Standort: fm4.ORF.at / Meldung: "Trendy! Musikvideos in Asien drehen!"

Arthur Einöder

POP: Partys, Obsessionen, Politik. Ich fürchte mich vor dem Weltuntergang, möchte aber zumindest daran beteiligt sein.

8. 4. 2009 - 17:38

Trendy! Musikvideos in Asien drehen!

Die Small Screen Stories beten Richtung Osten.

Ich tu mir immer schwer, das Konzept hinter dem System Urlaub zu verstehen. Fernsehen, Internet, Bücher: alles kein Problem und irre praktisch, um neue Blickwinkel auf Dinge zu bekommen. Aber - sagen wir - eine Flugreise nach Indien zu buchen, um dort via Eisenbahnrundfahrt voll die armen Leute und voll den anderen Lebensstil kennenzulernen, um nach drei Wochen wieder einen Cafe Latte im Tribeka zu bestellen, das will mir nicht ganz einleuchten. Da fahr ich lieber mit dem 18er auf den Matzleinsdorfer Platz. Ist auch irgendwie arg.

Trotzdem gehts im Sommer für mich nach China, weil feig daheim sitzen und alles besserwissen können die ÖsterreicherInnen ohnehin schon gut genug. Schon jetzt bin ich so richtig im Reisefieber, was dazu führt, dass ich mir aktuell gern asiatisch angehauchte Musikvideos anschaue. Allzu viel kenne ich noch nicht, deswegen freue ich mich besonders über Ergänzungen und Empfehlungen.

Shanghai

Zum Themenkomplex China und Olympia empfehlen sich die Videos von der Eröffnungszeremonie (hier) und von Guns'N Roses (selber suchen weil nix offiziell)

In den so genannten Medien war gerade letztes Jahr viel davon zu hören, dass China gern schummelt. Angeblich sind nicht nur die Kugelstoßerinnen dort fake, sondern auch die Kinder bei olympischen Eröffnungszeremonien. Empire Of The Sun lassen sich dadurch nicht entmutigen. Die vermutlich beste Band der Welt folgt in Sachen Namensfindung dem Klaxons-Beispiel und bedient sich beim HistoryChannel meets Science Fiction Autor J.G. Ballard. Dessen "Empire Of The Sun" ist im Shanghai des Jahres 1941 beheimatet, was die Australier zu ihrem Übervideo "Walking On A Dream" inspiriert hat, das ebenso in Shanghai entstanden ist. Als Referenz auf die Schummelchinesen haben sie das Video einer übersinnlichen Post-Production-Smog-Retusche unterzogen, was sich im Vergleich mit dem Making-Of-Video offenbart:

Hong Kong

Genau wie Shanghai ist auch Hong Kong dank britischer Vergangenheit und entsprechend geringem Menschenzoofaktor ganz oben auf meinem Asien-Trip-Wunschzettel. Dort gibts sogar eine Indie-Band, die Audiotraffic heißt, aber leider fürchterlich klingt. Weil es mir aber aktuell vor allem auf die schönen Hong Kong Bilder ankommt, und sich der Gesang von Frontmann Adrain Da Silva, den Fans von härterer Indiemusik wohl als "ehrlich" bezeichnen, spätestens beim dritten View fast wie von selbst abschaltet, ist das nicht so wichtig. Drei Mädchen turnen quer durch die Straßenschluchten von Lan Kwai Fong. Super! Der Club, in dem Audiotraffic hier auftreten, ist übrigens im echten Leben ein Billardladen.

Japan

Als Abwechslung, quasi für Zwischendurch bietet sich für Asienschwärmer das aktuelle Video des wundervollen San Diego LoFi-Punks Wavves an. Das spielt zwar in Japan, was nicht direkt auf meiner Reiseroute liegt, hat aber dafür einen super Song in der Hinterhand. "So Bored" hijackt ein Video der japanischen Girlpopband Flip Flap. Diese Perle von einem gutgelaunten Nineties-Popvideo musste Sänger Nathan einfach für eigene Zwecke einsetzen. Mit Musikvideos kennt er sich ohnehin aus: schließlich betreibt er nicht nur Wavves als One-Man-Show, sondern auch den HipHop-Videoblog Ghost Ramp.

Kevin Shields - City Girl, inklusive Lost In Translation Szenen.

Pandazoo

Wenn von Japan die Rede ist, darf natürlich einerseits Lost In Translation nicht fehlen. Andererseits dürfen wir niemals The Vapors in Vergessenheit geraten lassen. Das Powerpop-Onehitwonder aus England ist durch die inoffizielle japanische Hymne bekannt geworden. Wer sich das Video anschaut, muss sich vor lauter Achtzigerklischees, fotografierender Menschen und Textzeilen über praktische Ärzte, die in Menschen hineinschauen, fürchterlich fremdschämen. Aber das gehört dazu. Wer es gar nicht mehr aushält, darf sich die Jackass-Adaption des Themas zu Gemüte führen. Da wird der Gedanke vom Menschenzoo wunderbar umgedreht und die Jackasses randalieren in Pandakostümen in einer japanischen Stadt.