Erstellt am: 17. 4. 2009 - 14:27 Uhr

Es brennt so schön

Olli Schulz, ohne Hund Marie, dafür aber mit neuem Album und einem FM4 Überraschungskonzert.

Olli Schulz zündelt gerne.

Und ihm gefällt's, wenn's so schön brennt.

Das hört man auch von der ersten Minute an auf seinem neuen, vierten Album. Wütend und energisch singt Olli von den "blutenden Guten", die von den Schlechten geknechtet werden, wobei der Rest langsam ausstirbt. Und damit sind sicher nicht die Dinosaurier gemeint.

Ben Wolf

Schattenboxen

Was sich schon seit dem beigen Album abgezeichnet hat, dass der gebürtige Hamburger Musiker nämlich viel mehr drauf hat, als musikalisches Kabarett zu bieten, wird auch 2009 fortgeführt. Denn "Es brennt so schön" handelt von Einsamkeit, Geheimnissen, herzlosen Menschen, unserer "All You Can Eat"-Gesellschaft oder der Einsicht, dass man mit jemanden nur zusammen ist, weil er/sie der verblichenen, großen Liebe ähnlich sieht.

Olli Schulz

Von einem Label zum anderen. Das vierte Olli Schulz Album ist diesmal auf Columbia/Sony erschienen.

Dementsprechend wirkt auch das Cover, auf dem ein Boxer sich auf seinen Kampf vorbereitet, wie eine Kampfansage. Gegen Beliebigkeit in der Popmusik, den Clownfaktor, den man Olli immer zuschreibt oder auch gegen die eigenen, eingefahrenen Muster. So richtet sich das Album musikalisch und von der Instrumentierung her wieder anders aus als der grenzgeniale Vorgänger Warten auf den Bumerang. Reduzierter, erdiger und kantiger wird auf der Gitarre geschrammelt, ins Klavier gehackt, am Schlagzeug gepoltert und ab und zu werden auch die Stimmbänder zum Bersten gespannt.

Keine Frage des Tierschutzes

M & Automat

Diesmal leider nicht dabei: Max Schröber alias Der Hund Marie.

Die veränderte Grundstimmung und der neue Sound der Platte hat sicher damit zu tun, dass zum ersten Mal Gitarrist Max Schröder, der Hund Marie, nicht mit von der Partie ist. Ein großer Schritt für den mittlerweile Wahl-Berliner Singer/Songwriter/Unterhalter. Zwischen anfänglicher Angst und späterer Zufriedenheit über diese Emanzipation haben die zwei befreundeten Produzenten Moses Schneider und Sven Meyer Olli geholfen, den Klang der Songs zu erarbeiten.

Und sie haben ganze Arbeit geleistet. Alle Stücke pendeln zwischen ausarrangiertem und spontanem Sound, sind auf das Wesentliche zusammengedampft und doch mit einigen Details geschmückt. So wird das Highlight, der Ohrwurm "So Lange Einsam" recht opulent angelegt, der einfache Kumpel-Song "Bloß Freunde" hingegen kommt lediglich mit akustischer Gitarre und Ollis Stimme aus.

Mach den Raab

Kritik an Olli Schulz und seinen Platten stellt sich mit vorhersagbarer Murmeltiertag-Wahrscheinlichkeit genauso ein, wie die Erwartung, Olli erzählt uns wieder seine lustigen, lächerlichen und aberwitzigen Geschichten auf der Bühne. Die größte Unstimmigkeit löste jedoch der Albumvorbote Mach den Biboaus, mit dem Olli bei Stefan Raabs Bundesvision Song Contest angetreten ist. So hat Olli Schulz zuvor beteuert, eher seinen Urin trinken zu wollen, als bei einer Raab Show zu erscheinen. Aber Menschen und ihre Meinungen ändern sich nunmal. Außerdem kann das Video mit "gueststar" Bela B. schon einiges auf der ironischen Ebene vorweisen.

Ben Wolf

Es rockt so schön

Beim ersten Durchhören brennt's noch nicht so schön, wie man es sich vielleicht erwartet hätte. Doch nach dem zweiten Mal züngeln schon die Flammen an den Ohren. Das vierte Olli Schulz Album versperrt sich etwas mehr, will eindringlicher gehört, will mehr Zeit, um erkundet zu werden. Und wenn man etwas wartet, dann weiß man auch, wie es wirklich um Olli Schulz, seine Produktion und seinem Willen zum Rock steht. Mehr sei an dieser Stelle nicht verraten. Außer vielleicht, dass Olli nach Österreich kommt und uns sicher mit einer neuen, skurrilen Show überraschen wird. Also legt die Balladen-Feuerzeuge weg, holt die Rockscheite heraus und fackelt die Langeweile ab.