das.

Eishockey-Liebe

Weil in der Zeit, wo es für mich interessant gewesen wäre, auch eine Heimmannschaft zu begleiten grade kein Angebot gab, war ich als Kind Fern-Fan, verblüffenderweise vom KAC. Daran ist Sepp Puschnig schuld, der, soweit ich weiß, einzige österreichische Hall-of-Famer. Puschnig kam auch via TV als mächtige Figur rüber, als bescheidenes Idol. Und er schaffte es den damals prächtigste Legionär, einen Kanadier mit dem unfaßbaren Namen Adalbert Del Saint John mit seiner Schwester zu verheirtaten und so einzugemeinden. Zudem gab es dort einen Finnen namens Seppo Ahokainen, einen Mann von Kaurismäkischem Flair, der mir den Weg zum schönsten und traurigsten Fantum der Welt, dem als Unterstützer der finnischen Eishockey-Mannschaft, aufzeigte.

Ich wurde zum Groupie der Cold-War-Clashes zwischen Canada und der Sowjetunion, ich war vom Schicksal Vaclav Nedomanskys gerührt - die politischen Gegebenheiten, die sich da auf dem Eis, bei Weltmeisterschaften, bei Olympia, beim Canada-Cup widerspiegelten, waren zusätzliche Emotionsgeber.

Nur mit der heimischen Meisterschaft hat es zunehmend nicht geklappt - die verfolge ich seit Jahrzehnten nur sehr kursorisch; auch weil sich der Unterschied zwischen dem, was da von den allerbesten (auf WM-Niveau) und dem, was hierzulande aufs Eis gelegt wird, zu hoch ist.
Seit sich - via Globalisierung - auch ein wenig NHL zu finden lässt, ist mein Interesse an Live-Hockey im TV angewachsen; es ist allerdings zeittechnisch extrem beschränkt (andere Prioritäten halt, auch für Dinge, die ich nicht so sehr einfach liebe, sondern mit denen ich eine Beziehung unterhalte - was ja immer schwieriger ist).

Einmal im Jahr ist zuwenig, zugegeben

Der einzige regelmäßige Jahresfixpunkt ist im April, ist das jährliche Treffen der Besten (früher einmal der besten 8, dann der besten 12, jetzt der besten 16), den Weltmeisterschaften.

Bloß: einmal im Jahr ist zuwenig.
Ich merk's immer mehr. Wenn die unterjährige Beschäftigung ausbleibt, wenn ich Informationen nur noch dritthändig aufnehme, wenn mir die allermeisten der aktuellen Kaderspieler (von den Schweden oder den Finnen kenn ich gerade einmal noch je 5, von den Tschechen ganze 6) kaum noch was sagen, dann kann ich zwar gegenüber jenen, die völlig blank sind, noch eine Art Vermittlungsstatus einnehmen, aber ein echter Auskenner bin ich nicht mehr.

Nicht, dass ich jemals ein Super-Experte war - aber ein Liebender, der viel mit dem Herzen sieht, bei diesem so herzhaften Spiel.

Ich hab noch ein paar Tage um mich einzugrooven, einzulesen, mir noch was anzuschauen. Um dann besser Bescheid zu wissen als "Weltmeister wird einer aus den Top 5" oder "Österreich ist in der Abstiegsrunde gesetzt."
Ja, eh.
Aber weil ja Thomas Vanek, der einzige mit künftigen Hall-of-Fame-Chancen dabei ist, könnte man dort bestehen. Blöd, dass Captain Kalt fehlt, auch blöd, dass mit Thomas Pöck der zweite wichtige NHL-Spieler ausfällt. Super, dass Canada Danny Heatley mitbringt. Das Eisknirschen klingt via TV zwar nur halb so gut, aber was soll's, einmal im Jahr muss es sein. Auch wenn's zuwenig ist.