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Christian Holzmann

Snap your fingers, snap your neck.

14. 4. 2009 - 12:14

Wenn Black Metal berührt...

Mit "Black Cascade" liefern Wolves In The Throne Room wohl eines der bisher atmosphärischsten Alben dieses Genres.

Bei Olympia im US-Bundesstaat Washington wird es bei eingefleischten Kurt Cobain Fans vermutlich klingeln. In Zukunft wohl auch bei so manchen Freundinnen und Freunden der blackmetallischen Anhängerschar, denn aus genau jener Kleinstadt kommen auch Wolves In The Throne Room, und die wollen selbige vermutlich zum Zentrum der Welt in Sachen Black Metal machen.

Cover des Albums "Black Cascade" von "Wolves In The Throne Room"

Southern Lord Records

Überhaupt kommen in letzter Zeit sowieso die wesentlich interessanteren Black Metaller von jenseits des großen Teichs, wie z.B. Nachtmystium, die ebenso wie die "Wolves" auf gängige Klischees und Dresscodes wie Nietenschmonz und Corpsepaint à la Pandabär verzichten, um sich lieber auf ihre Musik zu konzentrieren und ihren Hang zu Pink Floyd auszuleben.

Wo Nachtmystium bei "Assassins: Black Meddle Pt. 1" allerdings die 8-Minuten-Grenze eines Songs nicht überschreiten wollten, gehen die Brüder Aaron und Nathan Weaver sowie der 2004 hinzugekommene Sänger und Gitarrist Richard Dahlen mit ihrem dritten Album "Black Cascade" tatsächlich einen Schritt weiter und packen vier Songs (genau genommen sind es Epen) auf 50 Minuten.

Hütte im Wald, in jedem Fenster ein Mitglied der Band "Wolves In The Throne Room"

Southern Lord Records

Ich mag hier wirklich nicht esoterisch klingen, aber tatsächlich eröffnen sich ungeahnte Welten, in welche die Band einen mit "Black Cascade" einzutauchen gedenkt. Es gibt Alben, die findet man einfach gut oder sogar sehr spitze, es gibt aber auch welche, die machen "irgendwas" mit einem und zu genau jenen zählt dieses. Gern hüllen sich die drei Herren bei der Befragung nach den Songinhalten in Schweigen und lassen viel lieber deren Klangbilder für sich sprechen. Damit haben sie auch recht, denn jede Erklärung würde viel zu viel von dem entzaubern, was man da hört.

Lagerfeuer vor einer Hütte.

Southern Lord Records

Von im Black Metal sonst üblichen Themen wie Satanismus und Misanthropie ist das alles hier weit entfernt, dazu braucht man nicht einmal die Texte verstehen, dafür muss man nur halbwegs Sensibilität aufbringen. Die Kunst ist, dass das alles eigentlich ein Widerspruch in sich ist, denn hier wird (relativ gesehen) schon fast so etwas wie vorsichtiger Optimismus verbreitet und ist gleichzeitig so melancholisch und dermaßen Black Metal, wie es nur sein kann. Dieses Album berührt einen und genau das ist es, was für mich ein richtiges Album von einer Ansammlung guter Songs unterscheidet.

Bandfoto von Wolves In The Throne Room (Bandmitglieder sind absichtlich unkenntlich)

Wolves In The Throne Room

Die offizielle Homepage der Band:
www.wittr.com

"Black Cascade" klingt im allerersten Moment für manche vielleicht erschreckend, kalt oder gar abweisend, aber dieser erste Eindruck trügt. Wolves In The Throne Room haben sich zusammen mit Produzent Randall Dunn (SUNN O))), Earth) hörbar viel Mühe gemacht, auch den schönen Melodien einen angemessenen Platz einzuräumen. Ist man gewillt, diese auch zu entdecken, darf man sich auf wohlige Schauer über den Rücken freuen.

Die Bezeichnung "Ambient Black Metal" trifft hier zu 100 Prozent zu und Wolves In The Throne Room sind eine jener Bands, die dieses Subgenre definieren und damit dem Black Metal Aufmerksamkeit im positiven Sinne zuteil werden lassen. Denn von Hirnlosen, die meinen, diese Art von Musik für rassistische oder antisemitische Zwecke missbrauchen zu müssen, hört man leider viel zu oft. An "Black Cascade" werden sich viele messen lassen müssen. Freilich wäre es verfrüht, ein Album jetzt schon als Meilenstein zu bezeichnen, dieses hier könnte aber einer werden.