Erstellt am: 7. 4. 2009 - 18:19 Uhr
Das i auf dem DS
1983. Ein Klassenzimmer. Unter der Schulbank wird gespielt, in der Pause sowieso. Tricotronics sind aus dem Schulalltag Mitte der Achtziger kaum wegzudenken. Auf den kleinen Geräten haben Link und Zelda ihr Debut, Donkey Kong und Super Mario ihren zweiten Auftritt. Während auf der Verpackung hierzulande der Schriftzug "Tricotronic" prangt, steht auf den Geräten selbst der Originalname aus Japan: "Game&Watch", im Ursprungsland ohne das "und" ausgesprochen, also: "GameWatch". 59 derartige Geräte veröffentlicht Nintendo bis Ende der achtziger Jahre.
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Nintendo
Nach der GameWatch kommt der GameBoy: die erste tragbare Nintendo-Konsole mit auswechselbaren Modulen.
Der GameBoy wird in den folgenden Jahren ständig weiterentwickelt. Am Anfang noch schwarzweiß, dann mit Farbbildschirm. Schließlich eine Auffrischung von Grafik- und Rechenleistung in Form des GameBoy Advance, kurz darauf dessen Aufklappversion mit Hintergrundbeleuchtung. Mögliche Konkurrenten verdrängt Nintendo erfolgreich vom Markt. Bei den "großen" Konsolen sieht es allerdings anders aus: Konkurrent und Erzfeind Sony dominiert mit der PlayStation die Wohnzimmer.
Als Sony ankündigt, auch eine tragbare PlayStation namens PSP veröffentlichen zu wollen, glauben Marktbeobachter, dass es mit Nintendo's Dominanz im Handheldmarkt bald zu Ende gehen könnte. Doch die Prognosen irren, die Spieler wollen es anders. Nintendo veröffentlicht seinen GameBoy-Nachfolger DS, der zwar weniger elegant wirkt als die PSP, dafür aber über Retrocharme verfügt: der DS erinnert an das alte, aufklappbare DonkeyKong-Tricotronic. Diese Oldschool-Optik in Kombination mit neuartiger Touchscreen-Steuerung beschert Nintendo weiterhin Marktdominanz. Und die Firma entwickelt den DS, wie schon zuvor den GameBoy, ständig weiter. Und darum gibt es jetzt 2009 eine neue, die insgesamt dritte Version des DS, genannt DSi. Das i ist schließlich ein beliebter Buchstabe, vom Pod bis zum Phone.
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Nintendo
Rein äußerlich ist der DSi etwas flacher und matter – gut so. Aufgeklappt offenbaren sich etwas größere Bildschirme als bisher. Die wahren Veränderungen warten aber nach dem Einschalten: Zuerst beruhigende Ambient Musik ähnlich der Wii-Konsole. Eine Fotosoftware, mit der zwei ins Gerät eingebaute Kameras genützt werden. Deren Auflösung allerdings entspricht nur der eines durchschnittlichen Foto-Handys. Leider auch nur eine nette Spielerei: die eingebaute Audio-Recording-Software, mit der die eigene Stimme zwar gestrecht und gepitcht werden kann. Um Songmaterial oder vielleicht ein Radiointerview damit zu produzieren, reichen die Edit-Funktionen aber bei weitem nicht. Höchstens als Diktiergerät mit Effekten geht die Sache noch durch - schade eigentlich.
Im DSi Shop können Software und Spiele gekauft werden. Das Angebot ist noch bescheiden, aber das war es zu Beginn auch bei der Wii-Konsole. Heute tummeln sich im Wii-Shopping-Kanal Dutzende Download-Games - nicht nur Retrogames aus den Achtzigern und Neunzigern, sondern sogar Spiele ehemaliger Konkurrenten wie Sega. Ähnliches ist wohl auch für den DSi Shop heuer noch zu erwarten.
Gratis im DSi Shop gibt es den Web-Browser. Die Internetanbindung über WLAN versteht jetzt – im Gegensatz zu den Vorgängermodellen - auch WPA-Verschlüsselung, was wichtig ist, wenn man zu Hause ein sicheres Netzwerk haben will.
Traurig für Retro-Fans: Der Modulschacht für GameBoy-Advance-Module wurde entfernt. Stattdessen gibt es zum ersten Mal in einem Nintendo-Handheld einen Slot für Speichermedien, nämlich die von Fotoapparaten und Videokameras bekannten SD-Karten mit mehreren Gigabyte. Abeglegt werden können dort Fotos oder auch Musik – mp3-Files versteht der DSi nicht, dafür aber AAC-Dateien, die bei gleicher Bitrate wesentlich besser klingen. Warum Nintento dem User nicht die Wahl lässt, ist trotzdem unverständlich.
Hauptzweck des DSi ist natürlich das Spielen. Eines der ersten Download-Games für den DSi ist eine neue Ausgabe von Wario Ware – das wird diesmal mittels Kamera durch Bewegungen von Gesicht und Händen gesteuert und funktioniert erstaunlich gut.
Eröffnet wird mit dem DSi allerdings auch das Wettrennen zwischen Entwicklern und Hackern: Der DSi ist nämlich der erste Nintendo-Handheld, der fähig ist, sich ein neues Betriebssystem aus dem Netz zu saugen.Wer den "alten" DS oder DS Lite bisher für Homebrew-Software verwendet hat, muss beim neuen DSi mit den gleichen Problemen rechnen, die man schon von iPhone und PSP kennt: Mit jeden neuen Betriebssystem-Update werden frühere Hacks und Homebrews möglicherweise unbrauchbar.
Innovative Steuerung, Retrocharme kombiniert mit elegantem Design und neue Internetfunktionen: Auf jeden Fall eine Verbesserung, für die nächste Generation wünsch ich mir noch mp3s, Telefonie und Videoschnitt.